Landeshauptstadt: Cyberkrieg und schlechte Passwörter Eine Diskussion zur Snowden-Affäre
Passwörter sind gefährlich, denn sie sind ein offenes Einfallstor in Computer von Unternehmen und Privatleuten. Wo eigentlich ein komplizierter Schlüssel jeden weiteren Zugang verhindern sollte, herrsche noch immer Ahnungslosigkeit, stellt Christoph Meinel, Direktor des Hasso Plattner Instituts, fest.
Stand:
Passwörter sind gefährlich, denn sie sind ein offenes Einfallstor in Computer von Unternehmen und Privatleuten. Wo eigentlich ein komplizierter Schlüssel jeden weiteren Zugang verhindern sollte, herrsche noch immer Ahnungslosigkeit, stellt Christoph Meinel, Direktor des Hasso Plattner Instituts, fest. 12345 sei im Jahre 2012 das meist gebrauchte Passwort gewesen. Mittlerweile habe es eine leichte Verbesserung gegeben: 123456 sei gegenwärtig das häufigste Schutzwort.
Um die Sicherheit von privaten und wirtschaftlichen Daten ging es unlängst in einer Diskussion über die Enthüllungen des früheren NSA-Mitarbeiters Edward Snowden im Hasso Plattner Institut. Die Verstimmungen zwischen Deutschland und den USA im Zuge der Snowden-Affäre würden aber diesseits und jenseits des Atlantik deutlich verschieden interpretiert, sagte der deutsche Botschafter in den USA, Peter Wittig. Während in den deutschen Medien eine flächendeckende Diskussion darüber stattfinde, seien die Reaktionen in den USA durchaus zwiespältig, da Snowden immerhin als Regierungsmitarbeiter und Geheimnisträger Informationen unerlaubterweise weitergegeben habe. Das Vertrauen in die Geheimdienste habe Snowden dort jedenfalls nicht erschüttert. Der Missklang in den transatlantischen Beziehungen werde auch weniger schwer bewertet als in Deutschland. Die ehemalige Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) verwies auf viele freiheitliche Grundwerte und Traditionen, die Deutschland mit den USA verbinden würden. „Das wiegt viel schwerer als eine doch eher momentane Verstimmung.“
Viel wichtiger als das Ausspähen von Politiker-Handys sei letztlich eine Diskussion über die Datensicherheit, sagte HPI-Chef Meinel. Es gehe um das grundsätzliche Spannungsverhältnis von Freiheitsrechten, die der Einzelne gegenüber dem Staat in einer Demokratie haben und wahrnehmen müsse. Dagegen stünden die notwendigen Sicherheitsmechanismen, die der Staat zur Sicherheit seiner Bürger garantieren müsse. Die Gesetzgebung könne kaum mit der Entwicklung der Technik mithalten, so Meinel. Er sei Professor geworden, als es das Internet in seiner heutigen Form überhaupt nicht gegeben habe. Mittlerweile werde bereits über Cyberkriege diskutiert.
Die Debatte um Snowden sei ein willkommener Anlass, über die notwendigen Standards zur Datensicherheit nachzudenken, sagte Botschafter Wittig. Das gegenseitige Abwägen des angemessenen Umgangs mit Geheimdienstdaten zwischen USA und Deutschland und die gegenwärtig mit dem Abkommen TTip neu verhandelten Wirtschaftsbeziehungen könnten günstigenfalls weltweit Standards setzen.
Zum Thema Cybersicherheit und Bundestag sagte Bundestags-Vizepräsidentin Bulmahn schließlich: „Wir haben mehr als eine Handvoll Mitarbeiter, die den BND für den Bundestag überwachen und wir haben auch erheblich mehr als hundert Mitarbeiter, die sich mit Cyberkriegsführung befassen.“ Niemand müsse sich Sorgen machen, dass Deutschland im weltweiten Informationskrieg ins Hintertreffen gerate. Richard Rabensaat
Richard Rabensaat
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: