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Sport: Das schöne und starke Geschlecht

Gewichtheberin Janine Belling stellte gegen Heros Berlin ihren persönlichen Rekord ein -– den Saisonauftakt verlor ihr Team jedoch

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Gewichtheberin Janine Belling stellte gegen Heros Berlin ihren persönlichen Rekord ein -– den Saisonauftakt verlor ihr Team jedoch Von Henner Mallwitz Anfangs ärgerte sie sich noch, als die Jungs aus ihrer Klasse sie „Arnie“ riefen. Doch die Zeiten sind vorbei, und inzwischen steht Janine Belling über den Dingen. Wohl wissend, dass trotz des typischen Männersports ihre weiblichen Reize jeden Schwarzenegger-Vergleich von vorn herein entkräften. Am Sonnabend hatte die 16-jährige Gewichtheberin ihren ersten Auftritt in der zweiten Bundesliga: In den Katakomben der Schwimmhalle am Brauhausberg empfing ihr Athletik-Club (AC) Potsdam den Favoriten AC Heros Berlin – einen Verein, der schon seit Jahren in den beiden obersten Ligen kampferprobt ist. Beim Start in die Saison 2003/04 waren die Hauptstädter den Potsdamern eindeutig überlegen: Das Team von Trainer Volker Seyffer musste sich mit 457,1:219,6 Punkten geschlagen geben. Eine Niederlage, an der die 16-Jährige eher weniger beteiligt war. Die lange verletzte Athletin setzte sich im Zweikampf mit insgesamt 87,5 Punkten durch und stellte mit 50 kg im Stoßen ihre Bestleistung ein. „Dass ich während des Wettkampfs ohne jeden Fehlversuch blieb, freut mich besonders“, sagte die Schülerin nach ihrem Einsatz. „Auch mein Knie machte keine Probleme mehr.“ Zum Gewichtheben beim AC kam Janine vor zwei Jahren. Wasserball und Schwimmen, Volleyball und Handball hatte sie zuvor schon trainiert – ein Freundin nahm sie zum Kraftsport in Wildenbruch mit. „Beim AC kannte ich schon einige Leute, da fiel der Neuanfang leicht“, erzählt sie. Zumindest im Verein, denn in der Schule stieß sie eher auf Vorurteile. „Wie kann man denn als Mädchen bloß solch einen Sport machen?“ und „Das ist doch nicht normal!“ waren noch die harmlosesten Bemerkungen, die sie sich anhören musste. Inzwischen gehört die Sportlerin als einziges Mädchen fest zum Team, trainiert zweimal in der Woche und wird von den Herren der Schöpfung seitdem nach allen Regeln der Kunst hofiert. Doch das, so sagt sie, sei letztlich Nebensache – entscheidend sei der sportliche Erfolg. Und der gestaltet sich im 50. Jahr des Vereinsbestehens zunehmend schwerer. „Wir treten zwar mittlerweile zum vierten Mal in der zweiten Liga an, doch unsere Mannschaft vollzieht gerade einen Neuaufbau“, erklärte Lothar Janzen, der den Verein einst mit gründete. „Mit dem dreifachen deutschen Jugendmeister René, dem zweifachen Jugendmeister Sebastian Schiweck, mit Anne und Patrick Seifert haben uns gleich vier wichtige Leute verlassen. Aus beruflichen Gründen, aber auch, weil der Verein gewechselt wurde.“ Der Vorstand entschloss sich dennoch für den Verbleib in der zweiten Liga und schaut nun harten Zeiten entgegen. Den Auftakt machte gleich der erste Wettkampf, bei dem der sechste Mann fehlte und auch Routiniers wie Michael Schiweck und Jörg Rast aus beruflichen Gründen nicht zum Einsatz kamen. Auch der Kampfrichter war nicht angereist, so dass Potsdams Coach einspringen musste und dem Team als Betreuer fehlte. Mit 247,5 kg wurde Daniel Mairing stärkster Potsdamer, Christian Herz erreichte 160kg im Zweikampf, Nathanael Jurek und Bernd Unger kamen auf 177,5 und 195 kg. Janine Belling war mit ihrem persönlichen Auftakt zufrieden: „Ich glaube, dass ich noch einige Reserven habe.“

Henner Mallwitz

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