Homepage: Daten sammeln für Debatten
Studenten bereiteten Bürgerprojekt vor
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Potsdamer Studenten haben jetzt dafür gesorgt, dass die Rathenower ordentlich diskutieren können – über ein Leitbild für ihre Stadt. Die Bürger sollen so die Geschicke ihrer Kommune beeinflussen. Ein Stadtforum als Auftaktveranstaltung wurde in der vergangenen Woche gestartet. Zuvor hatten die Studierende der Universität Potsdam mit einer sogenannten aktivierenden Befragung die Grundlage für den Debattenprozess gelegt. Die Ergebnisse sind nun als Broschüre im Universitätsverlag erschienen.
Prof. Heinz Kleger hat das Projekt betreut und ist von den Bemühungen der Rathenower begeistert: „Dieser Versuch könnte beispielgebend für andere Kleinstädte in Brandenburg sein.“ In drei Umfragen wurden die Rathenower zunächst nach ihrer Einschätzung der Lebensverhältnisse befragt. Die Studierenden haben selbst eine dieser Umfragen durchgeführt. Dabei ging es nicht nur um die Datensammlung sondern auch um Informationen über den Beteiligungsprozess. „Alle Studenten waren intensiv vorbereitet, um Fragen der Bürger zu beantworten“, erklärt Kleger. So sei es möglich gewesen, eine große Zahl von Interessenten für das Stadtforum und die folgenden Arbeitsgruppen zu begeistern. In diesen sieben Workshops sollen die Rathenower nun verschiedene Aspekte der Stadtentwicklung bearbeiten und Vorschläge für die Verwaltung erarbeiten. Basis der Debatte sind die von den Studenten zusammengestellten Umfrageergebnisse. Ein solches Stadtforum ist nicht neu – Berlin oder Basel haben Ähnliches mit unterschiedlichem Erfolg in der Vergangenheit versucht. Doch in Rathenow könne der Prozess sehr erfolgreich sein, sagt Kleger. Rathenow habe als Kleinstadt die richtige Größe. „Durch die Landesgartenschau und die Ansiedlung des Unternehmens Fielmann hat die Stadt einen neuen Schwung, eine neue Gegenwart bekommen“, erklärt der Politikwissenschaftler. Es herrsche wieder der Glaube: Wir sind doch wer! Wichtig sei es nun, diesen Schwung zu nutzen, ohne „falsche Erwartungen“ zu wecken.
Ob die Bürger dann mit ihren Ideen tatsächlich einen nachhaltigen Beitrag zur Stadtentwicklung liefern, müsse sich zeigen. Kleger zeigte sich allerdings zuversichtlich, wenn es gelänge, dass die Politik die Vorschläge der Bürger aufgreife. Wichtig sei hier vor allem die Rathausspitze. Der Bürgermeister als „Meister-Bürger“ müsse den Prozess vorantreiben. Das sei bisher in Rathenow vorbildlich geschehen und mache Mut für die Zukunft, so Kleger. Rathenow könnte Beispiel für andere Kommunen werden. Die mit Kommentaren des Politikwissenschaftlers versehene Broschüre bietet zumindest schon mal einen Einstieg in die Möglichkeiten, die eine intensive Bürgerbeteiligung den Brandenburger Kleinstädten bieten kann.Bodo Baumert
Heinz Kleger, Rathenow 2020, Stadt der Bürgerschaft, Eine brandenburgische Kleinstadt sucht ihren Weg, Universitätsverlag Potsdam, www.ub.uni-potsdam.de/verlag.htm
Bodo Baumert
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