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Zuhören und lernen. Eine Frau testet die Potsdam-Handy-Tour.

© T. Heimann/dapd

Landeshauptstadt: Das Handy als Stadtführer

Als erste deutsche Stadt bietet Potsdam jetzt Touristen-Touren per Telefon an

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Das Holländische Viertel mit seinen roten Backsteinbauten steht wohl auf dem Programm eines jeden Touristen, der in die Landeshauptstadt kommt. Zwischen Cafés, kleinen Läden und Boutiquen schieben sich Besucher hindurch, die einem Touristenführer folgen oder selbst in einem Potsdam-Guide blättern. Künftig müssen die Gäste weder eine Tour buchen, noch sich die Informationen über die Sehenswürdigkeiten aus Büchern zusammenklauben: Seit Ostern wird in Potsdam eine Handy-Tour durch die Stadt angeboten – individuell und fast kostenlos.

In Gaststätten, Hotels und Touristeninformationen liegen seit den Feiertagen die Flyer aus, die die Gäste für die Tour brauchen, wie die Leiterin der Marketingabteilung der Stadt, Sigrid Sommer, sagt. Darauf abgebildet ist ein Stadtplan mit nummerierten Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel der Alte Markt, das Schloss Sanssouci oder eben das Holländische Viertel. Der Besucher kann nun der eingezeichneten Route folgen, an den einzelnen Punkten die angegebene Nummer anrufen und bekommt dann einen Text vorgelesen.

„Mit der Handy-Tour richten wir uns an Leute, die kaum Zeit haben, aber trotzdem etwas über Potsdam erfahren wollen“, sagt Sommer. Sie denke da an Geschäftsleute, die noch zwei Stunden Zeit haben, bevor die Konferenz beginnt, oder an Individualtouristen, die nicht von den Öffnungszeiten der Touristenbüros oder geführten Touren abhängig sein wollen.

Im Holländischen Viertel lotst der Plan auf dem Flyer den Besucher zum Beispiel zum Jan-Bouman-Haus. Tippt er die Telefonnummer mit der richtige Endziffer in das Handy ein, erfährt er, dass dieses nach dem Baumeister benannt ist, der für die Errichtung des Holländischen Viertels im 18. Jahrhundert zuständig war. Auch dass es sich bei dem Stadtteil um das einzige geschlossene holländische Architekturensemble in Europa außerhalb der Niederlande handelt und dass die Häuser erst in den vergangenen Jahren wieder saniert wurden, erzählt die freundliche männliche Stimme am anderen Ende der Leitung.

Zwar kann man der Stimme keine Fragen stellen und die Erklärungen sind mit zwei bis drei Minuten Länge recht knapp. Einer der Vorteile sind jedoch die Kosten: Gezahlt wird nur soviel, wie ein Anruf in das deutsche Festnetz kostet. Außerdem kann die Tour jederzeit begonnen beziehungsweise abgebrochen werden. Die 23 Stationen, die zu unterschiedlich langen Touren verbunden sind, gibt es schon seit 2009 und sie wurden nach Angaben der Stadtverwaltung bereits mehr als 100 000 Mal genutzt. Entwickelt wurden sie gemeinsam mit der oberbayerischen Firma „tomis“, die auch in zahlreichen anderen deutschen Städten Handy-Erklärungen zu Sehenswürdigkeiten anbietet. Allerdings sei Potsdam die erste Stadt, in der zusammenhängende Routen erarbeitet wurden, sagt Judith Mantel, die bei „tomis“ für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Die Texte basieren auf Informationen aus der Stadtverwaltung und werden von „tomis“-Redakteuren aufbereitet. Je nach Zeitplan können Besucher aus fünf verschiedenen Touren wählen, die auch im Internet unter www.potsdam.tomis.mobi einzusehen sind. Die Kürzeste umfasst die historische Mitte und dauert nur eine halbe bis dreiviertel Stunde, während die Längste mit dem Titel „Das Potsdamer Welterbe“ einen ganzen Tag in Anspruch nimmt.

Statt Touristen, die hochgehaltenen Regenschirmen von Stadtführern hinterherlaufen oder in City-Guides blättern, dürfte also in Zukunft auch das Bild des in sein Handy lauschenden Touristen alltäglich in Potsdam werden. K. Wiechers

K. Wiechers

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