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Landeshauptstadt: Das Hänsel-und-Gretel-Prinzip

Das Handy zeigt den Heimweg: Franziska Strunz und Thomas Klingbeil entwickelten die Software dafür

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Es gibt Situationen, da wünscht man sich jemanden, der einem sagt, wo es langgeht. Nach einem Partyabend in Berlin zum Beispiel: Wo das Auto steht, daran kann man sich nachts um zwei plötzlich nicht mehr erinnern. Franziska Strunz und Thomas Klingbeil kennen das Problem aus eigener Erfahrung: „In Berlin sehen alle Straßen gleich aus.“ Die beiden Helmholtz-Schüler haben es allerdings nicht beim Wünschen belassen. Im Rahmen des Landeswettbewerbs „Jugend forscht“ entwickelten sie eine Handy-Software zur Orientierung.

„Cana Systems“ heißt ihre Erfindung, das steht für „Cardless Navigation Systems“ – kartenloses Navigations-System. Voraussetzung dafür ist neben dem Mobiltelefon ein GPS-Empfänger. Das Gerät ist nur wenig größer als eine Streichholzschachtel und gibt jeweils die genaue Position an. Damit endet der Abend entspannt: Ein roter Pfeil auf dem Handy-Display zeigt den Rückweg und die Entfernung in Metern vom Ziel, in dem Fall dem Auto. Die Position des Autos speichert man vorher aufs Handy. „Man braucht sich um nichts mehr Sorgen zu machen“, erklärt Franziska.

Nur vier Monate dauerte die Entwicklung des Prototypen: Ende März präsentierten sich die beiden 19-Jährigen damit bei „Jugend forscht“. Zum Bundesausscheid in der vergangenen Woche schafften sie es zwar nicht, aber das Berliner Informationszentrum für Mobilfunk verlieh den Potsdamern im April einen Sonderpreis für ihre Erfindung.

10 000 Zeilen Quellcode umfasst das Programm nach Thomas’ Schätzung. Nicht nur die Programmiersprache für mobile Geräte, J2MI, mussten sich die Erfinder dafür aneignen. Auch geografisch-mathematische Grundkenntnisse, wie die komplizierte Formel zur Abstandsberechnung, galt es zu lernen. Geografie haben beide nach der neunten Klasse abgewählt. „Wir sind abends im Karree durch Potsdam gelaufen und haben Koordinaten notiert“, erzählt Thomas von der Entwicklungszeit. Tagsüber stand ja immer noch das Abitur auf dem Programm.

Bis jetzt laufe „Cana“ auf zwei Handy-Typen. Der Vorteil der Lösung liege in der Handlichkeit, erklärt Franziska. Konventionelle Navigationsgeräte seien größer. Außerdem sind sie „für den Straßenverkehr ausgelegt“, fügt sie hinzu. Bereits in der Fußgängerzone würden sie unbrauchbar. Ihr System dagegen funktioniert sogar im Wald.

An einer Kinderversion mit vereinfachter Benutzeroberfläche tüfteln die beiden bereits. Damit könnten Kinder, die sich verlaufen hätten, ihre Eltern per SMS über ihren Standort informieren. Der rote Pfeil auf dem Display führt die Eltern dann zu ihrem Kind. Eine Art umgekehrtes Hänsel-und-Gretel-Prinzip also. Die Sicherheit der Daten ist den Erfindern wichtig: Das Kind stehe nicht unter „Dauerkontrolle“ per Handy, betont Franziska. Es könne die Eltern zu Hilfe rufen, wenn es das für richtig hält: „Niemand kann von außen darauf zugreifen.“

In der IT-Branche will Franziska auch nach dem Abitur bleiben: Sie plant ein Studium der Wirtschaftsinformatik. Thomas will am Potsdamer Hasso-Plattner-Institut studieren.

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