zum Hauptinhalt
Konfliktpotenzial. Dynamo-Fans beim Spiel gegen Borussia Dortmund.

© dpa

Homepage: Das Spiel zurückholen FH-Soziologe über Konflikte der Fußballfans

Trotz wiederholter Ausschreitungen deutscher Fußballfans hat der Potsdamer Soziologe Andreas Klose keine zunehmende Verrohung der Fankultur festgestellt. „Wenn wir uns die Geschichte seit dem Beginn der Bundesliga in den 60er Jahren anschauen, gibt es immer wieder Themen, die unter dem Titel ,Verrohung oder Ausweitung von Konflikten’ aufgearbeitet worden sind“, sagte Klose, der an der Fachhochschule Potsdam Dozent ist und im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Fußball Liga (DFL) sitzt.

Stand:

Trotz wiederholter Ausschreitungen deutscher Fußballfans hat der Potsdamer Soziologe Andreas Klose keine zunehmende Verrohung der Fankultur festgestellt. „Wenn wir uns die Geschichte seit dem Beginn der Bundesliga in den 60er Jahren anschauen, gibt es immer wieder Themen, die unter dem Titel ,Verrohung oder Ausweitung von Konflikten’ aufgearbeitet worden sind“, sagte Klose, der an der Fachhochschule Potsdam Dozent ist und im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Fußball Liga (DFL) sitzt. Klose beobachtet die deutsche Fanszene seit dem Start der Bundesliga 1963.

Mit Blick auf die Hooligan-Szene Mitte der 80er bis Anfang der 90er Jahre sagt Klose, dass es immer Wellenbewegungen solcher Phänomene gegeben hat. Erst Ende Oktober dieses Jahres war es erneut zu Ausschreitungen von Fans des SC Dynamo Dresden im DFB-Pokal-Spiel gegen Borussia Dortmund gekommen. Die Fäkalienattacke Kölner Fans und die Anfeindungen gegen Manuel Neuer in München wie auch die Dauerfehde der BVB-Fans mit Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp waren 2011 weitere Beispiele von Konflikten in der deutschen Fußballszene.

„Wir stecken gerade in einer spannenden Zeit, die Fußball-Fanszene war noch nie so differenziert wie heutzutage“, so der Fan-Experte. Der Bogen spanne sich von den Ultragruppierungen über die verschiedenen Fanklubs, offiziell oder nicht, bis hin zu den unterschiedlichsten Gruppen, die verschiedene Ideen in den Fußball reintragen. Durch die neuen Medien könnten diese Gruppierungen sehr schnell ihre Ideen und Interessen transportieren. „Die Vereine haben heute große Schwierigkeiten, der Differenziertheit ihrer Fangruppierungen gerecht zu werden“, schätzt Klose. Auch würden sich die Ultras und die Fanszene perfekt der medialen Inszenierung bedienen.

Dass Klub-Vertreter eine Mitschuld am Verhalten der Fans trifft, schließt Klose allerdings aus. „Es wäre zu einfach, wenn man von einfachen Reiz-Reaktions-Schemata ausgeht“, sagte er. Gleichwohl gebe es eine gewisse Vorbildfunktion für Menschen, die Identifikationsfiguren der Vereine sind. In den Fußball-Fankreisen werde immer wieder „Reclaim the game“, also „Hol dir das Spiel zurück“, thematisiert. Dahinter stehe die Frage, wie viel Kommerzialisierung der Fußball noch vertragen kann, wenn er der Fußball der Fans belieben soll. „Von daher war Hopp nur ein Symbol für eine bestimmte Debatte, die hier geführt wird“, so Klose.

Hinzu komme, dass die Identifikation mit der Mannschaft heute zusehends schwieriger geworden sei, weil Spieler so häufig wechseln. „Die Einforderung nach Identifikation der Spieler mit dem Verein und den Zuschauern, die gab es schon immer“, so Klose. Eine Möglichkeit wäre, einen Verhaltenskodex aufzustellen für Spieler, die neu in Vereine kommen.

Der wissenschaftliche Beirat der Deutschen Fußball Liga (DFL) beschäftigt sich in der Regel weniger mit konkreten Einzelfällen. Das würde deutlich die Möglichkeiten des Gremiums überschreiten, erklärte Klose. „Der Beirat hat sich vielmehr zur Aufgabe gemacht, die DFL in allen grundsätzlichen Fragen und zu neuen Entwicklungen rund um das Thema Zuschauerverhalten und Sicherheit zu beraten.“ Insbesondere gehe es dem Beirat derzeit konkret um die Möglichkeiten, unter welchen Voraussetzungen und in welcher Form effektive Kommunikations- und Dialogstrukturen der unterschiedlichen Akteure im Feld aufgebaut und verstetigt werden können. Kix/dapd

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })