Landeshauptstadt: Das Ende quietschender Hörsäle
Fachhochschule erhält Zentralgebäude für 15,9 Millionen Euro / Standort Alter Markt wird geschlossen
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Auf der Prioritätenliste von Hochschulneubauten im Land Brandenburg stand die Potsdamer Fachhochschule (FH) so ziemlich auf dem letzten Platz. Das bedeutete: Warten.
„Eine lehrreiche Zeit“, wie Rektorin Helene Kleine gestern mit einem erleichterten Seufzer resümierte. Am gestrigen Mittwoch nämlich wurde nach fast einem Jahrzehnt Geduldsprobe und vielzähligen Baustarts, Richtfesten und Einweihungen an anderen Hochschulstandorten endlich der Grundstein für das künftige FH-Zentralgebäude auf dem Campus Pappelallee gelegt. Hier sollen nach voraussichtlicher Fertigstellung Mitte 2009 Mensa und Bibliothek von der Friedrich-Ebert-Straße hinziehen. Damit sei auch die Zeit von Großküchenprovisorium, „quietschenden Hörsälen“ und beengten Medienmagazinen vorbei. „Dann machen wir das Baufeld Alter Markt frei für einen Landtagsneubau – in der Kubatur des Stadtschlosses“, sagte Rektorin Kleine.
Mit insgesamt 15,9 Millionen Euro Bauvolumen ist der neue Komplex der Fachhochschule veranschlagt, in dem auch ein kleiner Hörsaal mit 120, ein großer Hörsaal mit 250 Plätzen sowie eine Theaterwerkstatt geplant sind. Vor allem die finanzielle Abstimmung habe sich langwierig gestaltet, erklärte Kleine.
Und es wird in Zukunft nicht leichter. Die Kosten für Bauvorhaben im Hochschulbereich teilten sich bisher Bund und Land je zur Hälfte. Ab dem kommenden Jahr würden aber die Bundeszuwendungen drastisch gekürzt, sagte Brandenburgs Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU). Trotzdem sei es ihrem Ministerium gelungen, diese Kürzungen zum Beispiel mit Mitteln aus dem Europäischen Strukturfonds Efre zu kompensieren. In die bauliche Entwicklung brandenburgischer Hochschulstandorte habe man in diesem Jahr insgesamt 54 Millionen Euro investiert, im kommenden würde man diesen Betrag sogar noch einmal um sechs Millionen Euro aufstocken, erklärte die Ministerin. Die Fachhochschule sei – bis auf ein neues Labor- und Werkstattgebäude – bei der Neubauplanung bisher „wie ein Stiefkind“ behandelt worden, gestand sie. Um so schöner sei der gestrige Anlass.
„Nahezu im Monatstakt“ würden im Land derzeit im Bereich Wissenschaft und Forschung Grundsteine gelegt, zuletzt auf dem Campus in Golm für das neue Physikgebäude der Universität Potsdam, sagte Finanzminister Rainer Speer (SPD). Mit der Finanzierung solcher Projekte zeige das Land, dass es den Ausbau der Hochschullandschaft Brandenburg und des Wissenschaftsstandortes Potsdam ernst nehme, so Speer. Und dies bleibe Priorität.
Zwischen Pappelallee und Kiepenheuerallee entsteht in den nächsten zweieinhalb Jahren nun der zentrale Fachhochschul-Komplex nach Entwürfen der Berliner Architekten Becher + Rottkamp mit einer Nutzfläche von über 5000 Quadratmetern. Der zweistöckige Flachbau soll künftig den Eingangsbereich zum Campus Pappelallee markieren. Hier wird sich auch das zentrale Hochschulfoyer sowie die Verteiler- und Servicehalle befinden. Der Wettbewerb für die Neugestaltung des gesamten einstigen Kasernengeländes in der Pappelallee liegt viele Jahre zurück. Bereits 1997 wurde er entschieden. Allerdings sei dies ohne Beteiligung von Studierenden des FH-Fachbereichs Architektur und Städtebau geschehen, sagte die Rektorin und erklärte, dass dies auch nicht erwünscht gewesen sei. Einerseits wären die Studenten gegenüber den Architekturbüros im Wettbewerbsvorteil, andererseits aber auch mit einer so großen Aufgabe überfordert gewesen, so Kleine. Dennoch biete sich die FH als Partner für das Land an, sagte die Rektorin. Wer in Studenten investiere, investiere in zukunftstragendes Wissen.
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