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Putin bei einer Fernsehansprache.

© REUTERS/KREMLIN.RU

Tagesspiegel Plus

Interview zur Ukraine-Krise: „Das kann für Europa sehr gefährlich werden“

Der Russlandkenner Jochen Franzke von der Universität Potsdam über Wladimir Putins Herrschaftsinteresse, seine wirklichen Ziele und die Brisanz der Lage

Stand:

Herr Franzke, in der Diskussion um die Ukraine-Krise macht der Begriff der „Putin-Versteher“ die Runde. Können Sie Putin verstehen?
Der Begriff führt in die Irre. Es geht um die Zukunft Russlands und das ist nicht die Zukunft des Regimes von Wladimir Putin. Wenn es allerdings darum geht, die Strategie, die den Handlungen des Kremlchefs offenbar zugrunde liegt, zu verstehen, dann kann ich diese als Wissenschaftler durchaus nachvollziehen – natürlich ohne sie gutheißen zu können.

Sind Putins Handlungen in der Krise überhaupt rational nachvollziehbar?
Durchaus. Putin hat einen schwachen Staat, der kurz vorm Zusammenbruch stand, wieder stabilisiert. Er hat dafür ein autoritäres Regime aufgebaut und dieses so ausgestattet, dass er langfristig ohne Konkurrenz regieren kann. Seit einigen Jahren versucht er nun, sein Regime auch außenpolitisch zu stärken. Neu ist aktuell nur, dass er dies mit immer aggressiveren Mitteln tut.

Damit soll – wie der russische Präsident es sieht – die „geopolitische Niederlage“ des Zusammenbruchs der Sowjetunion ungeschehen gemacht werden. Möglicherweise lassen sich die wiedererwachten imperialen Fantasien in Moskau allerdings sogar eher mit dem russischen Einflussstreben im Europa des 19. Jahrhunderts vergleichen.

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