zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: „Das Amt behindert mich“ Potsdamerin kann Stelle nicht annehmen

Sonja Rose ist sauer auf die Agentur für Arbeit. Obwohl die 43-jährige Frau einen Job in Aussicht hat, kann sie ihn nicht antreten.

Stand:

Sonja Rose ist sauer auf die Agentur für Arbeit. Obwohl die 43-jährige Frau einen Job in Aussicht hat, kann sie ihn nicht antreten. „Ich habe das Gefühl, dass die Agentur meine eigene Initiative auf der Suche nach einem Job nicht belohnt.“ Der Fall von Frau Rose beginnt im September vergangenen Jahres. Nach fast einem zwei Jahren Arbeitslosigkeit und einer gescheiterten Existenzgründung bewarb sie sich bei einer privaten Arbeitsvermittlung um einen Platz als Industriekauffrau. Von den privaten Jobsuchern bekam sie einen Bescheid, sie hätten für sie eine Stelle in ihrem angestrebten Beruf anzubieten. Beim Arbeitsamt kam für Sonja Rose die Enttäuschung: Sie erhielt den nötigen Vermittlungsschein nicht. „Meine Fallmanagerin teilte mir mit, dass ich mich erst für meinen eingetragenen Beruf als Bürosachbearbeiterin bewerben müsse“, sagt Rose. „Erst wenn ich davon eine Absage bekäme, hätte ich einen Anspruch auf den Vermittlungsschein.“ Was die Jobsuchende noch mehr ärgert: Ihrer Meinung nach wird sie mit einer falschen Berufsbezeichnung in der Arbeitsagentur geführt, statt als Industriekauffrau eben als Sachbearbeiterin. Deshalb, so fürchtet Sonja Rose nun, bekommt sie weder den Job, um welchen sie sich über die Agentur beworben hat, noch die andere Stelle über die Arbeitsvermittlung. „Ehe ich den Schein bekomme, wird derPlatz weg sein“, so Rose. Der Fall erscheint beispielhaft für ein generelles Problem bei der Koordinierung zwischen Arbeitsagentur und privaten Jobvermittlern. Für jede erfolgreiche Einstellung erhalten die Privaten den Vermittlungsschein, der umgerechnet bis zu 2500 Euro Gutschrift auf ihre Konten bedeutet. Ein Mitarbeiter in der Jobvermittlung von Sonja Rose sagt zu diesem System: „Im Prinzip ist die Arbeitsagentur unsere Konkurrenz.“ Deshalb möchte die Firma auch nicht mit Namen genannt werden. Paul Rapp, stellvertretender Geschäftsführer der Potsdamer Agentur für Arbeitssuchende (PAGA), bestätigt indirekt den Wettbewerb zwischen Agentur und Privaten. „Wir sind verpflichtet, die uns anvertrauten Steuergelder zielgerichtet, sinnvoll und wirtschaftlich einzusetzen.“ Solange also noch Integrationschancen bestünden, die keiner Förderung bedürften, müssten diese vorrangig genutzt werden. Der Vermittlungsgutschein käme erst dann zum Zuge, so Rapp, „wenn wir in dem uns bekannten Stellenbestand keine Angebote mehr für unsere Kunden haben und die Unterstützung privater Vermittler benötigen“. Außerdem bestreitet Rapp die falsche Berufsbezeichnung von Sonja Rose durch seine Behörde. Die Jobnamen seien über Berufskennziffern definiert. Dadurch sei es möglich, dass sich diese Titel in manchen Fällen von den in der Umgangssprache gebräuchlichen Namen unterscheiden würden. So beinhalte die Bezeichnung „Sachbearbeiterin - Büro“ auch den so genannten Beruf „Buchhalterin“. „Für die Vermittlung stellt dies jedoch kein Problem dar“, sagt Rapp. Sonja Rose überzeugt das nicht. „Das Amt hindert mich daran, einen sicheren Job zu bekommen“, ist ihre Meinung. Henri Kramer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })