Landeshauptstadt: Das Bibbern in Potsdam geht weiter
Fünf Zentimeter Neuschnee, Minusgrade bis zum Wochenende. Wie die Stadt sich auf Eis und Frost vorbereitet
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Die Tiefkühltruhe aus Russland ist schuld: Väterchen Frost hält seit vergangenem Samstag Einzug in die Landeshauptstadt mit Temperaturen bis zu minus acht Grad. „Der kalte Ostwind aus der Tiefkühltruhe“, erklärt Meteorologin Dorothea Paetzold vom Deutschen Wetterdienst, habe auch seit letztem Freitag die Schneedecke auf satte sieben Zentimeter anwachsen lassen. Die Aussichten bleiben frostig: Bis zum Wochenende rechnet der Wetterdienst mit Temperaturen bis zu minus 15 Grad. Wird Potsdam von den Minusgraden kalt erwischt oder ist die Stadt auf den eisigen Besucher vorbereitet? Die wichtigsten Winterthemen im Überblick.
Straßenverkehr
Potsdam muss sich um seine Streusalz-Reserven noch keine Sorgen machen. „Es war ja auch erst wenige Tage glatt“, sagt Stadtwerke-Sprecher Stefan Klotz. Das Salz muss jedoch immerhin für die Räumung von 376 Kilometer Straßen und 89 Kilometern Rad- und Gehwegen ausreichen. Die mit der Räumung beauftragte Potsdamer Stadtentsorgungsfirma (Step) fährt derzeit zwei bis drei Einsätze pro Tag. Sind Potsdamer mit der Schnee- und Eisbeseitigung nicht zufrieden, wählen sie die Nummer gegen den Eiskummer. Seit Anfang November gingen bei der Winterdienst-Hotline 196 Anrufe ein, so Klotz weiter. In den letzten Tagen sei es aber sehr ruhig gewesen.
Es scheint, als haben die Step und die Räumungsdienste im Umland ihre Hausaufgaben gemacht: Im Inspektionsbereich der Potsdamer Polizeistelle, zu der auch Teltow und Werder gehören, kam es am vergangenen Wochenende zu zehn witterungsbedingten Unfällen mit Sachschäden. Die Feuerwehr rückte in diesem Zeitraum viermal wegen Stürzen aus. „Das ist im Vergleich zu milden Wochenenden nicht viel“, meint Rainer Schulz, Bereichsleiter für Gefahrenvorbeugung der Potsdamer Feuerwehr. Da die Temperaturen nicht abrupt gesunken seien, hätten sich die Potsdamer auf das Frostwetter eingestellt. Die Bündnisgrüne-Fraktion sieht die Gefahrenlage für Radfahrer nicht gebannt. Sie kritisieren, dass der Schnee von der Straße auf die Radwege geschoben wird, was zu eisigen Buckelpisten führe. Für die nächste Stadtverordnetenversammlung haben sie die Beräumung der wichtigsten Radwege beantragt.
Öffentlicher Nahverkehr
„Unsere Fahrzeuge sind eigentlich alle nicht sonderlich wintertauglich“, gibt ein Bahnsprecher zu. Jedoch habe man die S-Bahnen so gut es ginge technisch nachgerüstet, damit es durch den Schnee zu keinen Kurzschlüssen komme. Auch Weichenstörungen würden weniger auftreten, da diese nun beheizt würden. „Es gibt einfach zu wenig Fahrzeuge“, sagt Jens Wieseke, Sprecher des Berliner Fahrgastverbandes IGEB. Würden Züge wegen der Kälte schlappmachen, gebe es keine Reserve. Bei den Potsdamer Verkehrsbetrieben blieben größere Störungen – bis auf eingefrorene Oberleitungen am 23. Dezember 2012 – bisher aus.
Gesundheit
Die Arztpraxen in Brandenburg sind voll. „Die Grippewelle hat dieses Jahr früher begonnen“, sagt Susanne Glasmacher, Sprecherin des Robert-Koch-Instituts. Mit dem Influenza-Virus, der sich bei Kälte und Trockenheit leicht verbreite, müssten Patienten etwa zwei bis drei Wochen kämpfen.
Grippepatienten seien noch nicht in stationärer Behandlung, auch Glätteunfälle gab es im Klinikum „Ernst von Bergmann“ diesen Winter noch nicht, bestätigt Sprecherin Damaris Hunsmann.
Hilfe In Not
Bei nächtlichen Minusgraden ist das Obdachlosenheim im Lerchensteig gut belegt. Es bietet eigentlich nur 15 Notunterkunftsplätze. „Wir haben das schon auf 21 Plätze ausgeweitet“, sagt Leiterin Angela Basekow. Niemand werde abgewiesen. In der Suppenküche wird ab heute auch zum Frühstück eine heiße Suppe für Hilfsbedürftige aufgetischt. In den letzten Tagen habe sich der Ansturm in Grenzen gehalten, berichtet der stellvertretende Leiter Henry Menzel. Seit Anfang Dezember ist auch das Arztmobil des Klinikums „Ernst von Bergmann“ für Obdachlose unterwegs.
Winterspaß auf Seen
Eine dünne Eisschicht legt sich über Potsdamer Seen. Der Fährbetrieb zwischen Hermannswerder und Auf dem Kiewitt ist bis 28. Januar eingestellt. Die täglich 300 Fahrgäste müssen auf den Bus 693 ausweichen. Doch Schlittschuhfans können sich dennoch nicht freuen. Die Feuerwehr und Wasserwacht warnen davor, vereiste Seen zu betreten. Durch Strömungen oder Lufteinschlüsse kann das Eis immer brüchig sein. Daher gibt es in Potsdam auch keine offizielle Freigabe der Seen. Wenn Winterspaß, dann lieber in einer Eissporthalle, immerhin gibt es dort heiße Getränke in Reichweite.
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