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Die Zwei von der Haltestelle. Stephan Sacher (l.) und Michael Herm (r.) wurden für ihre abgedrehte Bushäuschen-Story „Chump And Clump“ geehrt. Es war der dritte Nachwuchs-Animago für HFF-Absolventen in Folge.

© M. Thomas

Animago: Das digitale Zentrum der Republik

700 Grafikexperten kamen bis Freitag zur Animago-Konferenz: Das Branchentreffen bleibt auch 2012 in Babelsberg.

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Der „Animago“ bleibt in Potsdam: Drei Jahre, nachdem Deutschlands wichtigster Computergrafik-Preis nach Stationen in München, Stuttgart und Karlsruhe in die Babelsberger Medienstadt gefunden hat, sprechen sich sowohl die Veranstalter vom Branchenmagazin „Digital Production“ als auch die Förderer vom Medienboard Berlin-Brandenburg für eine Verlängerung aus. Das sagte Konferenz-Organisatorin Jana Freund den PNN am Freitag nach einem Zukunftsgespräch mit dem Medienboard. Die Filmförderung hatte die Ansiedlung des Preises in Babelsberg bisher mit jährlich 200 000 Euro gefördert. Freund rechnet nun damit, auch 2012 wieder internationale Animationsspezialisten zu der zweitägigen Konferenz im FX Center begrüßen zu können. In diesem Jahr waren nach Veranstalterangaben rund 700 Gäste gekommen.

Der Animago passe gut in die „Kreativ- und Digitalstrategie“ für den Standort, hatte Medienboard-Geschäftsführer Elmar Giglinger zur Preisverleihung am Donnerstagabend betont. Ziel sei es, die Hauptstadtregion zum „digitalen Zentrum der Republik“ auszubauen. Die Voraussetzungen seien günstig: Bereits jetzt gebe es hier 18 000 Unternehmen mit 170 000 Mitarbeitern in der Digital-Branche. Giglinger geht von einem Jahresumsatz von 20 Milliarden Euro aus – allein in der Hauptstadtregion.

Auch Unternehmen aus der Babelsberger Medienstadt präsentierten sich bei der Konferenz, die gestern zu Ende ging: Den wohl kürzesten Weg hatten die Computerspezialisten von Exozet Effects mit Büros direkt im FX Center. Aktuell entstanden dort unter anderem Effekte für die US-amerikanische Produktion „Abduction“ – deutscher Titel: „Atemlos – Gefährliche Wahrheit“ – mit „Twilight“-Star Taylor Lautner. Exozet-Mitarbeiter Tyler Kehl erläuterte, wie die Eisenbahn, in dem eine Verfolgungsjagd und eine Knutscherei stattfinden, digital in Bewegung gesetzt wurde: Die am Fenster vorbeirauschenden Bäume und das passende Lichtspiel im Abteil sind komplett am Computer entstanden – genauso wie die Schmutz-und-Kratz-Optik der Fensterscheiben selbst. Ein Team von bis zu zwölf Leuten habe daran drei Monate gesessen. Details des Lichtspiels habe er bei S-Bahnfahrten am „lebenden Objekt“ studiert.

Drei der insgesamt zwölf Animago-Preise blieben diesmal in Potsdam: Tomer Eshed, Absolvent der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF), bekam die Ehrung für seinen bereits mehrfach ausgezeichneten Kurzfilm „Flamingo Pride“. Die Geschichte um einen Flamingo, der sich unter die Fittiche einer eleganten Storchendame träumt und damit bei seinen schwulen Artgenossen zum Außenseiter wird, erntete bei der Verleihung herzhafte Lacher.

Auch der diesjährige Nachwuchspreis – er ist als einziger dotiert mit 3000 Euro und einem Softwarepaket im Wert von 10 000 Dollar – ging an die HFF: Stephan Sacher und Michael Herm konnten die Jury mit ihrer liebevoll-abgedrehten Bushaltestellen-Story „Chump And Clump“ überzeugen. Im Mittelpunkt stehen zwei Typen, die sich die Wartezeit auf den Bus – sechs Tage – mit einem veritablen Alkohol- und Drogenrausch verkürzen. Ursprünglich waren es nur ein Quader und eine Kugel, die aufeinandertrafen, erzählten die beiden Preisträger den PNN. „Das haben wir dann immer weiter ausgefeilt“, erklärte Stephan Sacher. Die Figuren haben dabei auch Züge ihrer Macher angenommen. „Wir haben sogar dieselben Mützen“, verrät Sacher. Mehr als zwei Jahre Arbeit stecken in dem Zehnminüter.

Auch die Fachhochschule Potsdam ging nicht leer aus: Die Designstudenten Florian Köhne und Hannes Hoepfner gewannen mit ihrem Film „Bacon Anyone“, in dem sie die Mechanismen der Musikindustrie kurzweilig erklären, den Animago für die „Beste Visualisierung“.

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