Landeshauptstadt: Darmkeim: Potsdamer Baby betroffen Charité sucht nach Ursache für Säuglingstod
Potsdam/Berlin - Unter den in Berlin mit den Serratia-Keimen infizierten Babys war auch ein Junge, der aus dem Potsdamer Bergmann-Klinikum überwiesen wurde. Das bestätigte Klinikumssprecherin Damaris Hunsmann am Dienstag auf PNN-Anfrage.
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Potsdam/Berlin - Unter den in Berlin mit den Serratia-Keimen infizierten Babys war auch ein Junge, der aus dem Potsdamer Bergmann-Klinikum überwiesen wurde. Das bestätigte Klinikumssprecherin Damaris Hunsmann am Dienstag auf PNN-Anfrage. Der Junge war demnach in Potsdam mit einem Herzfehler auf die Welt gekommen und im Deutschen Herzzentrum Berlin operiert worden. Dort steckte er sich mit dem Darmkeim an, an dem am 5. Oktober im Herzzentrum ein Neugeborenes gestorben war. Der Potsdamer Junge sei erfolgreich mit Antibiotika behandelt worden und könne am heutigen Mittwoch entlassen werden, sagte der Direktor der Klinik für Angeborene Herzfehler und Kinderkardiologie, Felix Berger, am Dienstag auf einer Pressekonferenz von Herzzentrum und Charité.
Indes läuft die Ursachensuche in Berlin auf Hochtouren: Die Ärzte gehen davon aus, dass der Keim, der nur für Menschen mit extrem geschwächtem Immunsystem gefährlich ist, mit dem später verstorbenen Kind ins Herzzentrum gelangte. Das Baby war von der Frühgeborenenstationen der Charité als Notfallpatient zum Herzzentrum gekommen – ohne dass die Infektion bekannt war.
Die Frühgeborenen-Stationen der Charité bleiben wegen des Keimbefalls weiter geschlossen, sagte der Ärztliche Direktor Ulrich Frei auf der Pressekonferenz. Von den 40 Frühgeborenen, die dort derzeit behandelt werden, seien 22 mit Serratien-Keimen befallen, sieben sind daran erkrankt. Doch alle Kinder seien in einem stabilen Zustand und hätten gut auf die Therapie angesprochen, sagte der Leiter der Frühgeborenen-Station, Christoph Bührer.
Frei verwahrte sich scharf gegen Vorwürfe der Schlamperei. Die Mitarbeiter der neonatologischen Intensivstation seien „hochqualifiziert und hochmotiviert“, sagte er. Äußerungen von Kritikern, wonach der Ausbruch auf mangelhafte Hygienemaßnahmen zurückzuführen sei und Angestellte deshalb entlassen werden müssten, wies er zurück - ebenso Spekulationen über einen Zusammenhang mit Zeit- und Personalmangel.
Nach bisherigen Erkenntnissen gehen die Experten von Charité und Robert-Koch-Institut davon aus, dass der Ausbruch auf die Infektion eines Frühgeborenen durch seine Mutter während der Geburt im Juli zurückgeht. Das Kind habe ein weiteres Baby angesteckt – danach habe es bis Ende September aber keine neuen Fälle gegeben.
Dem widersprach am Dienstag der Leiter der Hygiene- und Umweltmedizin im Bezirk Mitte, Karl Schenkel. Von Juli bis Oktober seien im Virchow-Klinikum der Charité mehrere Fälle von Keimausbrüchen registriert worden. Er spricht von etwa 20 bis 30 Betroffenen. „Die Charité hat den Zusammenhang der Fälle nicht erkannt“, kritisiert Schenkel. Seit Montag ist Schenkel auch Chef des „Ausbruchsteams“, das die Vorfälle am Virchow-Klinikum untersucht.
Übertragen werden könnte der Keim nur durch Menschen oder medizinische Geräte, sagte Petra Gastmeier, die Leiterin des Hygiene-Instituts der Charité. Natürlich gehe man auch Hinweisen nach, wonach ein Babybad oder eine Waschlotion als Keimquelle infrage komme. Im September hatte die Firma Rossmann einen Badezusatz für Babys zurückgerufen, der mit Serratia-Keimen kontaminiert war. das/tor/jaha
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