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Von Henri Kramer: Dauerstau bis 2012

Brauhausberg-Bewohner wütend über Verkehrsführung / Kuick-Frenz: Informationsbedürfnis unterschätzt

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Templiner Vorstadt - Gegen den täglichen Stau und den Unmut der Anwohner wegen der neuen Verkehrsführung am Brauhausberg will die Verwaltung weiter nur mit Detailänderungen vorgehen. Das wurde am Dienstagabend auf einer Bürgerversammlung in der Comenius-Schule deutlich, die genau an der seit 1. September dicht befahrenen Straße am Brauhausberg liegt. Seit Anfang der Woche ist die Leipziger Straße in Richtung Michendorf gesperrt, der Verkehr wird über den Berg geleitet. Anwohner klagen seitdem über Lärm, Autofahrer über lange Wartezeiten stadtein- und stadtauswärts. Nach Zählungen der Stadt rollen derzeit täglich rund 13 000 Autos in Richtung Michendorf.

Vor allem von einer Gegen-Maßnahme verspricht sich Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz viel: Die Ampelkreuzung Am Brauhausberg/Michendorfer Chaussee erhält ab morgen einen grünen Pfeil in Richtung Caputh, damit Autos mit diesem Ziel nicht mehr so lange warten müssen. Ob das reicht, ist fraglich. Selbst Elke von Kuick-Frenz bezeichnete die jetzige Variante als „Zwischenlösung“ – bis 2012. Dann erst könne es einen Umbau des Leipziger Dreiecks geben, der aus Sicht der Verwaltung die umgekehrte Verkehrsführung möglich machen würde: stadtauswärts über die Leipziger Straße, stadteinwärts über den Brauhausberg. Bis jetzt sei diese Variante nicht möglich, da sonst der Verkehr Richtung Zentrum mit den Fahrzeugen auf der Heinrich-Mann-Allee kollidiere und noch mehr Stau entstehe, heißt es. Warum der Umbau des Leipziger Dreiecks erst 2012 möglich sei, begründete die Beigeordnete mit fehlendem Geld: Wegen der Arbeiten in der Potsdamer Mitte seien alle Investitionsmittel gebunden.

Doch Mike Schubert will nicht bis 2012 warten. Der Chef der Potsdamer SPD wohnt in der Nähe und kennt die Situation. „Ich will einen Kostenplan der Maßnahmen am Leipziger Dreieck um eine Grundlage für mögliche Verschiebungen im Haushalt zu haben“, sagte er kurz nach der Bürgerversammlung. Dazu solle die gesamte Straße sofort „Tempo 30“-Zone werden, um den Lärm für die Anwohner zu reduzieren. Ebenso müsse eine Messstelle für die Luftbelastung aufgestellt werden. In der Versammlung entlud sich viel Wut über das Handeln der Verwaltung, die die neue Verkehrsführung nur mit wenigen Tagen Vorlaufzeit angekündigt hatte. Die Anwohner erfuhren von dem Vorhaben aus der Zeitung. „Der Wert meines Grundstücks hat sich von heute auf morgen um die Hälfte reduziert“, schimpfte einer der Betroffenen. Ein anderer Anrainer klagte, er komme wegen des Verkehrs besonders in den Morgenstunden kaum noch mit dem Auto aus seiner Grundstücksausfahrt hinaus. Sogar mit Wegzug droht ein Anlieger, wenn das Problem bis 2012 ungelöst bleibe: „Wenn die Autos hier im Stau stehen, stinkt es fürchterlich.“ Kuick-Frenz bedauerte, dass die neue Verkehrsführung erst so spät bekannt gegeben wurde: „Wir haben das Informationsbedürfnis unterschätzt.“ Gleichzeitig verteidigte sie das Vorhaben an sich: Die Maßnahme sei wegen der hohen Feinstaubbelastung in der Leipziger Straße nötig, zudem hätten die 1400 Schüler auf Hermannswerder nun einen sicheren Fahrradweg. Weiter hieß es, das Problem des lauten Verkehrs werde in der zweiten Phase des Lärmaktionsplans für die Landeshauptstadt angegangen - ab Ende dieses Jahres.

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