Von Hella Dittfeld: Das Bier und die Gespräche fließen Vom positiven Mittelpunkt des Kirchsteigfeldes und einem reumütigen Rückkehrer
Kirchsteigfeld - Horst Reißhauer ist nach der Wende schon dreimal umgezogen. Zuletzt wieder ins Kirchsteigfeld.
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Kirchsteigfeld - Horst Reißhauer ist nach der Wende schon dreimal umgezogen. Zuletzt wieder ins Kirchsteigfeld. Da hat es ihm schließlich doch am besten gefallen und eine ruhige Ecke hat er endlich auch erwischt. Denn es war immer wieder der Lärm, der ihn vertrieben hat. Zuerst der Lärm von Jugendlichen im Innenhof seines Wohnblocks, dann das Geschepper der Lkw durch die Clara-Schumann-Straße, die sich zur Durchfahrtsstraße gemausert hatte. In der Berliner Vorstadt waren es Sportplatzlärm und Kneipe und so kam das Ehepaar in die inzwischen verkehrsberuhigte Schumannstraße zurück. „Alles, was wir damals gefordert haben, zum Beispiel Tempo 30 und Durchfahrtsverbot für Lkw, ist passiert“, erzählt Reißhauer am Rande des Wohngebietsfestes, das der SC Potsdam am vergangenen Wochenende organisiert hat. Bereits zum 8. Male. Das Bockbier schäumt im Glase und auch die Gespräche fließen. Reißhauer, auch im Mieterbund engagiert, sieht wenig Probleme zwischen Mieter und Vermieter. Beschwerden gebe es eher über die Betriebskostenabrechnungen und die Sauberkeit im Stadtviertel, meint er.
Auch Mandy Albertziok bestätigt diese Einschätzung. In dem Haus, in dem sie mit Mann und Kind wohne, gebe es ein gutes Miteinander. Über denn Nachwuchs sei man schnell ins Gespräch gekommen. Die junge Mutter stört sich ebenfalls am meisten an der Sauberkeit. „Der Spielplatz im Hof – ih – viel zu dreckig. Da würde ich mein Kind nicht spielen lassen“, sagt sie. Gemeinsam wolle man das Problem nun angehen. Die Müllers hat 1996 die Wohnungsnot ins Kirchsteigfeld geführt. Das Ehepaar findet es schade, dass einige Geschäfte am Marktplatz eingegangen sind. Wenn sie mal ausgehen wollten, führen sie schon längst „anderswohin“.
Trotz allem aber gibt es den Zusammenhalt der Kirchsteigfelder und dafür sorgt der SC Potsdam nicht nur mit seinem Herbstfest. Der Verein hat über 2600 Mitglieder. Im Jugendklub Off-Line treffen sich täglich 60 bis 80 Kinder und Jugendliche, es wird Fitnesstraining für jedermann angeboten und wenn das neue Off-Line-Gebäude erst steht, soll es noch mehr Beschäftigungsmöglichkeiten und Treffs geben. „Wie haben unsere Vorleistungen gebracht“, betont Rieger. Nun müsse die Stadt das ihre tun. Im September braucht der SC den ersten fertigen Bauabschnitt, damit die Jugendarbeit nicht ins Stocken gerät und das Angebot systematisch auch noch ausgeweitet werden kann. Ein Multifunktionsraum soll für Jugendliche, Senioren und Behinderte offen stehen. Die Beachvolleyballplätze aber sollten schon im Frühjahr spielbereit sein. „Wir brauchen sie“, sagt Jessika Scholz. „Dringend.“ Statt der alten zwei wird es an der neuen Stelle dann vier geben. Den Transport des Sandes übernimmt laut Rieger das Porta-Möbelhaus.
Ganz speziell für die jungen Leute setzt sich Oliver Bräutigam ein. Er macht beim SC eine Lehrausbildung zum Sportfachmann und will einmal Kinder und Jugendliche trainieren. Der erfolgreiche Hochspringer ist mit seinen 2.05 Metern nicht zu übersehen. Er bewacht den Lukas, auf den die Kirchsteigfelder beim Wohngebietsfest draufhauen dürfen, um ihre Kraft zu beweisen, vielleicht auch, um Frust abzureagieren. Doch der kommt beim Herbstfest des SC Potsdam gar nicht erst auf. „Wir sind ein guter Katalysator für überschüssige Kraft“, meint Rieger. Und Bräutigam schätzt ein: „Wer zu uns kommt, will etwas erreichen.“
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