Die "24 Tours du Pont" in Potsdam: Das große Knattern
Oldtimer, Promis und schwimmende Autos bei den „24 Tours du Pont“ – Potsdams Hommage ans legendäre Le Mans.
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Der Motor des leuchtend blauen Simca 8 Dého heult laut auf. Noch kurz den Helm aufgesetzt, festgezurrt und eine kleine Kamera auf den Beifahrersitz positioniert, dann geht es los. Knatternd fährt das blankpolierte Einzelstück aus dem Jahre 1939 um die Kurve in die Berliner Straße, dicht gefolgt von weiteren Raritäten aus der Vorkriegszeit. Sie alle sind Teilnehmer der dritten „24 Tours du Pont“, die an diesem hitzigen Sonntag an der Glienicker Brücke stattfanden.
Das Oldtimer-Treffen und Schaurennen lockte bereits am Samstag Hunderte Besucher ans Ufer der Havel. Mehr als 130 historische Fahrzeuge konnten hier am Wochenende auf dem „Parc de l’Automobile Historique“ bestaunt werden. Ein Höhepunkt am Samstag: Die Rallye „Hamburg-Berlin-Klassik“ mit ihren mehr als 180 Teams passierte am Samstagnachmittag die „Garage du Pont“ in der Berliner Straße – mit zahlreichen prominenten Fahrern, so auch der ehemaligen Eiskunstläuferin Katarina Witt, die als Beifahrerin von Ulrich Knieps. Nach einer kurzen Wertungsprüfung setzten die Autos ihre Fahrt nach Berlin-Mitte fort.
Zugelassen sind 42 Renn- und Sportwagen
Kern der Potsdamer Veranstaltung ist das Rennen am Sonntag. Zugelassen sind 42 Renn- und Sportwagen aus den Jahren 1923 bis 1976. Organisator des Events ist Kai Desinger – Entrepreneur, Eigentümer der „Garage du Pont“ und Oldtimer-Liebhaber. Desinger startet um kurz nach 12 Uhr das Rennen – mit seinem blauen Simca 8 Dého. Danach geht es stundenlang und mit großem Geknatter rund.
Die „24 Tours du Pont“ haben sich zu einem der beliebtesten Oldtimer-Treffen entwickelt, sagt Desinger – es sei in Kennerkreisen sehr beliebt. Darauf, das merkt man, ist er stolz, aber gleichzeitig etwas verwundert. Schließlich hat er die Veranstaltung ganz persönlich aus der Taufe gehoben, in Eigenregie, aus der Überzeugung heraus, dass Ort und Oldtimer perfekt zusammenpassen: „Hier kann man Wagen bestaunen, die man noch nie oder nur sehr, sehr selten gesehen hat.“ Viele Sammler und Museen hätten ihre Fahrzeuge zur Verfügung gestellt. Gedacht sind die „24 Tours du Pont“ als Hommage an das berühmte 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Norden Frankreichs. In Potsdam fahren die Oldtimer jedoch nicht 24 Stunden, sondern nur 24 Runden auf einer Gesamtstrecke von 1,2 Kilometern. Nach der Hälfte gibt es einen Fahrerwechsel. Die Tour führt vom Restaurant „Garage du Pont“ in die Menzelstraße und dann entlang der Schwanenallee am Jungfernsee. Die Oldtimer treten, je nach Baujahr, in unterschiedlichen Klassen an. Um die Wette wird hier aber nicht gefahren. Das Überholen ist streng verboten. Einige Anwohner der Rennstrecke hatten in den vergangenen Jahren Kritik an dem Oldtimer-Treffen geäußert. Dieses Jahr seien keine Beschwerden zu ihm gedrungen, so Kai Desinger. „Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass es sich um eine sehr exklusive, wunderbare Veranstaltung handelt.“
Viele Fahrer sind zum ersten Mal dabei
Bei dem Schaurennen geht es ums Sehen und Gesehen-Werden. Und ums Vergnügen. Viele der Fahrer sind zum ersten Mal dabei. Wie das Ehepaar Birgit und Dieter Hofem aus Mainz. Die Oldtimer-Fans stellen mit ihrer Firma für chemotechnische Erzeugnisse auch Polituren für die alten Klassiker her und sind Sponsoren des Oldtimer-Events. Sie starten mit ihrem englischen Sportwagen Riley Special Big Four aus dem Jahr 1938. Stilecht präsentieren sie sich in extra angefertigten Overalls im Stil der 1930er-Jahre, mit Lederhelmen und Fahrerbrillen. Mit ihrem Oldtimer haben sie schon einige Preise gewonnen. Bei der „24 Tours du Pont“ sind sie jedoch vor allem wegen des Flairs.
Auch einige Prominente sind an diesem Wochenende vor Ort, darunter Schauspieler Claus Theo Gärtner, Sportler Christian Schenk und der in Potsdam lebende Journalist und Fernsehmoderator Ulrich Meyer mit seiner Frau Georgia Tornow. Meyer nimmt mit einem grünen Alfa Romeo 6C 2300 B Pescara Mille Miglia von 1937 teil. Er ist seit den 1970ern Motorsportfan. Am Oldtimer-Event an der Glienicker Brücke gefällt Meyer vor allem die Kulisse und das ausgeglichene, ruhige Ambiente. „So etwas werden Sie in der normalen überehrgeizigen Rennszene nicht finden. Hier geht es darum, eine wunderbare Zeit miteinander zu verbringen und die alten Autos zu bewegen und zu genießen.“ Meyer fährt in diesem Jahr das erste Mal selbst und ist ein wenig aufgeregt. Allerdings nur wegen seines Wagens. „Als Fahrer fragt man sich ständig, wie es dem Auto geht und ob es noch geputzt werden muss.“ Schließlich will er den Oldtimer im besten Licht präsentieren. Ganz entspannt und bestens gelaunt ist der ehemalige Rennfahrer Clemens Schickentanz. Gerne folgte er der Einladung von Kai Desinger. „Das Event hat ein einmaliges Ambiente, mit den Traumvillen im Hintergrund, passend zu den Oldtimern.“ Schickentanz, der in seiner Karriere fünfmal beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans angetreten ist, tritt mit einem Jaguar D Type, Baujahr 1956 an. Doch vor dem Rennen probiert er noch mit Freunden ein Amphibienfahrzeug aus – damit geht es nicht auf die Rennstrecke, sondern aufs Wasser.
Sarah Stoffers
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