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Links und rechts der Langen Brücke: Das Beispiel Sport

Henri Kramer über Ungerechtigkeiten und eine lange Sparliste

Stand:

Sport soll ertüchtigen und Spaß machen – in Potsdam wird vor allem darüber gestritten. Warum das so ist, ließ sich in dieser Woche erneut exemplarisch besichtigen. Denn für das System Breiten- und Spitzensport gelten Strukturen, die vor vielen Jahren abgesprochen wurden. So kommt es, dass der erfolgreiche Frauenfußballverein Turbine Potsdam für die Nutzung des Karl-Liebknecht-Stadions nichts zahlen muss – dafür aber die Kinder und Jugendlichen, die bei Concordia Nowawes kicken. Es gibt viele solcher Ungerechtigkeiten im Potsdamer Sportsystem. Denn natürlich lässt sich fragen, warum ein Fußballdrittligaverein wie der SV Babelsberg Hunderttausende Euro Nothilfe bekommt, obwohl andere Sportvereine kaum wissen, wo sie überhaupt trainieren sollen. Für Ordnung in diesem System könnten die Stadtverordneten sorgen. Ob sie das tun, ist aber mehr als fraglich. Denn auch der Sport ist nur ein Ausschnitt der Potsdamer Realität. Die ehrenamtlich tätigen Stadtverordneten und die Stadtverwaltung können kaum Schritt halten mit dem Wachstum der Stadt. Allein das aktuelle Paket von Finanzdezernent Burkhard Exner (SPD) mit Vorschlägen für Steuer- und Abgabenerhöhungen sowie Sparideen im Bereich der freiwilligen Kulturförderung ist 106 Seiten lang. Bis spätenstens Mitte nächsten Jahres müssen sich die Stadtverordneten nun entscheiden, welche dieser – zumeist unpopulären – Maßnahmen sie umsetzen. Ob überhaupt etwas davon übrig bleibt, ist die große Frage: Angesichts des einsetzenden Bundestagswahlkampfs bleibt abzuwarten, zu welchen Entscheidungen die Parteien noch in der Lage sind.

So geht es auch beim Sport um viel: Bisher zahlen die Mitglieder von Potsdamer Sportvereinen nur 1,30 Euro pro Jahr, damit sie die Sportanlagen der Stadt kostenlos nutzen können. Das klingt sehr, sehr moderat. Insofern sollten die Stadtverordneten darauf drängen, dass sich alle Vereine stärker an den Kosten für die Sportstätten beteiligen – und im Gegensatz muss die Stadtverwaltung endlich mehr Sportplätze schaffen. Das wäre zumindest ein Anfang. Doch für einen grundlegenden Wandel in der Sportförderung wird es wohl einer Kommission aus Politik und Verwaltung bedürfen – und so etwas kann dauern. Doch auch kurzfristig kann sich etwas ändern: So sollte sich Turbine freiwillig, aber verbindlich an den Kosten für das „Karli“ beteiligen. Dafür müsste dem Verein aber auch seitens des „Karli“-Pächters SV Babelsberg 03 ein Mitsprachrecht bei Entscheidungen zum Stadion eingeräumt werden. Das Beispiel Sport zeigt, was auch für Potsdam insgesamt gilt: Lösungen können nur gemeinsam gefunden werden.

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