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Präventiver Baustein. Schulmediation soll helfen, Schulfrust zu verhindern.

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Beim ersten Brandenburger Schulmediationstag an der Fachhochschule empfahlen Pädagogen, auf Augenhöhe mit Schülern zu arbeiten

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Versagensängste, Ausgrenzung und Mobbing an Schulen sind längst keine Seltenheit mehr. Von der Sorge, sich vor den anderen zu blamieren, etwa weil man mit ihnen nicht mithalten kann, bleiben die wenigsten Schüler verschont. Zwar wird Frust an der Schule nicht von jedem gleich stark erlebt. Doch sorgen Minderwertigkeitsgefühle oder die Vorstellung, den Anschluss zu verlieren, häufig für innere Blockaden. Mit den eigenen Nöten sind die Betroffenen meist überfordert. Das Ausmaß zeigt sich oft erst, wenn sich Konflikte häufen oder Verhaltensauffälligkeiten entstehen. Dabei hätte es nicht zwangsläufig so weit kommen müssen.

Im Land Brandenburg gibt es mittlerweile eine ganze Reihe Schulen, wo Mediationsangebote Teil der Schulkultur sind – und zwar mit steigender Tendenz. Das war beim 1. Brandenburger Schulmediationstag am vergangenen Freitag an der Fachhochschule Potsdam zu erfahren. Schulmediation als präventiver Baustein gegen Schulfrust und Gewaltbereitschaft macht offenbar Schule.

Rund 50 Schulpädagogen, Schulsozialarbeiter, Trainer, Schulentwickler, Wissenschaftler und Studenten aus ganz Brandenburg waren zur Tagung „Von der Scham in Konflikten“ erschienenen. Nicht zufällig befand sich auch eine Polizistin in den Reihen der Teilnehmer. Seit mehr als zehn Jahren kooperiert die auf den Feldern des Konfliktmanagements weiterbildende Fachhochschule auch erfolgreich mit der Polizei. Der hohe Frauenanteil der Tagungsteilnehmer spiegelte die am Lern- und Arbeitsort Schule bekannte Situation innerhalb des Lehrkörpers wider.

In ihrer Begrüßung hob Prof. Angela Mickley als Schirmherrin der Veranstaltung und „Mutter der Schulmediation“ in Deutschland hervor, dass es wichtig sei, Mediation verbindlich im Ausbildungsplan für Lehrer und Sozialarbeiter zu verankern. In der Lehre sei sie nach wie vor ein unterrepräsentierter Bereich. Da Schule den Auftrag habe, soziale Fähigkeiten auszubilden, brauche es „andere Wege“, um den Umgang mit schulischen Konflikten konstruktiv zu gehen. Seit 20 Jahren tritt die Lehrstuhlinhaberin für Mediation und Konfliktmanagement an der FH Potsdam für eine unmittelbare Integration von Mediationsangeboten im Schulalltag ein.

Das inhaltliche Programm des erstmals in Brandenburg veranstalteten Schulmediationstages richtete seinen Fokus auf die Rolle von Scham in Konflikten, auch um ein verdrängtes Thema entschieden aus der Tabuisierungsecke rauszuholen. Dr. Stephan Marks, Sozialwissenschaftler und Supervisor vom Freiburger Institut für Menschenrechtspädagogik, führte als Experte auf dem Gebiet von Scham und Menschenwürde in das Thema ein. Sein Vortrag schlug inhaltlich den Bogen von der universellen, kulturübergreifenden Rolle von Scham bis hin zur pathologischen Scham, die für die Betroffenen einhergeht mit existentiellem Schmerz und Leid.

Scham als „Hüterin der menschlichen Würde“ wird, so Marks, dann als positive Kraft erlebt, wenn die vier menschlichen Grundbedürfnisse nach Schutz, Zugehörigkeit, Integrität und Anerkennung erfüllt sind. Umgekehrt entzünden sich Scham-Abwehr-Mechanismen und Scham-Vermeidungs-Strategien in dem Maße, wie diese Grundbedürfnisse enttäuscht und missachtet werden. Rückzug und Unterwerfung ebenso wie Wut und Gewalt sind häufig die Folge von mehrfach erfahrener Entwertung und Erniedrigung. Dass Scham nicht gleichzusetzen ist mit Beschämung und Scham nicht zu verwechseln mit Schuld, und warum es wichtig ist, die eigene Schamgeschichte zu reflektieren, wurde zusätzlich zum Vortrag im Workshop „Konstruktiv mit Scham umgehen“ von Stephan Marks vertieft. Ziel des Workshops war, für die Problematik gezielt zu sensibilisieren und im Austausch miteinander gemeinsam Lösungsansätze für den Schulalltag zu entwickeln.

Die Teilnehmer der Tagung hatten die Gelegenheit, sich in zwei Workshops einzubringen. Großen Zuspruch fand der Workshop „Strategien gegen Ausgrenzung und Mobbing“ mit Kerstin Lück. Für reichlich Diskussionsstoff sorgten ferner die Workshops „SchülerInnen übernehmen Verantwortung – Demokratiepädagogik“ und „Kooperationsfähigkeit verstärken“. Ausgehend von der Vision, dass Mediatoren, Jugendliche und Erwachsene in ihrer Schule auf Augenhöhe miteinander arbeiten, erörterten die Teilnehmer gelingende Kooperation als Basis für ein größeres Zusammengehörigkeitsgefühl. Almut Andreae

Almut Andreae

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