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Will demokratische und transparente Strukturen. Thomas Bastian, Präsident des SVB 03

© Manfred Thomas

Interview mit dem Vereinschef: „Das Ganze nicht ernst und verkrampft sehen“

Thomas Bastian, Vorstandsvorsitzender des Fußball-Drittligisten SV Babelsberg 03, im Interview über die sportliche und die finanzielle Situation und neue Spieler beim Potsdamer Fußballdrittligisten

Stand:

Herr Bastian, der SV Babelsberg 03 stand im Mai noch vor dem finanziellen Aus – nun hat die neu formierte Truppe um Trainer Dietmar Demuth mit einem Sieg, zwei Unentschieden und zuletzt einer Niederlage einen guten Start in der Dritten Liga hingelegt. Sie sind neuer Präsident, der Aufsichtsrat und der Vorstand wurden neu gewählt – wie ist die Stimmung im Verein?

Sagen wir mal zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Einerseits sind wir natürlich froh darüber, dass wir inzwischen ein deutlich besseres Kommunikationsklima haben – im Verein selbst und vor allem auch nach außen. Selbst der RBB berichtet jetzt von uns, und das will doch was heißen. Der VIP-Raum wird gut angenommen, die Mitgliederzahl steigt ständig, wir haben Rekordzahlen bei den Verkäufen der Dauerkarten und haben vor allem eine konkurrenzfähige Mannschaft.

Aber dennoch drückt auch der Schuh ...

Ja, mit dem Sponsoring in Potsdam ist das ja nun einmal so eine Sache. Wir als vermeintlicher Hauptbösewicht kommen da recht schlecht weg, zumindest was bis jetzt noch die Großsponsoren betrifft. Im Bereich der zehn- bis zwölftausend Euro können wir nicht klagen. Die Suche nach Unterstützern, die noch mehr geben können, dauert noch an und wir lassen da auch nicht nach. Wir wollen da auch keine Lösungen für wenige Monate, sondern schauen auf Leute, die auch zwei, drei Jahre dabei sind.

Die möchten aber auch durch interessante Maßnahmen gehalten werden.

Ohne Frage. Nehmen wir beispielsweise mal Honda. Das Unternehmen ist wieder im Boot und darüber freuen wir uns sehr. Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir mal ein Honda-Wochenende anbieten mit allem Drum und Dran und das gilt für andere Unternehmen natürlich auch. Da sind wir aber noch am Überlegen.

Die Stadt griff dem Verein mächtig unter die Arme und auch die DKB-Bank half. Wie sieht die derzeitige finanzielle Lage aus, wie viel Geld ist noch nötig, um für ausreichende Liquidität des Vereins zu sorgen?

Nun, das Geld von der Stadt muss ja erst noch kommen, der Zuwendungsbescheid fehlt noch. Wenn die 700 000 Euro aber da sind und die Bürgschaft der DKB- Bank in gleicher Höhe auch steht, kommen wir klar.

Aber nicht in der kommenden Saison ...

Nein, dann geht’s erneut los, wir brauchen bei Klassenerhalt abermals 1,4 Millionen. Die Stadt wird sicherlich nichts mehr geben, aber die DKB-Bank wird im Boot bleiben. Die wird wohl unser neuer Paffhausen.

Sie sprachen den Klassenerhalt an. Ist es Ihrer Meinung nach realistisch, dass sich der SVB 03 in der Dritten Liga etabliert?

Das kommt letztlich auf den Etat in der kommenden Saison an. Dietmar Demuth hat ein gutes Team zusammengestellt, wir brauchen allerdings noch Verstärkung im Mittelfeld. Der Vorstand hat dafür ja schon grünes Licht gegeben.

Der SVB hat einen Neuanfang bestritten, der auch mit einer neuen Marketingstrategie einhergeht. Da wird mit Union-Slogans für den Kauf von Dauerkarten geworben, der SVB stellt sich als „Berlins geilster Fußballverein“ dar und im Eintrittspreis sind ABC-Tickets eingeschlossen. Wer hat das neue frische Image zu verantworten und hat es schon Früchte getragen?

Also mir hat man mal gesagt, dass ich das gewesen sein soll. Allerdings war die Einführung des ABC-Tickets bereits die Idee des ehemaligen Vorstands. Wir hatten ja schon immer eine gute Schar Fans aus Berlin im Karl-Liebknecht-Stadion zu Gast und das wollen wir ausbauen. Und auch unser Kreativteam gibt es ja bereits seit einiger Zeit. Nur stieß es bei der einstigen Führung all zu oft auf taube Ohren. Gute Ideen waren immer da und wir haben jetzt endlich die Bremsen gelockert. Nehmen wir nur einmal Freikartenaktionen. Das war früher kaum möglich und nun wird’s gemacht.

