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Landeshauptstadt: Das kriselnde Geschäft mit dem Geschäft

Die Umsetzung des Einzelhandelskonzepts leidet unter den Folgen des Konjunkturabschwungs

Von Peer Straube

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Fast ein Jahr ist es her, dass die Stadtverordneten das Einzelhandelskonzept beschlossen haben, um vor allem der Innenstadt und Babelsberg den Rücken zu stärken – nennenswerte Erfolge, etwa durch die Ansiedlung neuer Einzelhändler – sind bislang aber ausgeblieben.

Potsdam bekomme die Auswirkungen der Wirtschaftskrise zu spüren, sagte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann gestern bei einer Bilanz zum Stand der Umsetzung des Papiers. Vor allem bei der Finanzierung hätten es potenzielle Investoren derzeit schwer. Hinzu komme, dass trotz wachsender Bevölkerung nicht mehr Geld im Handel ausgegeben werde, so Goetzmann. Die Folge: „Wenn sich eine Einrichtung neu ansiedelt, muss irgendwo anders zwangsläufig ein Laden dichtmachen.“ Zu beobachten ist die Entwicklung derzeit in der Friedrich-Ebert-Straße, wo, wie gestern berichtet, inzwischen zehn Prozent der Läden leerstehen. Über die Gründe konnte auch Goetzmann nur spekulieren. So mutmaßte er, dass etwa unsanierte Häuser daran schuld sein könnten, dass Läden nicht wieder vermietet würden. Auch zu hohe Mieten hätten zum Leerstand beigetragen sowie der Aufschwung der Brandenburger Straße, der zu Lasten des Holländischen Viertels und der Friedrich-Ebert-Straße gegangen sei.

Drei Bebauungspläne hat die Stadt derzeit in Arbeit, um in der Innenstadt neue Handelsflächen zu erschließen: Einmal geht es um das Karree rund um das ehemalige Melodie-Kino, dann um das Karree in der Brandenburger Straße, wo neben H & M noch 600 Quadratmeter Handelsflächenpotenzial gesehen werden. Generell sei es ein Problem, dass für Filialisten mit großer Ausstrahlungskraft nicht ausreichend große Flächen zur Verfügung stünden, sagte Jutta Moll von der städtischen Wirtschaftsförderung.

Sie warnte zudem vor überzogenen Erwartungen an das neue Geschäftsstraßenmanagement. Nicht alles könne dort „von Null auf 100“ geschehen. Bekanntlich soll das Management unter Federführung des Stadtkontors dafür sorgen, dass der Einzelhandel der Innenstadt und Babelsbergs besser als bislang floriert – etwa durch gemeinsames Marketing und vereinheitlichte Öffnungszeiten. Dass die Gespräche nicht einfach sind, ließ auch Goetzmann durchblicken: „Einzelhandel heißt, dass die Einzelhändler einzeln handeln.“

Generell bleibe die Stadt bei ihrer Linie, Ansiedlungen an der Peripherie der Stadt oder eine Verlagerung von Supermärkten an Ausfallstraßen möglichst zu verhindern. Das gelte auch für den Rewe-Markt in Zentrum-Ost, der Ende September schließt. Erlaube man eine Verlagerung an die Lotte-Pulewka-Straße, sei der Edeka-Markt im Weberpark „anderthalb Jahre später zu“. Ein ähnliches Problem gebe es in Groß Glienicke, wo ein Supermarkt an der Potsdamer Chaussee entstehen soll. Der Ortsbeirat befürchtet dann ein Ausbluten des See-Centers. Die Gespräche liefen noch, erklärte Goetzmann. Peer Straube

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