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Das kriminelle Potenzial des Internets wächst. Das zeigte eine HPI-Konferenz zur Cybersicherheit
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Terroristen, Extremisten und Kriminelle verlagern ihre Aktionen in immer größerem Umfang in soziale Netzwerke wie Facebook. Vor allem Rechtsextreme benutzten den Cyberspace, um miteinander in Kontakt zu treten, sich auszutauschen und gemeinsame Aktionen miteinander abzustimmen. „Sie flüchten zunehmend aus der realen in die virtuelle Welt, weil dort der Verfolgungsdruck niedriger ist“, erklärte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, am Dienstag auf einer Konferenz für Nationale Cybersicherheit am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Die Anonymität des Internets erlaube es kriminellen Usern, sich dort weitgehend unbeobachtet zu bewegen und miteinander zu kommunizieren. Laut Jürgen Stock, Vizepräsident des Bundeskriminalamts, bedienten sich Kriminelle überdies immer häufiger im Datenpool sozialer Netzwerke, um dort gezielt nach Opfern von Straftaten zu suchen.
Auf der Potsdamer Konferenz trafen sich zum ersten Mal Wissenschaftler, Wirtschafts- und Behördenvertreter aus der ganzen Republik, um über den Status quo und die Zukunft der Sicherheit im Datenraum zu diskutieren. Zwei Aspekte zogen sich dabei durch die Veranstaltung wie ein roter Faden: Das kriminelle Potenzial des Internets hat in den vergangenen Jahren zugenommen und seine kriminellen Akteure agieren immer professioneller. „Sie haben ein enormes Know-how, große Ressourcen und sind sehr gut vernetzt“, beschrieb BKA-Vize Stock die Cybertäter. Im vergangenen Jahr registrierten die deutschen Sicherheitsbehörden rund 60 000 Straftaten im Internet. „Und das ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisberges“, sagte Stock.
Laut Maaßen versuchen aber auch Staaten immer häufiger, wichtige Daten über das Netz auszuspionieren. „Es gibt ein Land, das im Bereich Cyber natürlich sehr, sehr stark ist, das ist China“, sagt der Verfassungsschutzpräsident. Maaßen begrüßte es ausdrücklich, dass die USA Gespräche mit China über die Internetaktivitäten des Landes führten. Es sei notwendig, dass man sich auf allgemeine Umgangsregeln und Spielregeln auch im Cyberraum verständigt. Darüber müsse auch mit China gesprochen werden.
Die deutschen Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass die Dunkelziffer der Cyberstraftaten um ein Vielfaches höher liegt – viele Vergehen werden von den Betroffenen nicht angezeigt und können deswegen nicht polizeilich verfolgt werden. Das trifft im Übrigen auch auf die meisten deutschen Unternehmen zu: Viele machen Cyberangriffe auf ihre Firma aus Scham oder Angst vor Reputationsverlust nicht publik. „Viele Unternehmen wissen gar nicht, dass sie über das Internet angegriffen werden“, sagt HPI-Direktor Christoph Meinel. Aus Sicht von Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien, geht die Unwissenheit noch tiefer. Nach einer Umfrage unter deutschen Unternehmen sehen 43 Prozent im Cyberspace keine Gefahr für das Geschäft. Auch existierte nur in jedem zweiten Betrieb ein Notfallplan für Cyberangriffe. „Diese Zahlen sind dramatisch“, sagte Rohleder. „Sie zeigen, wie wenig Bewusstsein es in den Unternehmen für die Problematik gibt.“
„Ich mache mir weniger Sorgen um die großen Unternehmen“, so der Deutschlandchef von Hewlett-Packard, Volker Smid. „Meine heutige Sorge gilt wahrscheinlich eher den sogenannten hidden champions im deutschen Mittelstand.“ Dort würden zwar Werkstätten mit Zäunen gesichert, Computer blieben aber oft ungeschützt. Sarah Kramer (mit dpa)
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