Von Sabine Schicketanz: Das sanfte Leuchten
Stadt legt Beleuchtungskonzept für Holländisches Viertel vor / Bürgerversammlung im Oktober
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Innenstadt - Das Holländische Viertel soll heller werden – aber sanft. Den Anwohnern, Eigentümern und Gewerbetreibenden der einzigartigen Touristenattraktion in der Potsdamer Innenstadt legte die Stadtverwaltung jetzt ein Beleuchtungskonzept für das Viertel mit den Hauptachsen Mittel- und Benkertstraße vor. Die sechs Beleuchtungs-Techniken seien alle mit der Denkmalpflege und dem Immissionsschutz abgestimmt, so heißt es in dem aktuellen Schreiben der Arbeitsgruppe Holländisches Viertel.
Die Gruppe aus Anwohnern, Hauseigentümern, Händlern, Gastronomen, Stadtverwaltung und dem Geschäftsstraßenmanagement des Stadtkontors hatte sich vor rund einem Jahr gegründet. Damals hatte die angeblich mangelnde Attraktivität des Holländischen Viertels immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Wie die Lage sich verbessern lässt, darüber gingen die Meinungen bisher allerdings weit auseinander. Selbst beim Thema Beleuchtung war sich das Viertel nicht einig: Händler und Gastronomen hielten es für zu dunkel, Anwohner oftmals für ausreichend beleuchtet oder gar zu hell.
Mit der neuen Beleuchtung soll das historische Kleinod nun „maßvoll“ inszeniert werden, wie es in dem Konzept heißt. Genutzt werden solle eine verbrauchsarme LED-Technik, die sich leicht anbringen lasse und immer indirekt wirken solle. So ließen sich die Schaufenster der Geschäfte und Restaurants im Erdgeschoss zu einer „festlichen, leuchtenden Kette“ machen, indem verdeckt auf der inneren Fensterleibung Lichter angebracht werden. Gleichzeitig helle sich damit der Gehweg auf, ohne dass Fußgänger geblendet würden. Beleuchtet werden sollen auch „inaktive“ Fenster, damit die Licht-Kette nicht unterbrochen wird. Dabei könnte entweder von oben „zurückhaltend“ der charakteristische, abends meist geschlossene Fensterladen angestrahlt werden oder unter der Fenstersohlbank ein Leuchtstab angebracht werden, der einen Lichtschein aus dem Fenster auf die Straße simuliert. Um die prägnanten, aber nachts dunklen Ziegelfassaden zu beleuchten, empfiehlt das Konzept indirekte Lichtquellen hinter Schildern und Werbebeschriftungen, auch könnten einzelne Fassadenelemente betont werden. Per „Leucht-Steinen“ im Gehweg sollen außerdem Bäume angestrahlt werden können. Neben der Fenster-Leuchtkette erscheint am wichtigsten jedoch die Beleuchtung in luftiger Höhe: Rötlich leuchtende Stäbe sollen auf den Dachflächen hinter den markanten Giebeln der Holländerhäuser angebracht werden und so die Giebel-Linien auch bei Dämmerung und Dunkelheit sichtbar machen. Wer die Beleuchtung bezahlen wird, bleibt derzeit offen – klar scheint jedoch, dass Eigentümer, Gewerbetreibende und eventuell Anwohner die Kosten weitgehend übernehmen müssten. Wann das Konzept umgesetzt werden kann, ist unklar. Bisher sind zwei Giebelhäuser in der Mittelstraße zum Test illuminiert, in der Benkertstraße ist ein Geschäft entsprechend beleuchtet. Hinweise dazu, ob das Licht-Konzept in der Realität Chancen hat, erhofft sich die Arbeitsgruppe aus den Ergebnissen einer Viertel-Befragung. An jeden Haushalt wurden dazu Fragebögen gesandt, Abgabeschluss war der 31. Juli.
Auskunft geben sollten die Potsdamer „Holländer“ dabei auch zur Verkehrssituation. Bis zum 5. Oktober läuft zunächst der „Verkehrsversuch“, bei dem die Kreuzung Mittelstraße/Benkertstraße mit Holzbalken von parkenden Autos freigehalten wird. Danach soll es eine Bürgerversammlung geben, bei der die Ergebnisse der Befragung vorgestellt und über Empfehlungen für das Potsdamer Stadtparlament beraten werden soll. Nachdem die Holzbalken-Blockade der Kreuzung weithin als untaugliche und wenig ansehnliche Sperr-Variante kritisiert worden ist, hatte die Potsdamer Stadtverwaltung jüngst reagiert und drei Bäume in Pflanzkübeln in den gesperrten Bereichen – einer ist von einer Baustelle blockiert – aufstellen lassen. Diese hat die Firma „Lorberg Baumschulerzeugnisse“ gespendet, die anliegenden Gastronomen übernehmen die Pflege der Bäume – der einzigen in der sonst baumlosen Mittelstraße.
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