Landeshauptstadt: „Dann brechen wir die Beziehungen ab“
Max-Planck-Forscher empört über Grünen-Antrag zu Repressalien bei Gen-Versuchen
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Max-Planck-Forscher empört über Grünen-Antrag zu Repressalien bei Gen-Versuchen Eine freundliche Atmosphäre herrschte im Umweltausschuss Donnerstagabend nicht, als es um den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen durch Wissenschaftler in Golm ging. Anlass war ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, der sich gegen diesen Anbau richtet. Prof. Mark Stitt, Geschäftsführender Leiter des Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie, machte aus seinem Unmut über den Antrag keinen Hehl, drohte sogar damit, dass sein Institut die „Beziehungen mit der Stadt abbrechen“ werde, wenn dieser durchkomme. Wie das aussehen könnte, ließ der Professor offen. Vielleicht so, dass das Institut keine Öffentlichkeitsarbeit mehr leisten würde. Stitt hatte mit einem Packen Flyer unter dem Motto „Komm ins Beet“ eine Einladung an alle Interessierten ausgesprochen. Vom Mai bis September veranstaltet das Institut auf Anforderung Feldführungen. Anhand praktischer Beispiele wollen die Wissenschaftler die Grundlagen der Vererbung und Pflanzenzüchtung sowie gentechnische Methoden erklären. „Und jetzt so was“, sagt Stitt in Hinblick auf den Grünen-Antrag. Dieser formuliert, dass der Oberbürgermeister dafür Sorge tragen möge, dass kein kommerzieller Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen erfolgt, dass eine „Anhörung der Betroffenen“ vor dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen für wissenschaftliche Zwecke stattzufinden habe und dass die Ergebnisse der Forschungen öffentlich bekannt gemacht werden sollen. „Es ist nicht bekannt, was die seit sieben Jahren laufenden Forschungen bisher gebracht haben“, begründete Brigitte Lotz seitens des Antragstellers den letzten Punkt. Als „überflüssig“ bezeichnete hingegen der Gen-Professor den Vorstoß; es gebe genügend Kontrollen „durch die Behörde von Frau Künast“. Das Max-Planck-Institut lasse keine Kontrolle der Forschung durch die Stadt Potsdam zu. Trotz der feindlichen Stimmung gab es am Ende doch ein Einlenken, denn die Mehrheit der Stadtverordneten lehnte den Grünen-Antrag ab. Ausschussvorsitzender Ralf Jäkel (PDS), formulierte, was wohl die meisten nach der Diskussion empfanden: „Der Antrag führt mehr zur Verärgerung, als dass er Aufklärung und Vertrauen fördert.“ Beigeordnete Elona Müller hatte zuvor deutlich gemacht, dass für repressive Maßnahmen des Oberbürgermeisters keine rechtlichen Grundlagen bestehen. Günter Schenke
Günter Schenke
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