Landeshauptstadt: Das Internet liegt in der Luft
Potsdamer Firma Braintronic will Campingplätze vernetzen
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Potsdamer Firma Braintronic will Campingplätze vernetzen Von Karsten Sawalski Sascha Reichow scheint der Zeit weit voraus zu sein. Es gibt zumindest deutliche Anzeichen dafür. Nämlich immer dann, wenn er mit seinen Ideen auf Vorbehalte stößt. „Das wollen wir hier nicht“, bekommt er zu hören oder „Scheiß-Internet!“ Denn darum geht es ihm: Der 34-Jährige will die Verfügbarkeit des Internets weiter vorantreiben. Auch dort, wo andere Leute ihre Ruhe haben sollen: Campingplätze sind das Ziel der Firma Braintronic. „Die Nutzung des Internets geht doch eher in die regionale statt in die globale Richtung“, sagt der kürzlich von Berlin nach Babelsberg gezogene Softwarehersteller, „wer auf einem Campingplatz im Internet surft, schaut doch erst mal, was die Umgebung zu bieten hat oder welchen Service er auf dem Platz erwarten kann“. Nicht nur das: Man könne auch einen Chatroom zur Verfügung stellen, in dem die Camper zueinander finden, sprudelt Reichow ideenreich weiter. Der Geschäftsführer weiß, dass bereits die großen Anbieter wie Telekom und Vodafone auf diesem Gebiet wirken, auch, dass es auf einigen Campingplätzen bereits PCs mit Internetanschluss gibt. Aber: „Die Computerecken auf den Plätzen sind oft trostlos, nur zu bestimmten Zeiten geöffnet und kosten zu hohe Gebühren“, meint Reichow. Und zu den anderen Anbietern: „Die wollen immer nur Online-Zeit verkaufen – ein sehr kurzfristig gedachtes Geschäft“. Sein Konzept sei für den Campingplatz-Betreiber langfristig lukrativer. „Dem Betreiber entstehen bei uns keine Folgekosten und sie können mit Werbebannern, die sie auf ihrer Website installieren, monatlich dazu verdienen.“ Reichow ist davon überzeugt, dass es bei Firmen, die Campingartikel verkaufen, ein großes Interesse geben müsse, so zu werben. Braintronic verkauft das Starterkit für Campingplatzbetreiber (PC, Rundstrahlantenne, Funkstation), inklusive Installation, Inbetriebnahme und Einweisung für 2900 Euro. Mit der Rundstrahlantenne erreiche man eine Reichweite von 300 bis 500 Metern und sorge so für ein „Netzwerk in der Luft“, sagt Reichow. Dazu muss aber der Laptop des Nutzers mit einer leistungsstarken WLan-Karte (W = wireless = drahtlos) ausgerüstet sein. Braintronic hat die Technik auf einem Campingplatz an der Nordseeküste installiert, demnächst wird es das auch für hiesige Ausflügler geben: „Im Frühling bauen wir so eine Station für das Schloss Diedersdorf bei Berlin“, sagt Reichow. Dass er mit den brandenburgischen Campingplatzbetreibern noch nicht so richtig warm wurde, entmutigt den Potsdamer Unternehmer nicht: „Schließlich entscheiden die Camper, was sie wollen, und suchen sich dementsprechend ihre Plätze.“ Auch bei seinem zweiten Projekt lässt sich Reichow nicht entmutigen. Braintronic sucht nämlich Potsdamer Kindergärten und Vorschulen für ein Sponsoring-Projekt. Der 34-jährige Familienvater will die Kleinsten möglichst frühzeitig, aber sinnvoll an die neueste Technologie heranführen. Den Eltern will der Potsdamer Unternehmer die Möglichkeit geben, via Webcam ihren Kleinen beim Spielen zuzuschauen. Bei einem ersten Versuch, die Idee anzubringen, wurde ihm aber gleich der Vorwurf der „Videoüberwachung“ entgegen geschleudert. Reichow aber verfolgt andere Ziele: Ob die Info über grassierende Kinderkrankheiten oder über warme Jacken, die zum Ausflug mitgebracht werden sollen, seine Ideen reichen vom digitalen Schwarzen Brett bis zum eigenen E-Mail-Fach für jedes Kind. In den USA gehöre das schon längst zum Alltag, nur in Deutschland verwehre man sich, bis die jüngste Generation wieder mal den Anschluss an die modernste Technik verpasse, kritisiert Softwarehersteller Reichow, der bereits mit 18 Jahren Unternehmer war.
Karsten Sawalski
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