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Vorlesen, spielen, reden. Drei Tage pro Woche arbeitet Schwester Felizitas in die Potsdamer Arche in Drewitz.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Das ganze Jahr Weihnachten

Seit 2009 arbeitet die katholische Schwester Felizitas in der Arche in Drewitz – bei den Kindern heißt sie einfach „Fitz“ oder „Tas“

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Schon mit ihrem Outfit fällt sie auf in den farbenfrohen Räumen der „Arche“ in Drewitz: Nur der Pony schaut unter dem Schleier hervor, die schwarz-graue Tunika reicht bis zum Knöchel, um den Hals trägt Schwester Felizitas eine silberne Ordensmedaille mit dem Bild der Heiligen Elisabeth. Seit zwei Jahren engagiert sich die 53-Jährige für das christliche Hilfsprojekt in Drewitz. Den Kindern ist sie in dieser Zeit sichtlich ans Herz gewachsen. „Felizitas ist meine Freundin“, schwärmt zum Beispiel die siebenjährige Precious: „Sie ist lieb, sie hilft mir bei den Hausaufgaben und ihre Kleider gefallen mir!“ Auch die achtjährige Angelina bekommt leuchtende Augen, wenn sie von Schwester Felizitas spricht: „Mit ihr zu spielen finde ich ganz toll.“ Bei den Kindern heißt die Ordensschwester auch schon mal einfach nur „Fitz“ oder „Tas“.

Spielen, vorlesen, reden – drei Tage pro Woche kommt Schwester Felizitas aus dem Kloster in Berlin-Schlachtensee in das christliche Kinderhilfsprojekt im Potsdamer Plattenbaugebiet. Gefunden hat sie ihre Wirkungsstätte 2009 bei der Suche im Internet, erzählt die Religionspädagogin. Nach ersten Gesprächen mit dem Team um Arche-Leiter Oliver Valdorf und einer Probezeit hat die katholische Schwester mittlerweile einen Arbeitsvertrag über eine halbe Stelle – verzichtet aber auf Bezahlung. „Das ist unsere Spende an die Arche“, sagt sie.

Seit 1978 gehört die gebürtige Dresdenerin dem Orden „Schwestern von der Heiligen Elisabeth“ an - dass sie damit in der DDR auf ein Studium verzichten musste, habe sie in Kauf genommen. Schon in ihrer Kindheit habe ihr der Glaube Kraft und Stärke gegeben, erzählt sie. Erst nach der Wende konnte sich die gelernte Krankenschwester zu ihrem Wunschberuf Religionspädagogin ausbilden lassen, sie ist zudem Trainerin in „gewaltfreier Kommunikation“. In Berlin lebt sie heute mit 25 weiteren Schwestern im Konvent, deutschlandweit gehören dem Orden etwa 440 Frauen an.

Für viele Arche-Kinder ist die Begegnung mit ihr der erste Kontakt zur Kirche. Die Neugier sei groß, erzählt Schwester Felizitas: „Es kommen viele Fragen zu meinem Alltag.“ Die Kinder wollen zum Beispiel wissen, wieso sie keine Kinder bekommt, wenn sie mit Jesus verheiratet ist – oder was es mit der Elisabeth von der Medaille auf sich hat. Lektionen mit erhobenem Zeigefinger gibt es bei Schwester Felizitas nicht: „Wir wollen christliche Werte vermitteln, indem wir den Kindern Wertschätzung geben“, sagt sie.

Das nimmt oft auch spielerische Formen an. Zum Beispiel in der „Abenteuerstunde“. Dabei hören die Kinder eine Abenteuer-Geschichte, in der ein bestimmtes Gefühl angesprochen wird – zum Beispiel Wut. Im Anschluss sprechen sie darüber, welche Erlebnisse sie an diesem Tag fröhlich oder traurig gemacht haben. Allein die Tatsache, dass ihnen jemand uneingeschränkt zuhört, sei für viele eine neue Erfahrung, weiß die Ordensschwester. „Die Kinder lernen, ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen – und mit ihnen umzugehen“, erklärt sie.

Schwester Felizitas fühlt sich in der Arche wohl: „Der Umgang ist sehr familiär, es ist ein Miteinander im Team und mit den Kindern.“ Mittlerweile komme es vor, dass Kinder nach einem gemeinsamen Gebet fragen – etwa, wenn sich Eltern trennen, aber auch bei freudigen Ereignissen wie der bevorstehenden Geburt eines Geschwisterkindes.

In regelmäßigen Treffen bespricht das Team auch die Entwicklung der Kinder – durchschnittlich 40 kommen jeden Tag in die Einrichtung. Die Kinder sollen auf dem Weg zum Erwachsensein optimal unterstützt werden, erklärt Schwester Felizitas und hält kurz inne. „Es geht eigentlich um Menschwerdung – wie an Weihnachten“, sagt sie dann: „Bei uns ist sozusagen das ganze Jahr Weihnachten.“

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