
© R. Hirschberger/dpa, V. Barsig
Schlössernacht in Potsdam: Das Staunen kehrt zurück
Besucher sind von der 19. Schlössernacht begeistert. Der Ticketverkauf war in diesem Jahr allerdings nicht gestiegen.
Stand:
Potsdam - Noch ein letztes Mal geht die Artistin in die Knie, lässt die Handgelenke kreisen, dehnt die Schultern. Sie lächelt, als sie die Trommelwirbel hört. Dann hakt sie ihren Sicherungsgurt ein, wartet kurz, und schon zieht ein Kran sie am Trapez in die Höhe in Richtung Abendsonne. Unter ihr hängen wie Marionetten an einem Gestell ihre Artistenkollegen samt Trommeln. Sie alle von der französischen Artistentruppe Transe Express bilden ein menschliches Mobile über den Köpfen der staunenden Menge am Orangerieschloss.
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Meterhoch über den Baumkronen schweben sie während der 19. Potsdamer Schlössernacht im Park Sanssouci. Während ihre Kollegen rhythmisch trommeln, dreht sich die Artistin mit fliegenden Zöpfen um ihre Trapezstange, während der rote Kran das Mobile über die Menge fliegen lässt. „Abgefahren“ hört man aus dem Publikum, das spontan Applaus spendet. Ein letzter Trommelwirbel, dann geht es für die Artisten unter „Zugabe“-Rufen wieder dem Erdboden entgegen. „Vor diesem wunderschönen blauen Himmel! Absolut fantastisch“, sagt einer.
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Am Samstag sind rund 20 000 Besucher zur Schlössernacht gekommen. 24 500 sind es an beiden Tagen – etwa so viele wie im vergangenen Jahr. „Es war nicht der Plan, die Zahlen der ersten Jahre zu erreichen“, betont Veranstalter Michael Casper. Damals waren rund 40 000 Gäste gekommen. Man habe zwar gehofft, noch mehr Tickets zu verkaufen, trotzdem „ist es für uns gar nicht so schlecht ausgegangen“. Die Gruppe Transe Express ist wohl eines der beliebtesten Highlights an diesem Abend. Die neuen Veranstalter der Kultur im Park GmbH, einem Zusammenschluss der Eventagenturen Runze und Casper und Mediapool, hatten bei stagnierenden Gästezahlen und Besucherbeschwerden in den vergangenen Jahren eine große Aufgabe vor sich. So stand die Schlössernacht unter dem Motto „Das Staunen kehrt zurück“. Das Konzept scheint, wenn es nach den Besuchern geht, aufgegangen zu sein. „Ich fühle mich an die ersten Schlössernächte erinnert“, sagt Beate Violet. Auch ihre Freundin Christiane Thiel ist begeistert: „Es ist heute einfach unvergleichlich.“ Die Gastronomiestände seien viel besser verteilt. „Sie sind nicht mehr nur auf der Maulbeerallee, die war früher eine Fressmeile“, sagt Thiel. Auch habe es damals keine Erlebnisse mit Kleinkünstlern gegeben.
Eine majestätische Nacht - auch dank der kleinen Momente
Das ist diesmal anders: Wer vom Luisenplatz die Allee entlang Richtung Sanssouci geht, wird kurz hinter dem Tor bereits von den Klavierklängen des Weltreisenden Joe Löhrmann und seinem Traveling Piano begrüßt. Er steht mit seinem Klavier mitten auf der Allee und wirkt doch ganz klein und bescheiden, während die Menge an ihm vorüberzieht. Nur ein Besucher lehnt versonnen mit dem Arm auf seinem Klavier. Schnell wird man aber aus dem Moment gerissen, denn aus Richtung Sanssouci erklingt ein Wiehern und Schnauben. Was im ersten Moment nach Irrtum klingt, stellt sich als richtig heraus, biegt man den Weg Richtung Weinbergterrassen vor Sanssouci ein. Schon von Weitem sind sie zu sehen: die weißen Pferde aus Seide der Gruppe Quidams. In jedem steckt ein Mensch, der sie bewegt. Aus der Ferne wirken sie vor der Sanssouci-Kulisse etwas verloren – bis man vor den gut dreieinhalb Meter hohen Pferden steht. Majestätisch umrunden sie die Fontäne.
Es sind aber längst nicht nur die großen Inszenierungen, die die Nacht besonders machen, sondern die kleinen Momente wie in der Gärtnerei an den Römischen Bädern. In das Blütenmeer hinter der Mauer biegen nur wenige ab. Die, die den Besucherstrom zur blauen Stunde verlassen, finden sich in einem Paradiesgarten wieder. Mittendrin stehen Leuchtballons, darunter das Duo Marcato mit Gitarre und Flöte. Das Einzige, das die Romantik unterbricht, sind die Mücken, die sich auf die Besucher stürzen.
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Sandzeichnungen wirken auf der Fassade des Neuen Palais weniger gelungen
Weniger charmant sind der eher lieblose Aufbau am Holzplatz und die teils unbeleuchteten Schwellen auf den Wegen. Das Dreieck zwischen dem Platz, Schloss Charlottenhof und Neuem Palais wird mit Laserinstallationen bespielt, die beinahe zu futuristisch wirken, die Besucher aber in ihren Bann ziehen. So wie Sonja Liefold. „Hätte der Veranstalter nicht gewechselt, wäre ich nicht gekommen“, sagt sie. Kostenlose Toiletten, Flyer, Wegeleitsystem und Programmhighlights – all das sei besser als 2016. Gelungen ist aber nicht jede Kunstinstallation. Die Sandzeichnungen von Natalya Netselya, projiziert auf die Fassade des Neuen Palais, entfalten nicht die Wirkung, die sie auf glatter Fläche hätten.
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Erstmals bei einer Schlössernacht sind die Römischen Bäder geöffnet, unter großem Andrang: Das Schattenspiel hinter den Statuen macht sie zu einem mystischen Ort. Unter dem Bogengang vor dem Eingang spielt das Duo Spaghetti Swing Jazz – und plötzlich liegen Rom und New Orleans beieinander. Wer die drängende Menge um sich herum vergessen möchte, tanzt einfach eng umschlungen im Scheinwerferlicht. Ganz so, als wäre niemand da.
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