Landeshauptstadt: Das Sterben der Kneipen blieb aus Ein Jahr Rauchverbot: Neue Kunden gefunden
Babelsberg - An einem Tisch hinter der Theke sitzen Frauen mit Kindern und unterhalten sich lebhaft. Vor der Eingangstür zum Café steht ein junger Mann, der eine Zigarette in der Hand hält und den Rauch in die Abendluft bläst.
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Babelsberg - An einem Tisch hinter der Theke sitzen Frauen mit Kindern und unterhalten sich lebhaft. Vor der Eingangstür zum Café steht ein junger Mann, der eine Zigarette in der Hand hält und den Rauch in die Abendluft bläst. Seit Einführung des bundesweiten Rauchverbotes in Kneipen und Gaststätten vor etwa einem Jahr hat das Café „Konsum“ in Potsdam-Babelsberg durchaus neue Gäste gewonnen, wie Mitarbeiter Arne Boltze sagt. Darunter seien Erwachsene mit Kindern, die die gesündere Luft schätzten – und vorher das verqualmte Einraum-Café, das gleich neben dem Thalia-Kino liegt, lieber gemieden hätten.
Auch der Brandenburger Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) zieht keine vernichtende Bilanz des umstrittenen Gesetzes. „Das große Kneipensterben ist ausgeblieben“, sagt Hauptgeschäftsführer Bodo Rückschlag.
Die Einführung des Rauchverbots am 1. Januar 2008 hatte zu heftigen Debatten geführt. Während das Rauchen in öffentlichen Gebäuden und Ämtern verboten ist, war es zunächst in Kneipen und Gaststätten nur noch in abgetrennten Räumen erlaubt. Einige Kneipen- und Diskothekenbetreiber zogen schließlich vor das Bundesverfassungsgericht. Ende Juli kippte Karlsruhe das Rauchverbot dann soweit, dass bis zu einer Neuregelung reine Einraum-Schankkneipen ohne die Ausgaben von Speisen mit weniger als 75 Quadratmetern vom Rauchverbot ausgenommen sind – sofern Jugendliche keinen Zutritt haben. Nach den Worten der Richter wäre allerdings ein striktes Rauchverbot in allen Lokalen möglich.
Dass es soweit kommt, glaubt Roy Kayser vom Lokal „Gleis 6“ in Babelsberg. „Ich denke, wir werden ein komplettes Rauchverbot bekommen.“ Nicht zuletzt, um das Personal am Arbeitsplatz zu schützen. Um sein verwinkeltes Lokal mit zwei Eingängen für das Rauchverbot tauglich zu machen, habe er kaum umbauen müssen. Einen abgetrennten Bereich habe es schon gegeben, nötig seien nur Arbeiten an der Lüftungsanlage gewesen. „Uns hat das Verbot nicht erkennbar geschadet“, sagt Kayser. Leticia Witte
Leticia Witte
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