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Mit dem Nudelholz: Kinder beim Zermahlen von Kakao-Bohnen.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Das wahre Gold der Azteken

Neue Mitnasch-Ausstellung „Kakao und Schokolade“ bis Februar in der Biosphäre

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Begeisterung für Schokolade zu wecken, ist eigentlich nicht schwierig: Etwa 80 Tafeln von der „Speise der Götter“, wie sie die Azteken nannten, verzehrt jeder Deutsche pro Jahr. Nur: „Die wenigsten wissen, wie Kakao überhaupt aussieht, geschweige denn wie er schmeckt“, sagt Stefanie Bracht von der Biosphäre.

Diesem Mangel hilft die Biosphäre am Volkspark mit der gestern eröffneten Kakao- und Schokoladenausstellung „zum Mitnaschen“ ab: Kinder können in der angeschlossenen Werkstatt gleich selbst Schokolade herstellen. Gerade ist eine Grundschulklasse eifrig damit beschäftigt, auf Strohmatten mit einer nudelholzähnlichen Walze geröstete Kakao-Bohnen zu zermahlen, das gewonnene Pulver zu sieben und anschließend zusammen mit Kakao-Butter und Zucker in einem Fondue zu schmelzen. Die Kinder gießen die Masse in kleine Förmchen, stellen sie kühl – und können nach kurzer Zeit selbst gemachte Schokolade verputzen. „Genauso, mit diesen Reibesteinen, wird noch heute in mexikanischen Straßencafés täglich Schokolade hergestellt“, erklärt Walter Karl vom „Museum im Koffer e.V.“, der die Ausstellung organisiert. Auch sonst zieht sich das Thema Schokolade durch die ganze Biosphäre: Neben der Werkstatt und fair gehandelter Schokolade im Biosphäre-Shop gibt es im Schmetterlingshaus neuerdings den ocker-orangefarbenen Schokoladen-Falter zu bewundern.

Das Mitnaschen ist bei der Schau, die bis zum 14. Februar läuft, Pflicht: Während an den Wänden über historische Schokoladenproduktion informiert oder beantwortet wird, wie eigentlich Pralinen gemacht werden, liegen auf Podesten frische Kakao-Frucht-Hälften: „Wer will, kann gerne selbst die Bohnen herauspulen oder vom Fruchtfleisch kosten“, sagt Bracht. Ein paar Schritte weiter kann man die Entwicklung von der bitteren Bohne hin zum Kakao-Pulver nachvollziehen. Zusammen mit Mais und Pfeffer brauten die Azteken daraus eine Art Trinkschokolade namens Xococatl – natürlich kann man auch selber einen Schluck probieren: Das scharfe Getränk wärmt angesichts der Außentemperaturen gut durch. Der Trunk war nach seiner Einführung in Europa lange Zeit ein Luxusgetränk fürs spanische Königshaus. Allmählich wurde Schokolade populärer, galt sogar als Stärkungs- und Potenzmittel. Aber erst im 19. Jahrhundert gelang es, die Bohnen nicht nur wie Kaffee aufzugießen, sondern in feste Form zu bringen. Als Schokolade ein Massenprodukt wurde, musste auch für sie geworben werden, wie viele nostalgische Abbildungen alter Sarotti- oder Suchard-Reklamen zeigen. Sogar einen zwei Meter hohen Schokoladen-Automaten ließ Ludwig Stollwerck um die Jahrhundertwende aufstellen, der per Münzeinwurf Naschereien auswarf.

Die Kakaobohnen – „das wahre Gold der Atzteken“ – galten bei den mexikanischen Ureinwohnern nicht nur als Nahrungs- sondern auch als Zahlungsmittel. Eine Kakao-Bohne hatte den Wert einer Tomate, für vier bekam man einen Kürbis, für 50 eine Sklavin. Erik Wenk

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