Landeshauptstadt: Das Mercure soll weichen
Werkstattverfahren zum Lustgarten geht in die zweite Runde. Alle Entwürfe der Planungsteams sehen Hotelabriss vor
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Innenstadt - Das Hochhaus des Hotels Mercure soll aus dem Lustgarten in Potsdams historischer Mitte verschwinden – so sehen es die Entwürfe von sieben Architektenteams vor. Die Planer beteiligen sich damit am Werkstattverfahren zur Gestaltung des Lustgartens. Ab dem heutigen Dienstag werden die Entwürfe vier Wochen lang in der roten Info-Box des Werkstattverfahrens im Lustgarten zu sehen sein.
Mit dem 520 000 Euro teuren Verfahren soll den Stadtverordneten Handlungsoptionen geliefert werden. Im Kern geht es um die „Konkretisierung der Sanierungsziele“ für das Areal zwischen der Breiten Straße und dem Bahndamm. Auslöser ist der Streit, ob und unter welchen Umständen das Hochhaus des Hotels Mercure abgerissen werden sollte und mit welchem Ziel. Bisher hatten die Potsdamer an dem Werkstattverfahren großes Interesse gezeigt. Von Mitte August bis Mitte September konnten sie in der roten Infobox an der Breiten Straße oder im Internet Vorschläge machen, wie der Lustgarten künftig einmal aussehen soll. Gut 1000 Potsdamer informierten sich in der Infobox über das Verfahren, 148 füllten einen Fragebogen aus, im Internet-Forum gab es fast 700 Einträge. Auf einem Übersichtsplan des heutigen Lustgartens konnten sie Punkte markieren, an denen sie sich wohlfühlen oder die sie kritisieren. Kritisch wurden dabei das Hotelhochhaus und der Festplatz an der Breiten Straße beurteilt.
Für die Gestaltung des Lustgartens finden die Architekten verschiedene Lösungen. In einem sind sich jedoch alle einig: Das Hotel Mercure soll an diesem Standort keine Zukunft haben. In keinem der sieben Entwürfe soll der 17-stöckige DDR-Bau stehen bleiben. Nun heißt es zum Beispiel in der Entwurfsbeschreibung der Architekten Dietz Joppien, die den Lustgarten bereits zur Bundesgartenschau 2001 umgestaltet hatten, dass die Stadt- und Landespolitischen Entscheidungen für den Regierungsstandort im Zentrum Potsdams konträr zu einem Hotel im Lustgarten seien. „Das Verstellen der Blickachse des Schlosses, die Bedrängung der gesamten Bebauung durch das Hochhaus und die Unterbrechung der Raumbezüge sind die städtebaulichen Parameter, die den Verbleib des Gebäudes ausschließen“, so die Architekten. Als besonders problematisch sahen die Planungsteams vor allem das hohe Sockelgeschoss an, das durch seine Breite als massive Barriere zum Lustgarten hin wirke.
Die Debatte um einen Abriss war durch die Pläne von Software-Milliardär Hasso Plattner entbrannt, der das Hotel abreißen und stattdessen ein Museum bauen lassen wollte. Die Stadtspitze hätte dies begrüßt und verfolgt den Abriss-Plan bis heute, doch bei einigen Potsdamern hatte das Projekt für Unmut gesorgt. Plattner rückte daraufhin von dem Vorhaben ab und realisiert das Museum nun an der Alten Fahrt.
Die Stadtspitze hält dennoch am Ziel des Abrisses fest. Voraussetzung dafür ist jedoch eine Änderung der Sanierungsziele für den Lustgarten. Darin müsste das Hochhaus als städtebaulicher Missstand definiert werden. Nur dann könnte der Abriss mit Fördermittel von Bund und Land gestemmt werden. Die Sanierungsziele sollen nun im Werkstattverfahren unter Beteiligung der Bürger erarbeitet werden. Für den Abriss hatte sich die Bürgerinitiative „Rettet den Lustgarten“ eingesetzt. Auch der Architekt des Landtagsschlosses Peter Kulka tritt vehement für einen unbebauten Lustgarten in seiner ursprünglichen Form ein. Dagegen hatten sich Die Linke und die Fraktion Die Andere ausgesprochen.
Ganz frei waren die Planungsteams bei ihrer Arbeit jedoch nicht. Etwa zwei Drittel der Fläche dürfen gar nicht verändert werden. Für den Teil des Lustgartens inklusive des Neptunbeckens, der 2001 zur Bundesgartenschau umgestaltet wurde, besitzen die Architekten Dietz Joppien das Urheberrecht. Außerdem müssen die Teams den im vergangenen Jahr mühsam gefundenen Kompromiss zur Zukunft der Weissen Flotte berücksichtigen.
An manchen Punkten gingen die Architekten jedoch über die engen Planungsvorgaben hinaus. So schlägt das Team Kleyer, Koblitz, Letzel und Freivogel vor, die Breite Straße auf eine Fahrspur je Richtung und die Straßenbahn auf ein Gleis einzuengen. Die Verkehrsader wirke als Barriere, hieß es.
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