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Sport: „Das wäre eine absolute Schweinerei“

Schul-WM: Potsdamer wollen Betrugsvorwürfen gegen China auf den Grund gehen

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Wie golden schimmert das WM-Silber der Fußballerinnen der Potsdamer Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“ bei der Schulfußball-WM in Antalya wirklich? Im Gruppenspiel hatten sie China mit 3:0 bezwungen, im Finale waren sie Ostersonntag den Chinesinnen erst im Penaltyschießen unterlegen. Jetzt vermeldet die US-Nachrichtenagentur AP, immerhin eine Weltagentur, über ihren Pekinger Korrespondenten, dass laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua und der größten chinesischen Sportzeitung „Titan-Sports“ in der Türkei nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei.

Die Schule aus Daping habe unerlaubte Spielerinnen eingesetzt. „Der Großteil an Spielerinnen ging nie dort zur Schule“, schreibt AP-Reporter Chi Chi Zhang. Immer wieder wird vermutet, dass in Chinas Nachwuchssport insbesondere bei Altersfragen systematisch betrogen wird.

Potsdams Lehrertrainer Jürgen Theuerkorn bestärkt solche Vorwürfe. „Ich habe das fast geahnt. Was in Antalya abging, war höchst ungewöhnlich. Wir haben zum Beispiel auf einem Formular für alle Spielerinnen bestätigt, das sie ganztags zur Schule gehen und nicht nur zum Training kommen. Dieses Formular wurde nie eingesammelt. Vermutlich gab es so viel Betrug, das sonst Chaos entstanden wäre und das Turnier vielleicht gar nicht stattgefunden hätte.“

Auch altersmäßig könnte laut Theuerkorn nicht alles in Ordnung gewesen sein. „Die hatten da zwei Stürmerinnen, die gespielt haben, wie ich es noch nie gesehen habe“, sagt der Potsdamer. „Es wäre eine absolute Schweinerei, wenn da was faul sein sollte. Ich werde alles daran setzen, um die Sache aufzuklären. Das bin ich den Mädels schuldig. Wir haben ordentlichen, sauberen und fairen Sport getrieben.“ Theuerkorn will das Gold jetzt am grünen Tisch holen. Als eine Genugtuung quasi, denn die Mannschaft habe das als gefühlter Sieger verdient. „Das muss jetzt weiterverfolgt werden“, so Theuerkorn, der über die Instanzen gehen will.

Das Brandenburgische Sport- und Bildungsministerium ist jetzt informiert und eingeschaltet. Minister Holger Rupprechts Sprecher Stephan Breiding sagte auf Anfrage: „Wir werden diesen Hinweisen nachgehen und dann entsprechende Maßnahmen einleiten, falls betrogen wurde.“ Rainer Hennies

Rainer Hennies

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