Landeshauptstadt: Das Quartier ist fertig
35 Fördermillionen flossen in das Holländische Viertel. Zum Sanierungsende gibt’s eine Ausstellung
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Das gab es noch nie: Zum ersten Mal wurde eine Sanierungsatzung in Potsdam aufgehoben. Das Holländische Viertel, 25 Jahre lang Sanierungsgebiet, ist offiziell fertig. Das war Anlass für eine kleine Ausstellung im Jan Boumann Haus, konzipiert vom Sanierungsträger. „Ein Viertel Holland Bitte! Preußischblau und Ziegelrot“ lautet der Titel – eine Zusammenstellung der wichtigsten Daten, neuer und vor allem historischer Bilder von der Jahrhundertwende und aus DDR-Zeiten, dazu kommt historisches Filmmaterial. Am gestrigen Freitag wurde die Ausstellung eröffnet und ist nun bis zum 11. Oktober zu sehen.
Der Blick auf die Bilder aus den 1990er-Jahren ist bedrückend: Ruinen und Verfall überall, die Häuser an der Französischen Kirche, die gerade wieder aufgebaut wurden, vom Abrissbagger flankiert. Wo noch etwas stand und sogar bewohnt und bewirtschaftet wurde, war die Zeit stehengeblieben. Im Hof des Kindergartens in der Benkertstraße wächst kein Pflänzchen, die Kinder spielen mit Traktorreifen. Und das „Fleischerehepaar“ steht im Verkaufsraum, mit schönen historischen Fliesen auf dem Boden und picobello sauber – allerdings vor leeren Regalen.
In den 1970er-Jahren wäre das Viertel fast abgerissen worden. Während wenige private Hausbesitzer bereits vor 1989 mit einer zaghaften Sanierung begannen, kam der große Schwung erst nach der Wende. Insgesamt 35 Millionen Euro Fördermittel, davon 15 Millionen vom Land, flossen in das Viertel und zogen etwa 200 Millionen private Investitionen nach sich. „Ein ordentliches Konjunkturprogramm für die Stadt“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) zur Ausstellungseröffnung.
Neben der Restaurierung des einzigartigen Bauensembles und Kulturdenkmals sollte sich durch die Sanierung auch die Wohn- und Aufenthaltsqualität verbessern. Laut Statistik wohnen hier heute zweimal so viele Menschen wie Ende der 1980er-Jahre, die Zahl der Gewerbetreibenden hat sich seit 1992 mehr als verdreifacht. „Zu wünschen bleibt noch eine Reduzierung des Autoverkehrs“ sagte Jakobs. Hans Göbel, Fördervereinsvorsitzender, bat darum, das Holländische Viertel auch nach Sanierungschluss nicht zu vergessen. „Das Quartier ist kein Selbstläufer, es braucht weiterhin die Unterstützung der Stadt.“ Steffi Pyanoe
Jan-Boumann-Haus, Mittelstr. 8
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