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Landeshauptstadt: Das Treffen der „Software-Kommunisten“

Linux-Tag auf dem Campus Griebnitzsee: Kostenlose Software-Alternativen anstatt Kommerz

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Babelsberg - „Software herzustellen ist nicht wie ein Auto zu produzieren. Sobald man das erste Exemplar eines Programms hergestellt hat, sind die Kosten für die Herstellung einer weiteren Million Kopien sehr gering.“ Wie seine Entwickler das frei verfügbare Betriebssystem „Debian“ mehr oder weniger verschenken können, scheint nun also erklärt. Doch dass es um mehr geht, als um reine Wohltätigkeit, lässt die nachfolgende Zeile auf der Internetseite der Software-Schöpfer erahnen: In Klammern geschrieben fügen sie hinzu: „Es gibt gute Gründe, warum Microsoft so viele Milliarden auf der Bank hat“.

Am 7. Brandenburger Linux-Infotag, der letzte Woche Samstag auf dem Campus in Griebnitzsee stattfand, ging es nicht nur um „Linux“, „Debian“ oder andere nützliche freie Software. Es geht den Programm-Entwicklern vielmehr um die Vermittlung einer neuen Weltanschauung, jenseits von Microsoft und Windows. „Es muss nicht alles hunderte von Euros kosten“, erklärt der Organisator des Linux-Infotages Uwe Berger.

„Wir zeigen den Computernutzern günstige bis kostenlose Alternativen, die mindestens genauso gut sind wie Microsoft-Produkte.“ Nicht vom Kommerz abhängig zu sein, von den großen Software-Giganten, darum ginge es den Teilnehmern. Und erst recht gehe es nicht um Geld oder Profitsteigerung. „Wir werden nicht ohne Grund oft auch als Software-Kommunisten bezeichnet“, fügt das Gründungsmitglied des Brandenburger Linux User Group e.V lächelnd hinzu.

„Wir“, das sind die LUG genannten „Linux User Groups“ in Berlin und Brandenburg – mittlerweile eine große Gemeinschaft, die sich gegenseitig hilft und die eben jene Open-Source-Ideologie verbindet. Der jährlich stattfindende Infotag wird von den Entwicklern dazu genutzt, Erfahrungen auszutauschen oder an großen Gemeinschaftsprojekten weiter zu arbeiten – „sich einfach nicht nur zwischen Einsen und Nullen, sondern auch einmal im echten Leben zu sehen“, so Berger.

Doch der „BLIT“ ist nicht nur ein Symposium für Spezialisten in Codes und Quelltexten. Auch die Potsdamer „Freifunk“-Bewegung stellte sich hier vor. „Freifunk“ ermöglicht es den Bürgern der Landeshauptstadt, an vielen urbanen Orten kostenlos ins Internet zu gelangen. „Das funktioniert nur, weil Freiwillige ihre Freizeit und ihre kabellose Internetverbindung spenden“, erläutert das Mitglied Sebastian Semmler. Damit wären die Menschen nicht mehr auf teure Verträge angewiesen.

Mittlerweile sei dieser kostenlose WLAN-Zugriff an 40 Punkten der Potsdamer Innenstadt möglich, darunter auch im „KuZe“, im „Pub á la Pub“ und in vielen anderen Kneipen. „Und wer sich als armer Student keine WLAN-Antenne leisten kann, dem helfen wir gerne, sich selbst eine zu basteln“, fährt der 25-Jährige fort. Er selbst ist BWL-Student in Potsdam – „aber einer von den guten“, versichert der „Freifunk“-Genosse schmunzelnd. Martin Gätke

Martin Gätke

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