
© Marco Zschieck
Landeshauptstadt: Dach und Boden für Deserteursdenkmal
Skulptur am Platz der Einheit soll besser geschützt werden und trotzdem ganzjährig sichtbar sein
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Das Deserteursdenkmal auf dem Platz der Einheit soll geschützt werden – und sichtbar bleiben. Das ist das Ergebnis eines Workshops, den die Stadtverwaltung am gestrigen Donnerstag mit Experten und Interessierten veranstaltet hat. Geplant wird, die Marmorskulptur auf eine Bodenplatte zu stellen und in den Wintermonaten zu überdachen. Außerdem soll das Denkmal künftig beleuchtet werden und ein neues Schild bekommen, sagte Birgit-Katherine Seemann, Fachbereichsleiterin Kultur und Museen in der Stadtverwaltung. Die Lebensdauer soll zudem erhöht werden, indem das Denkmal regelmäßig gereinigt und die glatten Oberflächen mit Wachs beschichtet werden.
Die Workshop-Teilnehmer hatten das Denkmal an der südwestlichen Ecke des Platzes zunächst besichtigt. Auch Mehmet Aksoy war gekommen. Der türkische Bildhauer hatte das Werk 1989 geschaffen. Ursprünglich war es von Bürgern aus Bonn in Auftrag gegeben worden, durfte dort aber seinerzeit nicht öffentlich aufgestellt werden. 1990 fand es in Potsdam seinen Platz. Es erinnert an Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg nicht töten wollten und deswegen hingerichtet wurden.
Die Teilnehmer diskutierten anschließend im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte über Möglichkeiten, das Denkmal langfristig zu erhalten. Hintergrund ist ein Streit über die sogenannte Einhausung des Denkmals im vergangenen Winter. Im März hatten die Stadtverordneten beschlossen, das Deserteursdenkmal am Platz der Einheit künftig nicht mehr unter Holzplatten verschwinden zu lassen. Sowohl die Linke als auch Vertreter von Opferverbänden hatten gefordert, dass das Denkmal ganzjährig öffentlich sichtbar bleibt. Zwei Jahre zuvor hatte das Stadtparlament die Verwaltung aufgefordert, Kunst im öffentlichen Raum besser zu schützen. Diese hatte daraufhin in den Wintermonaten auch das Deserteursdenkmal eingehaust.
Nun wird nach Lösungen gesucht, beide Beschlüsse in Einklang zu bringen. Und das ist nicht leicht, denn das Material – Marmor aus dem italienischen Carrara – ist für Skulpturen, die unter freiem Himmel in unseren Breiten stehen, nicht wirklich geeignet, wie Katrin Lange von der Skulpturenwerkstatt der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten gestern erklärte. Es nehme Wasser schnell auf und gebe es nur sehr langsam wieder ab. Kommt dann der Frost, bilden sich Risse und der Stein verwittert. Außerdem setzt auf den Oberflächen schnell Bewuchs an. Um das Denkmal gleichzeitig zu schützen und in der Öffentlichkeit sichtbar zu halten, gab es den Vorschlag, es im Winter mit Plexiglas zu verkleiden. Doch auch das sei laut Lange keine Lösung. Das Denkmal würde wie in einem Gewächshaus stehen, was zwar gegen den Frost helfe, aber auch schädlichen Bewuchs fördere. Eine wasserdichte Komplettbeschichtung komme nicht in Frage, weil dann zwar kein neues Wasser eindringen kann, aber auch das bereits enthaltene nicht mehr verdunstet, erläuterte Lange. Somit könnten sich bei Minusgraden wieder Risse bilden.
Unter dem Gesichtspunkt der Haltbarkeit ist die Einhausung mit Holzplatten wirksam, allerdings verschwindet damit das Denkmal aus der Öffentlichkeit. Das war für die Mehrheit der Teilnehmer keine Alternative. Sie einigten sich auf ein Bündel von Maßnahmen, die zusammen den gleichen Effekt haben sollen.
Bildhauer Aksoy freute sich über das Interesse an seinem Kunstwerk und will nun auch an der Konzeption von Dach und Beleuchtung mitwirken. Wann genau damit begonnen wird, steht derzeit noch nicht fest. Die Verwaltung muss noch die Kosten prüfen, so Fachbereichsleiterin Seemann. Der Beschluss der Stadtverordneten werde aber umgesetzt.
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