Der Verein bemüht sich aber auch sehr, die Berliner für den Fußball im Karli zu begeistern.

Ja, das stimmt. Einerseits werben wir wie gesagt damit, Berlins geilster Fußballverein zu sein, dann mit dem Slogan „20 Minuten S-Bahn – 90 Minuten Kult“ und demnächst bringen wir auch eine schöne Postkarte auf den Markt, auf der „Aus der Hauptstadt für Berlin“ steht. Wir dürfen das Ganze nicht ganz so ernst und verkrampft sehen. Das macht den neuen SVB eben aus.

Ein Dauerthema ist nach wie vor nicht vom Tisch – die Sanierung des Stadions. Ein Schmuckstück ist da hingestellt worden, doch an allen Ecken und Enden klemmt es trotz einer Investition von acht Millionen Euro. Das Flutlicht funktioniert noch immer nicht und könnte den Verein um wichtige Abendspiele bringen und auch auf eine Anzeigetafel müssen die Fans noch immer verzichten.

Ein wirklich unendliches Thema, mit dem wir nochmal neu beginnen werden, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind. Aber das muss erst einmal der Fall sein, und dann gehen wir an die Nachbesserungen. Als die neue Führungsspitze das Ruder übernahm, waren schließlich neunzig Prozent aller Bauaufträge bereits unter Dach und Fach. Sie sprachen die Anzeigetafel an. Die war beispielsweise gar nicht eingeplant. Die alte gibt’s zwar noch – aber wo sollen wir die anbringen? Wir haben im Karli einfach ein Sichtachsenproblem. Im neuen Ostblock, wo sie früher mal war, darf sie nicht mehr angebracht werden, weil nichts Buntes den Blick versperren darf. Optimal wäre der Platz im Gästeblock. Aber dort würde sie direkt in der Sichtachse stehen. Wir machen uns darüber richtig Gedanken, wenn der Bau abgeschlossen ist.

Die dürften Sie sich aber nicht nur darüber machen.

Nein, wir haben eine lange Liste. Nehmen wir nur einmal die neuen Kioske. In keinem wird man grillen können, weil nicht für ausreichende Entlüftung gesorgt ist. Oder nehmen wir das Thema Asbest. Die Beseitigung hat mit rund 300 000 Euro richtig reingehauen. Geld, das uns jetzt für die Außenanlagen fehlt. Der Presseraum sollte beispielsweise seinen alten Charme mit dem Parkettfußboden behalten. Den haben wir jetzt mal aufgenommen und unter dem Holz Asbest- schlamm entdeckt. Also alles raus oder versiegeln? Das ist ein Fass ohne Boden. Wir haben das Stadion eben nicht geplant und können erst Einfluss nehmen, wenn der Bau fertig ist.

Und nicht zuletzt kommt noch das leidige Thema Flutlicht hinzu.

Ja, obwohl ich dort inzwischen schon einen Hoffnungsschimmer sehe. Der TÜV prüft jetzt alles, die Gelenke werden repariert, Schweißnähte und Schönheitsfehler werden nachgesehen. Ich denke mal, in zwei Wochen müsste das in Ordnung sein. In Betrieb können die Masten dann allerdings noch nicht gehen, weil ein Wartungs- und Prüfhandbuch und so weiter angelegt werden müssen. Und so etwas kann sich bei Behörden hinziehen. Anfang Oktober sollten wir das aber spätestens vom Tisch haben.

Und die Kosten?

Auch das müssen wir abwarten. Der eine abknickbare Mast ist ja noch immer ein Versicherungsfall. Wenn das bezahlt wird, deckelt die Summe womöglich die erforderlichen Ausgaben. Aber da sind wir uns auch noch unsicher.

Das Karl-Liebknecht-Stadion dürfte das einzige sein, das über keine Parkplätze verfügt. Soll sich in diesem Bereich etwas tun?

Auch ein leidiges Thema. Wir haben 70 Plätze geplant, die am neuen Kunstrasenplatz in Richtung Straße angelegt werden. Aber auch das werden wir nach der Fertigstellung mit Sponsoren sicherlich noch einmal nacharbeiten müssen.

Dennoch sieht man weder bei den Fans noch in der Führungsebene lange Gesichter.

Nein, und das muss auch nicht sein. Wir haben Probleme, die aber zu meistern sind. Wir haben neue Strukturen und die sind gefestigt. Björn Laars hatte beispielsweise als Leiter der Geschäftsstelle einen super Einstand und auch jeder andere macht hier einen guten Job. Und das sollten wir nicht vergessen.

Das Gespräch führte Henner Mallwitz.

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