Landeshauptstadt: Das Hähnewettkrähen fällt aus
Restriktive Bestimmungen wegen Vogelgrippe belasteten Geflügelschau in Bornim
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Bornim - Im Ausstellungsraum des AWO-Bürgerhauses in Bornim kräht, gackert und gurrt es, dass jeder sofort merkt: dem Federvieh des Vereins Hoffnung 09 Potsdam geht es gut. Von Vogelgrippe oder auch nur einem entfernten Verdacht keine Spur. Trotzdem blieb das Wassergeflügel Zuhause und Vereinsvorsitzender Wolf-Dieter Pohl weiß von Züchtern, die ihren Gänsebestand stark dezimiert oder ganz abgeschafft haben. Stallhaltung bringe bei dem Schnattervolk nichts. Die Enten hatten da zwar meistens ein besseres Los, aber ausgestellt wurden sie auch nicht. Die Bestimmungen seien viel zu restriktiv. „Wir müssen alle Ausstellungstiere vor der Schau eine Woche gesondert einsperren und vom Tierarzt begutachten lassen. Bei Wassergeflügel muss acht Tage vorher zusätzlich noch ein Abstrich gemacht werden, ehe es ausgestellt werden darf. Der kostet 35 Euro, von der Anfahrt des Tierarztes noch gar nicht geredet. Wer kann sich das denn leisten? Viele unserer Mitglieder sind inzwischen Rentner“, meint Pohl. Deshalb entfalle auch das Hähnewettkrähen 2008 auf der Freundschaftsinsel.
Pohl spielt zugleich auf die Nachwuchssorgen im Verein an. Der hat immerhin noch 24 Mitglieder, davon ist aber nur eines ein Jugendlicher. Und wenn der Verein Hoffnung 09 auch Potsdam im Namen trägt, die meisten Mitglieder kommen aus dem Umland zwischen Werder und Teltow, echte Potsdamer gibt es nur noch zwei. „Es ist im städtischen Raum nicht einfach, Geflügel zu halten. Durch das Hähnekrähen fühlen sich Nachbarn sehr schnell belästigt.“ Und auch sonst komme es immer wieder zu Einsprüchen.
Im Verein selbst ist das Klima aber sehr kameradschaftlich, so dass ihn Christel Blume auch nicht verlassen will, wenn sie nach Blankenfelde zieht. Sie hat mit ihren Ostfriesischen Zwergmöven, die aber Hühner sind, gerade auf mehreren Ausstellungen Punkte gesammelt und den Wanderpokal und einen Leistungspreis davongetragen. „Das Geld für den Tierarzt“, winkt sie ab, „bringe ich gern auf.“ Schließlich sei sie stolz auf ihre Zuchterfolge und wolle die auch vorzeigen. Voller Stolz zeigt auch Karl-Heinz Pültz seine preisgekrönten Tauben vor. Die tragen ihren Federschmuck nicht nur am Körper, sondern auch an den Füßen und sie verständigen sich durch trommeln. „Ich achte genau darauf, dass dieses Trommeln nicht weggezüchtet wird. In meinen Ohren ist das Musik.“ Dazu wird diese Doppelkuppige Trommeltaube auch noch frisiert, damit die Federkuppe auf dem Kopf perfekt sitzt.
Ansonsten war trotz des Fehlens von Wassergeflügel wieder eine reiche Auswahl an unterschiedlichen Hühner- und Taubenrassen zu begutachten – vom Zwergpaduaner bis zum sechs Kilo schweren Orpington-Huhn. Pfautauben wetteiferten mit Nackthälsen und Berliner Kurzen. 26 Aussteller hatten 307 Tiere nach Potsdam ins Bürgerhaus zur 48. verkaufsoffenen Ausstellung gebracht. Dem Verein sei ferner gute Unterstützung gewünscht, denn schließlich kann er, hoffentlich durch Nachwuchs gekräftigt, in drei Jahren sein 100-jähriges Bestehen feiern.
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