Landeshauptstadt: Das Wunder vom Neuendorfer Anger
Förderverein baut historische Kirche wieder auf / Paten für 200 Sterne an der Kirchendecke gesucht
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Förderverein baut historische Kirche wieder auf / Paten für 200 Sterne an der Kirchendecke gesucht Babelsberg - Goldene Sterne funkeln von der hellblauen Decke, die neue Fassade erstrahlt in hellem Beige. Weitgehend unbemerkt von der großen Öffentlichkeit ist am Neuendorfer Anger die Mitte des 19. Jahrhunderts von König Friedrich Wilhelm IV. entworfene Dorfkirche neu entstanden. Von der einstigen Ruine, in der Vögel brüteten und Birken wuchsen, zeugen heute nur noch Fotos. Bürgerproteste hatten in der DDR den Abriss verhindert. Eine lokale Initiative stritt für die Rekonstruktion, 1999 war Baubeginn. „Nach dem Wiederaufbau der alten Dorfkirche sollen hier nicht nur Taufen und Gottesdienste stattfinden, sondern auch Theateraufführungen und Konzerte“, erläutert Friedrich Wilhelm Franke vom Verein „Alte Neuendorfer Kirche“. Der Maurermeister ist einer von 20 Vereinsmitgliedern, die seit sechs Jahren für die Instandsetzung des 150 Quadratmeter großen, achteckigen Gebäudes bei Spendern und Handwerkern Gelder und Tatkraft eingeworben haben. 200 000 Euro staatliche Fördermittel für den Denkmalschutz hat der Verein bekommen, alles andere wird ehrenamtlich organisiert. Der Wert der kleinen Dorfkirche sei nicht in Geld aufzuwiegen, sagt Franke. Weit mehr noch zählt das bürgerschaftliche Engagement für das Projekt. „Die Gewerke haben oft nur für einen Handschlag gearbeitet“, schwärmt der 66-jährige Handwerker. Auch Franke hat selbst Hand angelegt. Mit einem Kollegen hat er „zum ersten Mal im Leben“ ein neugotisches Kreuzgewölbe errichtet. Knapp 1 000 Sterne sollen später von der Kirchendecke strahlen, rund 800 leuchten bereits in den Gewölbekappen des knapp elf Meter hohen Innenraums. Um die Kosten von rund 40 000 Euro aufzubringen, hat der Verein Sternpaten gesucht. Als Dank für die Spende erhält jeder Pate eine Karte mit den Koordinaten „seines“ Sterns. Für 200 Sterne werden noch Paten gesucht. „Im Landbuch Kaiser Karls IV. wird der Ort Neuendorf 1375 erstmals erwähnt“, berichtet Franke, der selbst am Anger aufgewachsen ist. Um 1850 entstand ein Bau im romanischen Stil. Die Gemeinde wuchs, neben der Dorfkirche wurde zum Ende des Jahrhunderts die Bethlehemskirche gebaut. Der kleinere achteckige Sakralbau wurde ab 1899 als Lagerraum, später als Glaserei genutzt. Als Ersatz für die im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Bethlehemskirche wurden dann in der alten Dorfkirche erneut Gottesdienste gefeiert. Die Ruine der Bethlehemskirche wurde 1952 gesprengt und abgerissen. Ende der 70-er Jahre sollten der Anger und damit auch die Dorfkirche einer zweispurigen Zufahrt zur Schnellstraße weichen. 1979 brach während der Abrissarbeiten das Gewölbe ein. Heftige Bürgerproteste erreichten dennoch einen Abrissstopp und den Erhalt der Kirchenruine. Nach anfänglicher Ablehnung durch die Stadtverordneten konnte die Initiative vor fünf Jahren mit dem Wiederaufbau beginnen. Im nächsten Jahr sollen alle Bauarbeiten beendet sein. Franke will bis zur Eröffnung weiterhin dreimal wöchentlich Besucher durch die einst totgesagte Kirche am Neuendorfer Anger führen.
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