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Das „größte Kunstwerk“ der Schlösserstiftung. Ein Fünftel des Fußbodens im Marmorsaal soll bis zum kommenden Frühjahr saniert und damit begehbar sein.

© B. Settnik / dpa

Landeshauptstadt: Das Vermächtnis des „Steinfreaks“

Marmorsaal im Neuen Palais zum Friedrich-Jubiläum wieder begehbar. Bislang 76 000 Euro gespendet

Von Peer Straube

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Sanssouci - Es ist das Puzzle des Königs. 600 Quadratmeter groß, einzigartig in Europa, womöglich gar auf der Welt. Für Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Schlösserstiftung, ist er nichts weniger als „unser größtes Kunstwerk“ – der Marmorfußboden im Marmorsaal im Neuen Palais.

Wenn am 28. April die große Jubiläumsausstellung zum 300. Geburtstag Friedrichs II. eröffnet wird, soll das Meisterwerk barocker Raumdekoration bekanntlich wieder begehbar sein. Rund ein Fünftel des Fußbodens wollen die Stiftungsrestauratoren bis dahin instand gesetzt haben, jenen Teil, über den künftig die Besucher wandeln dürfen – auf einer Plexiglasbrücke, der das sensible Kunstwerk vor neuen Schäden schützen soll.

Ein kleines Stück haben die Restauratoren bereits nahezu fertig, nur die Politur fehlt noch. Zur Fixierung des Materials wurde Schmelzkleber verwendet – ein traditioneller Leim für Steine aus Kolofonium, Bienenwachs und Steinmehl, wie Steinrestaurator Stephan Klappenbach am Montag bei einem Rundgang erklärte.

Dorgerloh zeigte sich erfreut über die Fortschritte bei der Restaurierung. „Das liegt auch an den eingegangenen Spenden“, sagte der Stiftungschef. 76 000 Euro seien bereits eingenommen worden – etwas mehr als ein Drittel der insgesamt erhofften Summe. Für die Rettung des bedrohten Fußbodens hatte die Stiftung die Aktion „Ein Quart Geschichte“ ins Leben gerufen. Jeder Spender kann sich ab zehn Euro an der Restaurierung beteiligen. Ein ganzes Quart, ein historisches Papierformat, kostet 40 Euro.

Mit seiner Eile beim Bau des Neuen Palais’ hat Friedrich II. die Restauratoren vor enorme Herausforderungen gestellt. „Ich kenne keinen Fall, wo ein Marmorfußboden auf einer Holzbalkendecke verlegt wurde“, sagte Klappenbach. Geraten hatte man dem König zu einer flachen Gewölbedecke, auf der sich die gewaltige 90-Tonnen-Last des Marmors besser verteilt hätte. Doch Friedrich wollte Kosten sparen. „Holz und Marmor – das verträgt sich nicht“, so Klappenbach. Die Schwingungen des Holzes seien es vor allem, die die Schäden im starren Stein verursacht hätten. Um die zahlreichen Fehlstellen und Risse auszubessern, hat die Stiftung in Marmorbrüchen in ganz Europa gekauft – in Italien, Frankreich und in Polen, denn aus den frisch eroberten schlesischen Brüchen hatte auch der Alte Fritz damals Marmor kommen lassen.

„Friedrich war ein Steinfreak“, sagte Dorgerloh. Die verschiedenfarbigen Marmorarten habe der Monarch ganz bewusst eingesetzt. „Ich hätte mir nur gewünscht, dass er bei den tragenden Konstruktionen genauso sorgsam vorgegangen wäre wie bei den Oberflächen“, seufzte der Stiftungschef. Denn weil die unter dem Marmorfußboden liegende Decke zum Grottensaal gehört und ebenfalls eine einzigartige Kostbarkeit ist, können die Restauratoren nur unter größten Schwierigkeiten Arbeiten am Innenleben der Decke ausführen.

Die Hauptarbeiten an Fußboden und Grottensaaldecke beginnen daher auch erst 2013, nach der Friedrich-Ausstellung. 4,4 Millionen Euro hat die Stiftung dafür veranschlagt. Der größte Teil speist sich aus dem 155-Millionen-Euro-Masterplan, den der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg für die preußischen Schlösser aufgelegt haben. Bis 2017 soll der Marmorsaal noch eine andere Kostbarkeit zurückbekommen: Hauchdünne Blumengirlanden aus feuervergoldetem Messing zierten einst die Säulenreliefs an den Wänden. Irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie eingelagert und sollen nun nach und nach restauriert und wiederangebracht werden.

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