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Links und rechts der Langen Brücke: Das Gute liegt so nah

Guido Berg über die Stärkung des Handelsstandortes Potsdam

Stand:

Beim Thema Handel vollzieht sich in Potsdam ein Paradigmenwechsel, der Ausdruck eines gestiegenen Selbstvertrauens der Potsdamer ist. Wenig beschreibt den Potsdamer Geist der 1990er Jahre besser als der damalige Ausruf eines hohen Verwaltungsmitarbeiters, wonach Potsdam keine neuen Tankstellen brauche, die Potsdamer könnten auch in Berlin tanken. Berlin war allgegenwärtig, ob in Kunst, Kultur oder in der Medizin, immer hieß es, es gibt doch Berlin. Beim Einkaufen war das ebenso: Richtig Shoppen wollten selbst die Potsdamer lieber in Berlin. Die Landeshauptstadt verstärkte diesen Kaufkraftexport in die Bundeshauptstadt noch selbst, indem sie ihrer eigenen Innenstadt und ihren Einkaufscentern Beschränkungen auferlegte. Die Innenstadt sollte vor den Einkaufscentern geschützt werden und die kleinen Einzelhändler vor den großen. Spätestens mit dem neuen Einzelhandelskonzept, das ab Mitte 2008 für Diskussionen sorgte, kam der Umkehrschub. Zentrale These des Papiers: Potsdam müsse ganzheitlich als Einzelhandelsstandort gesehen werden. Als solcher erzeuge die Landeshauptstadt eine zu geringe „Clusterwirkung“; der „Cluster Potsdam“ müsse gestärkt werden. Soll heißen: Potsdam brauche insgesamt mehr und im Einzelnen auch größere Einzelhandelsflächen. Namhafte Marken müssten in Potsdam Filialen eröffnen, was nur geschehe, wenn ihnen große Verkaufsflächen in attraktiven Lagen geboten werden. Potsdam müsse für die Menschen in den umliegenden Regionen als Einkaufsziel attraktiv erscheinen. Der neue Gedanke: Wenn Kunden aus Werder nicht nach Berlin, sondern nach Potsdam einkaufen fahren, profitieren Stern-Center und Innenstadt gemeinsam. So werden aus Konkurrenten Partner im Ringen um eine attraktive Einkaufsstadt. Mit der Aufhebung der Sortimentsbeschränkungen für das Stern-Center und den Bahnhofspassagen sowie der in dieser Woche vom Bauausschuss empfohlenen Möglichkeit, die vierte Etage des Karstadt-Kaufhauses an einen Wellness-Anbieter zu vermieten, nimmt Potsdam nun den Fuß von der Bremse. Siehe, das Gute liegt so nah – und damit muss ja wirklich nicht immer Berlin gemeint sein.

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