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Sport: Dabei zu sein, ist nicht alles

Andreas Erm arbeitet für eine olympische Medaille und ein großes Ziel: Korzeniowski, die Geher-Ikone, bezwingen

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Andreas Erm arbeitet für eine olympische Medaille und ein großes Ziel: Korzeniowski, die Geher-Ikone, bezwingen Als Andreas Erm ein Sportler zum Anfassen bei Dirk Thiele war, hat er ein besonderes Ziel ausgesprochen: er will Robert Korzeniowski schlagen. Bei solchen Sätzen beantwortet der Berliner in Potsdamer Reihen fragende Blicke mit einem Achselzucken. Profi sei er, er müsse sich hohe Ziele stecken. Nun will er den Doppel-Olympiasieger angreifen, die Geher- Ikone aus Polen. Viel Zeit bleibt Erm zum Erreichen seines Zieles nicht mehr, denn der 35-jährige Korzeniowski will seine zwanzigjährige Karriere nach den olympischen Spielen von Athen ausklingen lassen. Nach 15 nationalen Meistertiteln in Folge und zwei olympischen Goldmedaillen. Aber er tritt nicht ab, ohne Erm ins Spiel zu bringen. Denn kürzlich schlug er den 28-Jährigen verbal zu einem Medaillenkandidaten über 50 Kilometer Gehen in Athen. Dabei steht die große Frage, ob Erm einen Doppelstart wagt oder nicht, weiter im Raum. Die Vergleiche zwischen Trainer und Athleten holen Erm dabei immer wieder ein. Er wird gemessen an den Leistungen von Ronald Weigel, vielleicht auch bei einem Doppelstart in Athen. Denn Weigel, der 1992 in Barcelona Bronze über die Langdistanz holte, gewann vier Jahre zuvor bei einem Doppelstart zweimal Silber. Einzig die Bestzeit des Bundestrainers hat Erm bei den Weltmeisterschaften in Paris bereits erreicht. Die Erfolge in Edelmetall aufgewogen, führt Weigel noch vor Erm. „Das muss ich nicht haben“, sagt Erm zu einem Start über 20 und 50 Kilometer, sollte er merken, auf der kürzeren Distanz keine Chance auf eine Medaille zu besitzen. Nüchtern sieht er den olympischen Gedanken bei seinem Programm. Einfach nur mitmachen will der Sportsoldat nicht, „das habe ich schon einmal“. In Sydney wurde der Berliner vor vier Jahren Fünfter über 20 Kilometer, nun soll eine Medaille folgen. Das Ziel ist klar abgesteckt, lange hat Deutschlands Leichtathlet des Jahres 2003 darauf hingearbeitet. Und 2003 schon fast alles gewonnen. Trotz immenser Schmerzen und einer 16-kanüligen Spritzenkur vor dem Weg ins Stade de France ging er bei den Weltmeisterschaften in Paris an den Start, holte sich dabei Bronze und katapultierte die Geher für einen Moment ins Rampenlicht des deutschen Leichtathletikinteresses. Doch auch der Erfolg hat seine Spuren hinterlassen, in diesem Jahr sagte er Termine ab, um zwischen den Trainingslagern die wenige freie Zeit daheim im Prenzlauer Berg dem Training und der Olympiavorbereitung zu widmen. Zwei Stunden Training am Morgen, ein Sponsorentermin und danach wieder Training – Regeneration kannte Erm zeitweise nicht. Und gerade die ist nötig, um sein Trainingspensum für die anstehenden Aufgaben zu erfüllen. Was passiert, wenn er verletzt ist, hat er im Vorjahr hautnah miterlebt. Vergessen hat er die Schmerzen von damals noch nicht, die Ehren und Empfänge danach schon. In Geschehenem schweifen, zählt für Brandenburgs Sportler des Jahres nicht, sei es auch noch so schön – er hat die Zukunft im Blick: sowohl die sportliche, als auch die familiäre. Dennoch kann er auf eine bisher lupenreine Karriere zurück schauen: mit neun Jahren kam Erm zur Leichtathletik in Berlin-Marzahn, mit 13 zur Kinder- und Jugendsportschule des TSC Berlin und 1995 wurde er Junioren-Europameister. Seit nun anderthalb Jahren startet Erm für den SC Potsdam, hat seinen damaligen Trainer, Vater Siegfried Erm, gegen Weigel getauscht und fand so in die Erfolgsspur der internationalen Spitze. Drei Stunden, 37 Minuten und 46 Sekunden ging er in Paris und landete damit gut eineinhalb Minuten hinter Olympiasieger Korzeniowski. „Ich war überrascht, dass ich bei 25, 30 Kilometer mit ihm alleine war“, sagte Erm nach dem Wettkampf. er ließ abreißen, auch aus Mangel an Selbstvertrauen, „weil wir plötzlich Rundenzeiten gegangen sind, die ich mir nicht zugetraut habe“. Zehn Wochen war er verletzt, bevor er die WM in Angriff nahm. In diesem Jahr habe er besser trainieren können – und sei stärker als im Vorjahr

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