Landeshauptstadt: Das Gegenteil von Grau
Karen Falke kämpft fürs Image der Bibliotheken
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Das Universum von Karen Falke steht in einer ehemaligen Turnhalle. Karen Falkes Universum ist die Fachhochschul-Bibliothek am Alten Markt. Die Turnhalle diente zu DDR-Zeiten den Lehramts-Studenten zum Training. Heute stehen dort 19 Regale, jedes rund 22 Meter lang. 170 000 Bücher passen dort hinein. Das sind 170 000 Geschichten – „also ein ganzes Universum“, sagt Karen Falke. Es sind Geschichten aus dem Sozialwesen, der Psychologie, der Wirtschaft und der Politik. Genau das, was die Fachhochschulstudenten brauchen. Die 45-Jährige ist die Chefin der Bibliothek. Und sie ist eine Kämpferin für das Image der Bibliothek und ihres Berufes.
Sie hatte die Idee, für Bibliotheken zu werben. 2007 gab es dann in Brandenburg die Plakataktion „Wissen, wo“s steht.“ Es war die erste im ganzen Bundesland. In allen Bibliotheken der Mark hingen die Poster. Auf einem hält Napoleon einen Reiseführer „Europa“ – wissen, wo“s steht eben. Die Menschen sollten die Bibliotheken als Informationszentren wahrnehmen. „Bibliotheken sind Wissensorte“, sagt Karen Falke. In diesem Jahr läuft die Plakataktion bundesweit unter dem Motto: „Deutschland liest“. „Nach dem Vorbild aus Brandenburg“, sagt Karen Falke. Dort habe die Aktion geholfen. „Die Nutzer, die Geldgeber und Politiker nehmen uns anders wahr“, sagt sie. Bibliotheken seien mittlerweile öfter Thema.
Begonnen hatte alles vor zehn Jahren. Falke war damals die Vorsitzende des brandenburgischen Landesverbandes der Bibliotheken. Damals hingen in Berlin gerade Plakate für die Stadtreinigung an den Litfaßsäulen. Sie zeigten Straßenfeger mit der Aufschrift „we kehr for you“. Und Karen Falke dachte, so etwas müsste es auch für Bibliotheken geben und ging einfach zur Werbeagentur Heymann Schnell, die die Motive entworfen hatte.
Geld hatte sie keines. Aber Agenturchef René Heymann fand ihre Idee gut. Nach langen Diskussionen arbeiteten Falke und ihre Kollegen heraus, was Bibliotheken überhaupt sind, sagten es Heymann und der entwickelte die Motive. Kostenlos. Jede brandenburgische Bibliothek darf sie seitdem zur Werbung nutzen.
Ein bisschen wollte Falke damals aber auch mit dem Vorurteil aufräumen, mit dem sie und ihre Kolleginnen kämpfen müssen: Bibliothekarinnen seien graue Mäuse, alte Jungfern mit Dutt und Brille. Eine Brille trägt Karen Falke zwar, aber eine modische und ihre offenen Haare klemmt sie sich hinters Ohr. Wie eine graue Maus sieht sie jedenfalls nicht aus. „Wir können ja gar nicht grau sein“, sagt sie. Denn Bibliothekarinnen seien neugierig auf das, was zwischen den Buchdeckeln steht. Und da steht Wissen. Darum weiß Karen Falke auch, wie das Vorurteil über ihre Berufsgruppe entstanden ist: „Vor hundert Jahren ungefähr haben sehr viele Frauen in den Bibliotheken gearbeitet. Und arbeitende Frauen waren eben unverheiratet.“ Aber graue Mäuse seien auch sie nicht gewesen.J. Wedemeyer
Unter dem Motto „Deutschland liest“ gibt es eine Brigitte Reimann-Lesung in der Stadt- und Landesbibliothek., um 19 Uhr am Kanal 47.
J. Wedemeyer
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