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Homepage: Darwins geripptes Blütenblatt Pleuropetalum darwinii blüht im Victoriahaus
Im diesjährigen Darwin-Jahr erläutern Biologen des Botanischen Gartens der Universität Potsdam in den PNN die Evolutionstheorie und weitere grundlegende Beiträge Darwins zur modernen Biologie am Beispiel der Pflanzen.Als Charles Darwin im September 1835 die Galapagos-Inseln erreichte, war er noch weit entfernt von dem Konzept der Evolution, das ihn 1859 schlagartig berühmt machen sollte.
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Im diesjährigen Darwin-Jahr erläutern Biologen des Botanischen Gartens der Universität Potsdam in den PNN die Evolutionstheorie und weitere grundlegende Beiträge Darwins zur modernen Biologie am Beispiel der Pflanzen.
Als Charles Darwin im September 1835 die Galapagos-Inseln erreichte, war er noch weit entfernt von dem Konzept der Evolution, das ihn 1859 schlagartig berühmt machen sollte. Er interessierte sich auf Galapagos hauptsächlich für Geologie, Riesenschildkröten und Echsen. Daneben sammelte er Pflanzen, darunter einen eigentümlichen kleinen Strauch mit gelblichen Blüten, roten Fruchtstielen und glänzend schwarzen Samen. Seinen Assistenten Syms Covington ließ er einige finkenartige Vögel mit auffallend unterschiedlichen Schnäbeln schießen, die er ziemlich nachlässig inventarisierte. Als er an Bord der „Beagle“ in Richtung Tahiti weitersegelte, dachte er nicht im Traum daran, dass die kleinen Vögel einst als „Darwinfinken“ ein Paradebeispiel der Evolution darstellen würden.
Zurück in England wurden große Teile von Darwins Sammlung durch Spezialisten bearbeitet. Die Vögel von Galapagos erhielt John Gould, der sofort sah, dass es sich um mehrere bislang völlig unbekannte, eng miteinander verwandte Arten handelte. Mithilfe der Sammlungen mehrerer Mitreisender konnten diese Vögel dann den verschiedenen Inseln des Galapagos-Archipels korrekt zugeordnet und so die für Darwin peinliche Ungenauigkeit in seiner Sammlung aufgelöst werden. Erst dabei stellte sich heraus, dass bestimmte Arten nur auf bestimmten Inseln vorkamen. Der eigentümliche Strauch wurde 1846 von Joseph Hooker als neue Art beschrieben. Er nannte die Pflanze zu Ehren des Sammlers Pleuropetalum darwinii, was so viel heißt wie „Darwins geripptes Blütenblatt“.
In Darwins 1859 schließlich publizierter Evolutionstheorie spielen erbliche Variation, Divergenz und Aussterben eine wichtige Rolle: Nachkommen können von den Eltern in mehreren Merkmalen abweichen (Variation) und tendieren über die Generationen dazu, sich immer weiter auseinanderzuentwickeln (Divergenz). Wenn dann die Zwischenformen aussterben, können aus einer Art über sehr viele Generationen mehrere neue entstehen. Das Aussterben ist dabei paradoxerweise eine Voraussetzung für das Entstehen neuer Arten, jedenfalls wenn es Zwischenformen betrifft.
Heute sind weltweit Arten in einem Ausmaß vom Aussterben bedroht, das sich Darwin kaum hätte vorstellen können. Die wichtigste Ursache sind menschliche Aktivitäten. Leider führt dies zu einem Rückgang der Artenvielfalt und keineswegs zur Entstehung neuer Arten, denn vom Aussterben sind in der Regel nicht Zwischenformen, sondern „gute“ Arten betroffen.
Auch der Galapagos-Archipel war und ist, obwohl Nationalpark und Unesco- Weltnaturerbe, nachteiligen menschlichen Einflüssen ausgesetzt. Dazu gehört auch die Verwilderung von ursprünglich nicht einheimischen Arten wie zum Beispiel Hausratte, Hauskatze, Hausziege und Brombeere. Ratte und Katze sind vermutlich Nesträuber beim vom Aussterben bedrohten Mangrove-Darwinfinken (Camarhynchus heliobates). Hausziegen fraßen gerne Darwins Rippenblume, wurden aber in den letzten Jahren dezimiert. Dadurch breiten sich jetzt jedoch Brombeeren aus und überwuchern die gefährdete Rippenblume. Michael Burkart
Pleuropetalum darwinii blüht derzeit im Victoriahaus des Botanischen Gartens an der Maulbeerallee. Stimmen einheimischer Vögel werden bei der Führung am 19. April vorgestellt (9 Uhr). Auch für Kinder geeignet ist die Entdeckungstour durch den Garten am Ostermontag (14.30 Uhr).
Michael Burkart
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