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Landeshauptstadt: „Das ist ManV 4“

Großübung der Rettungskräfte in der Brotfabrik

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Großübung der Rettungskräfte in der Brotfabrik Am Stern - Bange Blicke von Passanten richten sich am Sonnabendmorgen auf die ehemalige Brotfabrik an der Neuendorfer Straße. Im Minutentakt rauschen Feuerwehren, Krankenwagen und Katastrophenschutzfahrzeuge mit gellenden Martinshörnern auf das Gelände. „8.30 Uhr kam der Notruf“, berichtet Thomas Maetz, Leiter der Potsdamer Einsatzstelle. „Ein Altersheim, in dem sich etwa 70 Personen befinden, brennt.“ Ein Altersheim in der ehemaligen Brotfabrik? Ein- bis zweimal im Jahr proben städtische Brandbekämpfer und Freiwillige Feuerwehren aus Potsdam und dem Umland verschiedene Ernstfälle. Diesmal stand vor allem die so genannte Rettungsdienstkette im Mittelpunkt. „Vom Aufspüren der Personen im brennenden Haus über die Evakuierung, die erste Notfallversorgung und die Verteilung der Verletzten auf die Krankenhäuser,“ so Maetz. Deshalb wird der Brand „mit großer Rauchentwicklung“ auch nur angenommen. Der Einsatzleiter entscheidet: „Das ist ManV 4!“ In der Fachsprache der Rettungskräfte bedeutet das „Massenanfall von Verletzten“, die Zahl 4 steht für mehr als 30 Verletzte. Die Folge: Weitere Kräfte werden angefordert. Die Sonder-Einsatzgruppen (SEG) des Katastrophenschutzes aus dem Umland werden alarmiert, selbst Berlin wird angefragt. Die von der Bundeshauptstadt angebotenen 20 Rettungswagen werden aber nicht heranbeordert, es wird ja nur geübt. Die Verletzten-Darsteller – allesamt Kinder und Jugendliche der teilnehmenden Feuerwehren aus Potsdam und dem Umland – werden derweil am eingerichteten Sammelplatz gesichtet. Jeder bekommt eine Nummer auf die Stirn geschrieben und eine Behandlungskarte. „So behalten alle den Überblick. Verarztet wird, bis auf akute Notfälle, an der Sammelstelle nicht“, so Maetz. Dafür wird ein Behandlungsplatz benötigt, den die märkischen SEG errichten sollen, die gerade mit Blaulicht heranrasen. Es ist 10.15 Uhr, knappe zwei Stunden nach dem ersten Notruf. Das Behandlungszelt wird aufgebaut, die Verletzten untersucht und transportfähig gemacht. „Ein realistischer Ablauf“, schätzt Thomas Maetz ein. Kurz darauf fahren die ersten Rettungswagen Richtung Übungs-Klinik, die sich an der Feuerwache in der Steinstraße befindet. Dort ist der Einsatz der jugendlichen Verletzten-Darsteller beendet, es wird sich an der Gulaschkanone gestärkt, der Einsatz ausgewertet. „War schon gut gewesen“, bewerten die Verletzten Nummer 15 und 28, Mischa Grabsch und Benjamin Schimmeck von der Freiwilligen Feuerwehr Eiche die Probe. Um 11.05 Uhr wird die Übung offiziell beendet. Die insgesamt beteiligten 17 Feuerwehren und 24 Rettungsdienstfahrzeuge machen sich zum Abzug bereit. Leitstellenleiter Maetz ist zufrieden. Das Szenario „Altenheim“ sei auch deshalb gewählt worden, weil es immer mehr solche Einrichtungen gebe und die zu rettende Klientel „alte Leute“ eine besondere sei, erklärt er. Doch sei ein Unglück in diesen Dimensionen in Potsdam glücklicherweise noch nicht eingetreten. Einzig der Brand im Behindertenheim „Am Pfingstberg“ im Jahr 2003, bei dem alle 27 Bewohner gerettet werden konnten, war von den Umständen ähnlich gewesen, erinnert sich Maetz, der den damaligen Einsatz geleitet hatte. Kay Grimmer

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