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Von Hella Dittfeld: Dann sind es nur noch drei Bäckermeister Olaf Mehrländer wurde zum 31. Dezember gekündigt / Hausbesitzerin will sanieren

Stadtmitte - Offenbar hat längst nicht mehr jedes Handwerk goldenen Boden. Die Bäcker jedenfalls, bei denen hinten in der Backstube entsteht, was vorn ofenfrisch auf den Ladentisch kommt, sterben aus.

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Stadtmitte - Offenbar hat längst nicht mehr jedes Handwerk goldenen Boden. Die Bäcker jedenfalls, bei denen hinten in der Backstube entsteht, was vorn ofenfrisch auf den Ladentisch kommt, sterben aus. Bislang hat Potsdam noch vier handwerkliche Bäckereien, neben Schmidtke in Babelsberg, Braune und Schröter in der Innenstadt gibt es noch die Bäckerei Mehrländer im Holländischen Viertel. Sie ist nicht nur für Potsdamer Liebhaber von frischem Hefekuchen, knusprigem Brot und handgemachten Brötchen ein Magnet. Bei entsprechendem Wetter sitzen die Gäste auch gern an den Tischen vor der Tür und lassen sich ein Frühstück oder den Nachmittagskaffee munden.

Im nächsten Monat können die Mehrländers auf ihr 60-jähriges Firmenjubiläum – der Vater von Olaf Mehrländer gründete den Betrieb 1949 in Potsdam-West – zurückblicken, doch Feierlaune will nicht so recht aufkommen. Denn dem Ehepaar Mehrländer wurde zum 31. Dezember 2009 gekündigt. Zum Jahresbeginn wechselte das Holländerhaus an der Ecke Mittel-/Benkertstraße den Besitzer. Die Stadt verkaufte es an die Immobilienentwicklerin Rebecca Mondet und die will es sanieren und die obere Etage zu Apartments ausbauen lassen. Der Bereich, in dem sich jetzt die Bäckerei von Olaf Mehrländer befindet, soll ebenfalls umgebaut werden. Das will Mondet gleich zu Beginn 2010 in Angriff nehmen und sie hofft, dass das dort geplante Bistro mit eigener Bäckerei zur Saison schon wieder eröffnen kann.

Für die Mehrländers, die bisher einen straffen Arbeitsalltag kannten, beginnt dann allerdings eine Zeit der Ungewissheit und des Verdienstausfalls. „Wer will uns denn noch haben?“, fragt Silvia Mehrländer (58). Seit Jahren steht ihr Mann Tag für Tag ab 3 Uhr nachts am Ofen und versorgt per Verkaufswagen zudem die Waldstadt mit frischer Backware. Silvias Arbeitstag beginnt gegen vier, halb fünf, ab sechs Uhr ist sie dann für Café und Ladengeschäft zuständig. „Mein Mann wird im September 2012 Rentner und bis dahin hätte er gern noch für die Potsdamer gebacken“, meint sie deprimiert. Auch der Sohn sei Bäcker, habe den Familienbetrieb aber schon verlassen. Außerdem sei man für zwei Lehrlinge verantwortlich, betont Silvia Mehrländer. Eines der Mädchen sei im dritten Lehrjahr, das zweite habe das zweite gerade erst begonnen. Die müssten sich nun auch etwas anderes suchen. Sie selbst habe sich schon bei der Arbeitsagentur als Jobsuchende angemeldet, denn ohne Arbeit und ohne Rente stünden sie vor dem Nichts. „Wir hatten nach der Wende in Erwägung gezogen, das Haus selbst zu kaufen“, erzählt sie. Doch der Preis sei zu hoch gewesen. Sie spricht von einer Million Euro.

Rebecca Mondet legte den richtigen Preis auf den Tisch und sieht sich nun in der Pflicht, aus dem Haus mehr zu machen als bisher. „Das Bistro wird von früh bis abends und an den Wochenenden geöffnet haben und etwa 20 bis 30 Leuten Arbeit geben“, betonte sie auf PNN-Nachfrage. Es wird von einem Potsdamer übernommen. „Wir haben schon mehrere Objekte in Potsdam saniert und immer versucht, mit den Mietern vernünftige Lösungen zu finden“, so Mondet. Auch mit den Mehrländers habe es diverse Termine gegeben. Deren Aussagen seien aber immer wieder andere gewesen und hätten sich teilweise auch widersprochen. Nun habe das Ehepaar zugesichert, die Bäckerei zum Jahresende zu räumen.

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