
© Andreas Klaer
Von Erhart Hohenstein: Das Belvedere läuft schwarz an
Das letzte Bauwerk des Alten Fritzen in Sanssouci bleibt ein Sorgenkind der Stiftung
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Noch leuchtet das zur Tausendjahrfeier Potsdams 1993 auf dem Klausberg wiederhergestellte Belvedere in hellem Ocker. Doch an zahlreichen Stellen der Fassade treten inzwischen schwarze Verfärbungen auf. Mit 4480 Besuchern im Jahr 2008 war das Bauwerk ohnehin nicht die Hauptattraktion für Spaziergänger und Touristen. Einige Potsdamer fürchten nun, wegen der Verfärbungen könnte es noch mehr Attraktivität einbüßen.
Die Verfärbungen rührten von Salzen her, die aus dem Sandstein der alten Säulen an die Oberfläche wandern. 16 Jahre nach dem Erstanstrich sei dies nicht ungewöhnlich, erklärte der zuständige Bereichsarchitekt der Schlösserstiftung Volker Thiele auf Anfrage. Angesichts der umfangreichen Aufgaben in der Sanierung und Restaurierung, die die Stiftung dank der Sonderzuwendungen vom Bund und von den Ländern Brandenburg und Berlin in Angriff nehmen konnte, seien eine Nachbehandlung oder ein neuer Anstrich für das Belvedere auf absehbare Zeit nicht geplant. Zudem gefährdeten die Schwärzungen nicht die Substanz.
Das letzte Bauwerk, das Friedrich der Große in Sanssouci errichten ließ, bleibt damit ein Problemkind der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Nach einem Entwurf des Königs 1769 bis 1772 von Georg Christian Unger errichtet, war es am Kriegsende 1945 durch sowjetischen Panzerbeschuss ausgebrannt. 1990 übernahm die Münchener Messerschmitt-Stiftung den Wiederaufbau. Dass die alten Säulen mit Kalkfarbe angestrichen wurden, begründete der damals verantwortliche Architekt Uli Böhme nicht mit dem Termindruck vor der 1000-Jahr-Feier. Vielmehr könne man so an den nachdunkelnden Stellen erkennen, ob eine restauratorische Nachbehandlung notwendig seien. Dazu wäre spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen.
Die Messerschmidt-Stiftung übernahm seinerzeit auch den Innenausbau des Belvederes. Aus mehreren gescheiterten Versuchen, den Stuckmarmor des oberen Saals originalgerecht wiederherzustellen, ergaben sich jahrelange Verzögerungen. Erst im September 2002 konnte das Gebäude teilrestauriert an die Schlösserstiftung übergeben werden. Der Untere Saal wurde nur rohbaufertig und befindet sich bis heute in diesem unbefriedigenden Zustand.
Bei der Übergabe 2002 kündigte die Schlösserstiftung an, sie wolle den Oberen Saal des Belvederes für Konzerte, Lesungen und Empfänge zur Verfügung stellen. Auch private Feiern sollten ermöglicht werden. Für die gastronomische Betreuung war an eine Kooperation mit der nahe gelegen Gaststätte Drachenhaus gedacht. Angeblich verhinderte dann jedoch die schlechte Akustik jegliche Veranstaltungen. Versuche, sie mit Hilfe von schallschluckenden Vorhängen zu verbessern, wurden eingestellt. Damit bleibt der Saal seit sieben Jahren ungenutzt. Das Belvedere führt weiterhin ein Schattendasein, das mit den von der Messerschmitt-Stiftung für die Restaurierung aufgewendeten 3,5 Millionen Euro teuer erkauft worden ist.
Erhart Hohenstein
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