zum Hauptinhalt

Links und rechts der Langen Brücke: Das Ende der leeren Läden

Guido Berg denkt, die Lokalpolitik sollte sich für die Aufhebung der Sortimentsbeschränkungen in den Bahnhofspassagen auf einen Stichtag einigen

Stand:

Dass der Oberbürgermeister die Aufhebung der Sortimentsbeschränkungen in den Bahnhofspassagen ausgerechnet jetzt zur Diskussion stellt, mag gute Wahlkampf-Taktik sein. Immerhin muss sich Jann Jakobs (SPD) im September den Wählern stellen. Gegen die Sortimentsbeschränkungen zu sein war bisher aber eher ein Erkennungsmerkmal seines Dauerrivalen Hans-Jürgen Scharfenberg von den Linken. Allerdings ist das Thema Einzelhandel in Potsdam viel zu wichtig, als es auf dem Altar einer Oberbürgermeisterwahl zu opfern. Die Einzelhändler brauchen Klarheit über die Linie der Stadt, ein Hü und Hott verhindert Planungssicherheit. Richtig ist, dass die Situation heute eine andere ist als noch vor zehn Jahren, als die Bahnhofspassagen öffneten. Längst hat sich das Karstadt-Kaufhaus, Hauptmagnet der Innenstadt, etabliert und ist zur festen Größe in der Einkaufslandschaft der Stadt geworden. Wenn selbst Karstadt-Chef Harald Kirchfeld erklärt, er sehe eine Aufhebung der Restriktionen in den Bahnhofspassagen auf der Tagesordnung, dann mag dies ein Hinweis dafür sein, dass die Zeit der leeren Bahnhofsläden dem Ende entgegen geht. Geändert hat sich aber auch das Verständnis darüber, wie Potsdam gegenüber dem Einzelhandels-Giganten Berlin bestehen könnte. Eine künstliche Verringerung des Einzelhandelsangebotes senkt die Zentralitätswirkung der brandenburgischen Hauptstadt. Auch Käufer aus dem Umland fahren lieber nach Berlin als ins naheliegende Potsdam, wenn die Gesamtstadt ein eher flaues Einkaufsprofil hat. Geändert hat sich freilich auch die Lage des Hauptbahnhofs zur Innenstadt. Mit der Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte wächst sie dem Bahnhof entgegen. Der bisher tote Stadtraum um den Bahnhof wird entwickelt, das Ex-RAW-Gelände ist fast fertig, Speicherstadt und Brauhausberg stehen in den Startlöchern, ebenso die Areale an der Babelsberger Straße. Nachdenkenswert ist auch die Frage, ob die Pendler, die ohnehin unterwegs einkaufen, dies nicht besser am Potsdamer statt am Berliner Hauptbahnhof tun sollten? Um es zusammenzufassen: Die besondere Schutzbedürftigkeit der Innenstadt wird immer schwerer zu begründen. Was nun gebraucht wird ist ein fester, berechenbarer Termin für die Aufhebung der Beschränkungen, damit sich alle Beteiligten darauf einstellen können.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })