Sport: Das Leben neu geordnet
Birka Zimmermann paddelt wieder erfolgreich und will das am Wochenende in Brandenburg beweisen
Stand:
Birka Zimmermann ist wieder da. Sie galt vor einigen Jahren als große Hoffnung unter Potsdams Rennkanutinnen, ehe sie plötzlich ziemlich klanglos in der Versenkung verschwand. Nun sitzt die 21-Jährige wieder im Kajak mit der großen Chance, Anfang September bei den U23-Europameisterschaften in Belgrad für Deutschland zu paddeln. Vorher möchte sie am kommenden Wochenende aber erst einmal bei den Ostdeutschen Meisterschaften auf dem Brandenburger Beetzsee für den KC Potsdam erfolgreich sein.
„Ja, ich war zwei Jahre völlig weg, brachte keine Leistung mehr und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Ich habe viel gegrübelt - und bin jetzt wieder auf einem guten Weg“, meint Birka Zimmermann, die 2002 bei den Junioren-EM in Zagreb – erst 16-jährig das „Küken“ der deutschen Flotte – mit ihrer Zweierkajak- Partnerin Caroline Leonhardt aus Karlsruhe zu Gold paddelte, obwohl zwischenzeitlich Seerosen ihre Fahrt merklich behindert hatten. Und die im Jahr darauf mit ihrer inzwischen zur Weltspitze zählenden Klubkameradin Fanny Fischer Junioren-Vizeweltmeisterin im K4 wurde.
An diese Erfolge will die Bornstedterin, die als Zehnjährige vom Handball ins Kanu wechselte, nun anknüpfen. Ihr Leben hat sie dafür wieder ins Lot gebracht. „Ich hatte", erzählt sie, „beispielsweise ziemliche Gewichtsprobleme, die ich mit Hilfe von Frau Gerstmann, der Ernährungsberaterin des Olympiastützpunktes, mittlerweile in den Griff bekommen habe. Außerdem habe ich jetzt eine Lehrstelle, so dass ich eine berufliche Zukunft habe, wenn es mit dem Sport einmal vorbei sein wird. Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit.“ Die 21-Jährige hat mittlerweile eine Lehre zur Immobilienkauffrau begonnen – bei der Gewoba Potsdam, die ihr genügend Zeit für das ernsthafte Betreiben ihres Sports einräumt. „Wenn ich keine Berufsschule habe, trainiere ich schon morgens, außerdem täglich am Nachmittag“, erzählt sie. Und ihr langjähriger Trainer Ralph Welke bestätigt: „Birka trainiert jetzt bewusster. Sie hat dafür nicht mehr so viel Zeit wie früher und ist effektiver geworden. Sie hat wieder zu sich selbst gefunden und ihr Leben neu geordnet.“
Im letzten Winter tankte Birka Zimmermann bei Trainingslagern auf Skiern auf dem Rabenberg bei Johanngeorgenstadt und im Kanu in Stuart/Florida Kraft für diese Saison. „In den Jahren davor konnte ich mir die nicht leisten, jetzt war mir das dank meiner Ausbildung möglich“, erklärt sie. Und sie taten ihr sichtlich gut. „Ich habe das Gefühl, dass ich es wieder packen kann“, sagt sie. „Ich habe viel an mir gearbeitet und zu alter Stärke zurück gefunden – ich kann wieder kämpfen.“ Dabei hätten ihr auch ihre Trainingsgruppe und ihr Trainer viel geholfen. Ralph Welke hat registriert: „Sie will wieder, und das ist das Entscheidende.“
Das soll nun auch bei den Ostdeutschen Meisterschaften sichtbar werden, wo die Potsdamerin im Einerkajak die 500 und 1000 m paddelt, im Zweier mit Sandra Streilein über 500 und mit Diana Weber über 1000 m antritt und mit diesen beiden und Caroline Kratochwil den Vierer über 500 m fährt. „Das alles wird mehr ein Aufbauwettkampf sein“, meint sie. Bei den U23-EM Anfang September wird sie wahrscheinlich mit Silke Hörmann (Karlsruhe) den Zweier paddeln, mit der sie zuletzt bei der internationalen Regatten in Bydgoszcz die 500 und 1000 m gewann. Und bewiesen hat: Birka Zimmermann ist wieder da.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: