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Verkehrsprobleme. In der Zeppelinstraße sind die Abgaswerte zu hoch. Dagegen soll eine Verengung der Straße helfen. Autofahrer fürchten eine weitere Staufalle. Baustellen und Behinderungen zählen für autofahrende Potsdamer zu den größten Problemen der Stadt.

© A. Klaer

Bürgerumfrage in Potsdam: Dauerärgernis Verkehr

Die Potsdamer leben gern in der Stadt, bemängeln aber hohe Mieten, Staus auf den Straßen und Parkgebühren. Das ergab eine Bürgerumfrage der Stadtverwaltung.

Stand:

„Potsdam wird keine autogerechte Stadt sein.“ Mehrfach wiederholte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am gestrigen Montag diesen Satz. Für Autofahrer wird sich also an den vielen Ampeln und Baustellen, an den vollen Straßen nichts ändern. Dabei sehen die Potsdamer im Straßenverkehr die größte Herausforderung für die wachsende Stadt, wie aus der dritten Bürgerumfrage hervorgeht, die im vergangenen Herbst durchgeführt und deren Ergebnisse jetzt veröffentlicht wurden. Rund 41 Prozent der Befragten nannten vor allem Staus und Baustellen als die größten Probleme in Potsdam. Fast jeder Fünfte ist zudem mit der Wohnsituation und den hohen Mieten unzufrieden.

Insgesamt wurden für die repräsentative Umfrage 5200 zufällig ausgewählte Potsdamer angeschrieben. 37,1 Prozent oder rund 1930 davon antworteten. Die PNN listen auf, welche Erkenntnisse sich aus der aktuellen Umfrage noch ergeben.

Grundsätzlich zufrieden

Die meisten Potsdamer leben offensichtlich gerne an der Havel. Knapp 90 Prozent der Befragten geben ihrer Stadt erneut ein gutes Gesamtzeugnis. Auch die gefühlte Lebensqualität der Menschen stieg demnach an. Jakobs nannte die Umfrage ein „Blitzlicht zur Stimmungslage“, die belege, dass die Stadtverwaltung auf einem guten Weg sei.

Der Verkehr ist mit Abstand das größte Problem für die Landeshauptstadt. Die Verwaltung sei ständig damit beschäftigt, Lösungen zu finden, sagte Oberbürgermeister Jakobs. Er sprach vor allem die Diskussion um die Zeppelinstraße an. Hier müsse regulierend eingegriffen werden, auch wegen der dort gemessenen Schadstoffwerte. Wie berichtet will die Stadt die Zeppelinstraße nächstes Jahr in einer mindestens drei Monate dauernden Testphase teils verengen, um die Zahl der dort fahrenden Autos zu verringern. Das Vorhaben war in den vergangenen Monaten scharf kritisiert worden. Auch das Parkplatzangebot und die dafür fälligen Gebühren in der Innenstadt sehen viele Potsdamer kritisch. Beide Punkte stehen am Ende der Zufriedenheitsskala. Er müsse damit leben, dass die Autofahrer in Potsdam wohl nicht zufriedengestellt werden könnten, sagte Jakobs dazu.

Besser ist der Ruf der Fahrradwege und des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Rund 57 Prozent zeigten sich mit dem Liniennetz und knapp jeder zweite Befragte mit den Taktzeiten zufrieden. Dabei fällt auf, dass Anwohner der nördlichen Ortsteile wesentlich unzufriedener mit der Verkehrsanbindung sind. Wie berichtet will der Verkehrsbetrieb (ViP) in den kommenden Jahren 50 Millionen Euro investieren und unter anderem eine Tramlinie bis zum Campus Jungfernsee und langfristig nach Krampnitz bauen.

Teure Mieten belasten Haushalte

Neben dem Verkehr sind hohe Mieten eines der Hauptärgernisse. So müssen der Bürgerumfrage zufolge die Potsdamer im Schnitt 31 Prozent ihres Einkommens für Mietzahlungen ausgeben. Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sich die Kaltmiete ihrer Wohnung in den vergangenen vier Jahren erhöht hat. In der Umfrage 2013 sagte das nur jeder Zweite.

Knapp 56 Prozent der Potsdamer schätzen ihre wirtschaftliche Situation als gut ein. 2013 waren es noch knapp die Hälfte der Befragten. Im Schnitt stehen einem Haushalt 2500 Euro monatlich zur Verfügung. Dennoch gelten 12,8 Prozent der Menschen in der Stadt als armutsgefährdet und verfügen über ein Einkommen von weniger als 1000 Euro. Darunter sind vor allem Erwerbslose, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderung sowie Schüler, Studenten und Auszubildende. Auch arbeiten ältere Menschen zunehmend häufiger über ihren Rentenbeginn hinaus weiter – knapp jeder Zehnte verdient sich etwas hinzu.

Grünflächen statt Nachtleben

Die Potsdamer sitzen gerne im Grünen. Knapp 70 Prozent von ihnen nutzen die vielen Grünflächen der Stadt regelmäßig. Ähnlich hoch waren die Werte in der Umfrage 2013. Auch das gastronomische Angebot und der Einzelhandel in der Innenstadt kommen demnach gut an. Auch in Potsdam könne man gut einkaufen, sagte dazu Jakobs. Wenig überraschend: Kaum überzeugen können das Potsdamer Nachtleben und die Schwimmbäder. Immerhin wird sich Letzteres vermutlich mit der Eröffnung des neuen Sport- und Freizeitbades am Brauhausberg ändern.

Die Potsdamer sehen den Zustrom von Flüchtlingen relativ gelassen. Laut der Umfrage rangiert das Thema an vierter Stelle der drängendsten Probleme. 69 Prozent der Befragten gaben im Herbst an, mit Flüchtlingen kaum in Kontakt zu kommen. Dass Potsdam eine tolerante Stadt ist, glauben 85,6 Prozent – der beste Wert seit drei Jahren. Trotz zahlreicher Bürgerveranstaltungen fühlen sich die Befragten über das Thema allerdings schlecht informiert.

Hier fällt auf, dass vor allem die Stadtteile Zentrum Ost und Am Stern in der Zufriedenheit absinken. Auch die Lebensqualität erhielt dort schlechtere Werte. Diese lägen immer noch auf einem guten Niveau, sagte Jakobs. Die nächste Bürgerumfrage soll im Frühjahr 2017 starten.

Stefan Engelbrecht

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