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Sport: „Das wird noch ein hartes Gefecht“
Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder über die erste Bundesliga-Halbserie und Planungen für 2010
Stand:
Vorzeitig schonmal Glückwunsch zum Deutschen Meistertitel 2010, Herr Schröder.
Warum? Davon sind wir noch weit entfernt.
Als Turbine Potsdam im Dezember 2005 letztmals Herbstmeister der Frauenfußball-Bundesliga war, folgte ein halbes Jahr später der souveräne Titelgewinn mit vier Punkten Vorsprung vor dem FCR Duisburg. Jetzt steht die von Ihnen trainierte Truppe wieder ganz vorn – ist das kein gutes Omen?
Ja, aber wir haben jetzt andere und Duisburg hat bessere Spielerinnen als damals. Das wird noch ein hartes Gefecht werden, wobei wir den FFC Frankfurt nicht vergessen wollen, der sich wieder gesteigert hat und auch noch mit im Geschäft ist. Diese drei Mannschaften, die jetzt vorn stehen, werden den Titel unter sich ausmachen. Optimistisch stimmen könnte uns eigentlich die Tatsache, dass wir bisher in der Rückrunde immer wesentlich besser gespielt haben als in der Hinserie. Man könnte also davon ausgehen, dass wir auf einem guten Weg sind.
Potsdam tanzt noch auf allen drei Hochzeiten – Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League. Ihnen stehen also schöne Weihnachten ins Haus, oder?
Wenn wir die beiden noch ausstehenden Heimspiele am Sonntag gegen Saarbrücken und dann vor allem am nächsten Samstag im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Frankfurt – ein für uns äußerst wichtiges Spiel – gewinnen würden, wäre Weihnachten zu ertragen.
Hatten Sie erwartet, mit Turbine zur Bundesliga-Halbzeit ganz oben zu stehen?
Nein, da wir vorab nicht wussten, wie sich unsere neue Mannschaft zusammenrauft, denn wir hatten keine gemeinsame Saison-Vorbereitung unserer Nationalspielerinnen mit dem Rest der Mannschaft.
Worauf basiert Ihrer Meinung nach Potsdams Erfolg?
Das liegt zum einen an unseren Neuzugängen, die sich gut eingefügt haben. Zum anderen hat sich auch die ganze Mannschaft in ihrer Substanz gefestigt. Wir haben ja viele junge Spielerinnen, die immer noch in der Entwicklung sind. Babett Peter hat sich nach vorn zu einer absoluten Stammspielerin der Nationalmannschaft entwickelt, Bianca Schmidt ist auf dem Sprung, Stammspielerin zu werden. Über Anja Mittag und Fatmire Bajramaj muss man nicht viele Worte verlieren. Auch unsere jungen Spielerinnen sind immer in der Lage, eine gute Partie abzuliefern.
Muss sich Turbine angesichts der bisher sehr gut laufenden Saison im Winter noch personell weiter verstärken?
Ja. Wir haben noch ein, zwei internationale Spielerinnen im Auge, um die hohe Belastung unserer Mannschaft zu kompensieren. Wir hatten fünf, sechs englische Wochen hintereinander und werden auch im nächsten Jahr vor solchen Kraftakten stehen. Neben den eigenen Aufgaben kommen beispielsweise die Vorbereitung der U20-Auswahl mit vier, fünf unserer Spielerinnen auf die WM 2010, dazu zusätzliche Länderspiele, die vom DFB ohne Abstimmung mit den Liga-Vertretern vereinbart wurden, und der Algarve-Cup. Dadurch ist die Belastung unserer Leistungsträgerinnen hoch. Außerdem ist nicht auszuschließen, dass sich auch mal eine Spielerin verletzt. Daher benötigen wir noch ein, zwei gute Leute, um das kompensieren zu können.
Für welche Mannschaftsteile suchen Sie noch Verstärkung?
Ich denke vor allem an das defensive Mittelfeld und an die Abwehr.
Kürzlich dachten Sie öffentlich über eine Veränderung ihres derzeitigen Erstliga-Kaders nach
Dabei geht es um unsere beiden U17-Nationalspielerinnen Jennifer Cramer und Kristin Demann, die wir eventuell ab Januar mit ins Bundesliga-Training einbeziehen wollen. Sie sollen merken, dass wir sehr interessiert an ihrer Entwicklung sind. Ob wir dafür andere Spieler runter zur zweiten Mannschaft schicken, ist noch offen.
Am Sonntag kommt nun der Tabellenneunte Saarbrücken nach Potsdam. Ist Turbines Spitzenposition dann in Gefahr?
Hätte Saarbrücken nicht vor drei Wochen ein 1:1 in Duisburg erreicht, wodurch wir erst Spitzenreiter geworden sind, wären wir vielleicht sorgloser. So aber werden wir die Partie am Sonntag natürlich sehr sehr ernst nehmen, um uns nicht auch überraschen zu lassen. Wir haben mit Blick auf das Pokalspiel gegen Frankfurt aber nochmal das Training angezogen. Deshalb kann es passieren, dass wir jetzt gegen Saarbrücken – wie schon zuletzt gegen Wolfsburg – keine brillante Leistung bringen, weil derzeit die Lockerheit fehlt.
Bis wann werden Sie Ihren Spielerinnen über die Feiertage frei geben?
Wir beginnen mit dem Training wieder am 8. Januar traditionell mit einem Wochenende in Zinnowitz, wo wir schon in den vergangenen Jahren gute Bedingungen hatten. Wir werden die drei Tage an der Ostsee als Vorbereitung für die dann anstehenden drei Hallenturniere nutzen. Eine Woche später wird sich die Mannschaft teilen und sowohl in Kiel als auch in Bielefeld antreten, und dann kommt der DFB-Hallencup, bei dem wir unseren Titel verteidigen wollen.
Das Interview führte Michael Meyer.
Anpfiff ist am Sonntag um 11 Uhr.
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