SCHÖNBOHM meint: Das neue Jahr fängt an wie das alte aufhörte
Das alte Jahr ist vorbei, die traurigen Überbleibsel der Knallerei sind weggeräumt und der Kater ist schon lange verschwunden. Das Winterwetter verlangt unverändert morgendlichen Räumdienst und das unangenehme Scheibenkratzen, das neue Jahr ist gar nicht anders als das alte.
Stand:
Das alte Jahr ist vorbei, die traurigen Überbleibsel der Knallerei sind weggeräumt und der Kater ist schon lange verschwunden. Das Winterwetter verlangt unverändert morgendlichen Räumdienst und das unangenehme Scheibenkratzen, das neue Jahr ist gar nicht anders als das alte. Und was ist mit den guten Vorsätzen? Beginnen wir, diese energisch umzusetzen und – trinken abends nicht mehr als ein Glas Wein, gehen früher schlafen und machen etwas mehr Sport, sei es im Fitnesscenter oder beim Joggen? Nichts von all dem scheint der Fall zu sein. Der alte Adam ist unverändert in uns und wir hoffen bei besserem Wetter auf bessere Sportmöglichkeiten – wie all die Erklärungen für einen späteren Beginn heißen.
Warum nehmen sich die Menschen zum neuen Jahr häufig etwas Neues, Postives vor? Wir haben doch das ganze Jahr über Gelegenheit, etwas Gutes zu tun, nicht die große Weltverbesserung sondern etwas, was wir selber durch unser Verhalten beeinflussen und entscheiden können. Ein nettes Wort zum Nachbarn, eine freundliche Hilfe bei dem Kampf um die Vorfahrt/Parklücke oder beim Anbieten eines Platzes an einen älteren Mitbürger im öffentlichen Nahverkehrsmittel. Wir brauchen nicht auf den Jahreswechsel zu warten, nicht auf die Knallerei, um die bösen Geister zu verjagen. Es sind nicht die bösen Geister, die uns hindern, etwas Gutes zu tun, es ist unsere eigene Trägheit oder auch einfach mangelnde Aufmerksamkeit und fehlendes Verständnis.
Darum können wir doch den Jahreswechsel nutzen, um uns dankbar der vergangenen Monate und der erfreulichen Erlebnisse im Großen und Kleinen zu erinnern. Jeder von uns konnte sich in seinem Bereich an Ereignissen des Alltags erfreuen, konnte durch sein eigenes Verhalten dazu beitragen und die Unannehmlichkeiten rückten in den Hintergrund – könnte nicht jeder von uns am Silvesterabend dankbar zurückblicken auf ein Jahr, in dem er sich bemüht und anderen Menschen eine Freude gemacht hat? Jeder kann dazu einen Beitrag leisten. Aber es bedarf dazu nicht nur guter Vorsätze, die Vorhaben sollten auch in die Tat umgesetzt werden, denn dazu hat man im Laufe des Jahres hoffentlich schon etwas beigetragen.
Unser Autor Jörg Schönbohm ist ehemaliger Innenminister des Landes Brandenburg, Senator in Berlin, General a.D. der Bundeswehr und Ehrenvorsitzender der CDU Brandenburg. Er lebt in Kleinmachnow.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: