INTERVIEW: „Das Schloss sollte Außenstelle des Interhotels werden“
Herr Bertz, Sie sind 1968 nach Marquardt gekommen und haben hier im Schloss gearbeitet. Wie sah das Anwesen damals aus?
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Herr Bertz, Sie sind 1968 nach Marquardt gekommen und haben hier im Schloss gearbeitet. Wie sah das Anwesen damals aus?
Der Charakter des Schlosses war morbid, so ähnlich wie auch heute noch. Das Haus sah grau und heruntergewirtschaftet aus. Aber das Dach wurde in Ordnung gehalten. Vielmehr war nicht möglich. Da fehlten sicherlich die Mittel. Die Grünanlagen sahen teilweise gepflegter aus als heute. Vor dem Schloss, auf der Seite zur Straße hin, befand sich ein Rosenrondell.
Wer nutzte damals das Schloss?
Die Zentralstelle für Sortenwesen der DDR hatte hier eine Außenstelle eingerichtet. Zweiter großer Nutzer war die Humboldt-Universität Berlin. Ich arbeitete damals in der Sektion Gartenbau der Humboldt-Uni. Hier im Schloss war ich im Bereich Obstproduktion tätig. Auch die Staatliche Arztpraxis Töplitz hatte eine Außenstelle im Schloss. Die Mütterberatung gab es hier ebenfalls. Und die Mittagsversorgung für diese Institutionen war auch gleich im Schloss untergebracht.
Sie haben dort nicht nur gearbeitet, sondern auch gewohnt.
Ja, ich habe damals im Schloss ein Mansardenzimmer gekriegt, so etwa 14 Quadratmeter groß, ausgestattet mit ausgedienten Büromöbeln. An sich gab es kein Bett dazu. Da wurde eine primitive Stahlfedermatratze mit vier angeschraubten Beinen hingestellt. Von November ’68 bis Ende ’71 habe ich dort gewohnt, in der Zeit auch geheiratet. Unsere Tochter ist da oben geboren.
Wie waren die sanitären Verhältnisse?
Auf dem Gang gab es eine Wasserstelle für zehn Zimmer. Von dort haben die Bewohner das Wasser zu sich hingetragen. Außerdem hatten wir Gemeinschaftsbäder.
Und von Ihrem Zimmer aus sind Sie in Pantoffeln zur Arbeit gegangen?
Also Schuhe mussten wir schon anziehen. Mit Filzlatschen gings nicht.
Schon zu DDR-Zeiten soll man mit dem Gedanken gespielt haben, das Schloss als Hotel zu nutzen. Hatten Sie davon gehört?
Ja, es gab tatsächlich die Idee, auf dem Anwesen eine Außenstelle vom Interhotel Potsdam einzurichten. Das Ganze wurde zunächst als Jugendobjekt deklariert. Dafür wollte man unten am Wasser eine reetgedeckte Fischerhütte bauen und darin Gastronomie betreiben. Es war angedacht, das Schloss später einzubeziehen. Aus welchen Gründen das nie realisiert wurde, weiß ich nicht.
Wann kamen die Hotel-Pläne auf?
Vielleicht um 1970. Genau weiß ich das nicht mehr. Nach der Wende gab es ja dann die Idee, an die alten Kempinski-Zeiten anzuknüpfen und hier wieder ein Hotel zu eröffnen.
Ingo Bertz, 72, ist promovierter Diplomgärtner und wohnte von 1968 bis 1971 im Schloss Marquardt.
Mit ihm sprach Holger Catenhusen.
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