Landeshauptstadt: „Das wäre eine Blamage“
Vor TMB-Abstimmung: Dehoga warnt Stadtpolitik
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Weniger Touristen, weniger Einnahmen, dazu ein Imageschaden: Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) warnt vor drastischen Folgen, sollten die Stadtverordneten am morgigen Mittwoch erneut die kurzfristig vorgelegte Vertragsverlängerung mit der landeseigenen Tourismus-Marketing Brandenburg (TMB) ablehnen. Dann stünde Potsdam ab nächstem Monat ohne Touristeninformationen da, sagte Brandenburgs Dehoga-Chef Olaf Lücke am Montag auf PNN-Anfrage: „Das wäre eine große Blamage, das möchte ich mir nicht vorstellen.“
Die steigende Zahl der Potsdam-Besucher in den vergangenen Jahren sei auch auf die gute Arbeit der TMB zurückzuführen, so Lücke. Und die Konkurrenz zwischen den Städten um Touristen sei groß: „Man muss für sich werben.“ Insofern sei Potsdam auch kein Selbstläufer. Wie berichtet ist mit der Vertragsverlängerung für die TMB eine deutliche Aufstockung der Zuschüsse verbunden: Statt 600 000 Euro soll die TMB im nächsten Jahr 944 000 Euro erhalten. Doch das hatte der Hauptausschuss am vergangenen Mittwoch trotz Warnungen aus der Stadtverwaltung mit knapper Mehrheit abgelehnt.
Die TMB verwies auf negative Folgen, sollte der Vertrag nicht verlängert werden. Dann würden die Touristeninformationen am Hauptbahnhof und in der Brandenburger Straße geschlossen und die Verträge von rund 35 Mitarbeitern noch in diesem Monat auslaufen, sagte TMB-Chef Dieter Hütte vor Journalisten. Die Erhöhung sei nötig, weil man in den vergangenen Jahren nicht kostendeckend gearbeitet habe – allein 2013 machte man 50 000 Euro Verlust – und wegen steigender Touristenzahlen sogar noch mehr Personal einstellen musste. Zudem biete die TMB nach einem Gerichtsurteil keine eigenen Stadtrundfahrten mehr an, auch diese Einnahmen fehlten. Vor diesem Hintergrund habe man zum Ende des Jahres mit der Stadt einvernehmlich einen seit zehn Jahren laufenden Vertrag gekündigt. Doch eine von der Stadt angeschobene Ausschreibung für einen neuen Dienstleister blieb zunächst erfolglos – so soll nun wieder die TMB einspringen. „Für all solche Punkte würde ich mir in der Politik mehr Verständnis wünschen“, so Hütte.
Im Hauptausschuss enthalten hatten sich CDU und Grüne. CDU-Fraktionschef Matthias Finken sagte, das weitere Vorgehen müsse noch beraten werden – doch könne er die Steigerung nicht nachvollziehen. Grünen-Fraktionschef Peter Schüler fragte, ob nicht auch eine billigere Übergangslösung möglich sei. TMB-Chef Hütte sagte, er sehe keine Verhandlungsmasse – würden die Stadtverordneten weniger Geld genehmigen, müssten Leistungen gekürzt werden. Linke-Oppositionschef Hans-Jürgen Scharfenberg warf Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) vor, das Problem völlig unterschätzt zu haben.HK
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