
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Das große Geschäft
Mit dem Potsdamer Einzelhandel geht es aufwärts: Es gibt mehr Umsatz, mehr Fläche und mehr Jobs. Und das, obwohl die Zahl der Betriebe rückgängig ist
Stand:
Es werden weniger – aber die werden immer größer und setzen mehr Geld um. Das ist der Kern der Entwicklung des Potsdamer Einzelhandels in den vergangenen Jahren. Während die Zahl der Betriebe im Vergleich zu 2007 um fünf Prozent zurückgegangen ist, wuchs die Verkaufsfläche um rund 25 Prozent, wie die Stadt auf PNN-Anfrage mitteilte.
Die Zahlen wurden im Mai und Juni dieses Jahres bei einer Bestandsaufnahme für das neue Einzelhandelskonzept der Landeshauptstadt erhoben. Das Konzept wird in diesen Tagen fertiggestellt und soll Anfang Januar im Arbeitskreis Einzelhandel diskutiert werden, so Stadtsprecherin Christine Weber. Im März soll es dann den Stadtverordneten vorgelegt werden. Der Erhebung zufolge gibt es in Potsdam 1011 Einzelhandelsbetriebe – dazu gehören auch Apotheken, Lebensmittelhandwerker wie Bäcker oder Fleischer sowie Tankstellenshops. Auf insgesamt 272 375 Quadratmetern Verkaufsfläche konnten Potsdamer und ihre Gäste in diesem Jahr shoppen. In der Stadtverwaltung beurteilt man die Entwicklung des Einzelhandels positiv. Denn es gibt nicht nur mehr Fläche, es wird auch mehr eingekauft. Nach Einschätzung der Gutachter liegt der Umsatz im Einzelhandel bei rund 994 Millionen Euro jährlich und damit acht Prozent über dem Kaufkraftpotenzial der Potsdamer Einwohner. Das heißt, dass immer mehr Kaufkraft aus dem Umland in Potsdam gebunden wird. Ein Novum für den Potsdamer Einzelhandel. „Das ist ein deutlicher Beleg für die wachsende Attraktivität“, so Weber.
Zwei Jahrzehnte lang hatte der Potsdamer Einzelhandel mit einem Verlust von Kaufkraft gekämpft. „Die Nähe zu Berlin hat uns lange zu schaffen gemacht“, so Wolfgang Cornelius, Vorsitzender der Händlergemeinschaft AG Innenstadt. Deshalb sei dem Handel in Potsdam viel Umsatz entgangen. Mittlerweile habe sich das Missverhältnis ausgeglichen. Immer mehr Berliner kämen zum Einkaufen nach Potsdam. „Hier macht es mehr Spaß“, sagt Cornelius. Die historische Innenstadt habe eben auch Flair.
Nicht nur die Menschen aus dem Umland und Berlin gehen zunehmend in Potsdam einkaufen, der Handel profitiert auch vom Tourismus. Im vergangenen Jahr hatte Potsdam Rekorde bei den Tagesbesuchern und erstmals mehr als ein Million Übernachtungen verzeichnet. Und auch die Potsdamer selbst bringen mehr Geld in die Kassen: Von 2008 bis 2012 stieg die Kaufkraft pro Einwohner um 2041 Euro – und damit schneller als bundesweit. Zwar liegt sie in Potsdam immer noch unter dem bundesweiten Durchschnitt, aber der Abstand hat sich von 1200 auf 439 Euro verringert, wie aus dem statistischen Jahresbericht der Stadt hervorgeht. Das Wachstum des Einzelhandels bringt auch Jobs in die Stadt. Nach der amtlichen Statistik gab es im Jahr 2012 im Handel einschließlich Groß- und Autohandel 7601 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Zwei Jahre zuvor waren es noch 7058.
Ein großer Teil des Zuwachses der Verkaufsfläche geht laut Stadtverwaltung auf das Konto des Möbelhauses Porta. Das Möbelhaus hatte im Jahr 2008 seine 37 000 Quadratmeter große Niederlassung an der Nutheschnellstraße errichtet. Und das Wachstum geht weiter, denn in den Zahlen sind die Neueröffnungen vom Herbst noch nicht enthalten. So öffnete im November in der Brandenburger Straße ein C&A. Und auch in den Bahnhofspassagen gibt es zahlreiche neue Geschäfte.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: